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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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sich Tondo, als hätte er einen Schlafenden vor sich. Er wartete einige Minuten, dann faßte er erneut um die Tür herum: Der Roboter hatte seine Hand wieder dicht dahinter gelegt. Jetzt zögerte Tondo nicht mehr. Zu stark lockte ihn das, was er hinter der Tür zu finden hoffte. Zentimeter für Zentimeter schob er die Hand des Roboters zurück – und endlich schwang die Tür auf. Tondo leuchtete mit Infrarotlicht hinein. Offenbar war der Roboter am Eingang allein, wer weiß, vielleicht war das dieser Aufseher.
    Tondo drückte sich an dem Roboter vorbei in die Höhle. Ja, diese hier wich ab vom Schema. Da war zum Beispiel eine waagerechte, glattpolierte Steinfläche aus der Felswand ausgearbeitet, und was darauf lag, das waren unverkennbar Schreibgeräte, Folie und Stifte. Und links, von einem Stein beschwert, befand sich ein ganzer Stapel solcher Folieblätter. Tondo nahm den Stein herunter, griff nach dem Stapel und steckte ihn in eine Außentasche des Schutzanzuges. Später, im Fahrzeug, wollte er die Schriften kopieren und die Originale vor Sonnenaufgang wieder zurückbringen. Denn hier hatte er den Beweis, daß es sich um eine Schrift der Roboter handelte und daß die Roboter damit arbeiteten! Auch wenn die Mitglieder der Räuberbande anscheinend nichts damit anzufangen wußten. Das bedeutete höchstens, daß sie… Plötzlich fiel ihm ein, daß es in der Geschichte der Menschheit ebenfalls Abschnitte gegeben hatte, in denen nur eine kleine Minderheit lesen und schreiben konnte…
    Aber für solche Überlegungen war jetzt keine Zeit. Tondo blickte sich um. Er suchte die Nische, die in den anderen Höhlen überall vorhanden und leider unzugänglich war. Hier war statt dessen ein Loch, das offenbar in eine zweite Höhle führte. Er kroch hindurch.
    Ein Blick zurück – ja, der Eingang lag, von hier aus gesehen, links, also konnte er sich wohl den Luxus einer normalen Beleuchtung leisten. Er klappte den Infrarotfilter hoch und blendete die Helmlampe voll auf.
    Die Höhle war ein Ersatzteillager wie jene dort im Kamelrücken, nur viel reichhaltiger, obwohl bedeutend kleiner. Es gab Werkzeuge und Roboterextremitäten, das da waren wohl Akkumulatoren, und hier, was war das? Kleine Stapel von verschieden großen, blauen Scheiben… Tondo nahm eine herunter und betrachtete sie. Sie war kreisrund, Durchmesser schätzungsweise drei Zentimeter, auf der einen Seite war die Sonne eingeprägt, dazu kleine Schriftzeichen am Rand, auf der anderen Seite ebenfalls Schriftzeichen, nur größer. Das größte davon, ja, das war ein Zahlenzeichen, sollte das…? Die Tür. Die sorgsam gehüteten Nischen in den anderen Höhlen. Nein, es konnte gar nichts anderes sein, das war die aufregendste Entdeckung bisher, das waren Münzen!
    Münzen, oder richtiger: djengi, money, in der Weltsprache existierte kein Wort dafür, und die Historiker benutzten wahlweise eine Vokabel aus den verbreitetsten Altsprachen, wenn sie diesen Begriff ausdrücken wollten. Er lachte auf, als er an die Möglichkeit dachte, Utta zu verblüffen. Sie würde bestimmt fragen, warum die Münzen kein Loch hatten, wie man sie denn so um den Hals oder als Armband tragen solle.
    Als er an Utta dachte, sah er auf die Uhr. Es war höchste Zeit zurückzukehren. Er nahm eine Münze von jedem Stapel, steckte sie ein und schlich aus der Höhle. Die Tür ließ er offen, er würde ja noch einmal zurückkehren. Utta sah sich die Karawane näher an. Die Träger und die Weißkittel lagerten am Eingang des Talkessels im Freien, und sie hatte wenig Mühe, die Traglasten zu untersuchen. Es handelte sich fast ausnahmslos um Werkzeuge, Ersatzteile für Roboter und ganze Rümpfe. Nur in zwei, drei Fällen konnte sie nicht feststellen, was sich in den Packen befand.
    Sie beschäftigte sich gerade mit einem dieser Gepäckstücke und war sich noch nicht ganz schlüssig, ob sie es riskieren sollte, einen der kleinen Beutel zu öffnen, die sich darin befanden, als sie hinter sich ein Geräusch hörte. Sie blickte sich um und sah einen weißbekittelten Roboter heranschwanken. Diesmal erschrak sie nicht wie noch vor kurzem in den Bergen, denn inzwischen hatte sie gründlich über das Verhalten der Roboter nachgedacht. Sie ließ sich einfach auf die Hände nieder, lief auf allen vieren herum und beobachtete dabei den Weißkittel. Der war stehengeblieben. Da packte Utta der Übermut. Sie krabbelte auf den Roboter zu und bellte wie ein Hund. Sie hätte gar nicht sagen können, wie sie

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