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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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den Robotern entgegenzufahren, aber Hellen widersprach. „Da wir immer weniger wissen, was hier eigentlich los ist“, sagte sie, „müssen wir fürs erste mit äußerster Vorsicht und Zurückhaltung vorgehen. Wenn wir wirklich ihr Ziel sind, warum sollten wir dann verraten, daß wir sie schon bemerkt haben? Und wenn wir nicht ihr Ziel sind – um so besser.“
    „Aber wir können doch nicht warten, bis sie hier auftauchen“, protestierte Juri.
    „Man müßte sich ihnen so nähern“, warf Ming ein, „daß sie uns für einen Teil ihrer natürlichen Umgebung halten.“
    „Als Vögel!“ ergänzte Raja Mings Gedanken. „Nehmen wir doch die Flügel.“
    „Gut“, sagte Juri, „ich fliege.“
    Aber wieder war Hellen nicht einverstanden. „Wir wollen doch bei dem guten Brauch bleiben, daß diejenigen ein Vorhaben ausführen, die den besten Plan dafür hatten. Ich denke, Ming und Raja sollten fliegen.“
    Eine halbe Stunde später erhoben sich aus einer oberen Luke des Raumschiffs zwei große Vogelgestalten, flatterten empor, zogen einen Kreis um das Raumschiff und flogen dann in Richtung Nordost davon.
    „Gib nicht soviel von deiner Kraft dazu“, rief Raja, als sie ein Stück geflogen waren, „die Dinger sind heimtückisch. Wenn du dich erst mal verausgabt hast, plumpst du runter, ohne Kraft kannst du nicht mal segeln!“
    „Ich weiß“, sagte Ming, „zwei-, dreimal bin ich auch auf der Idiotenwiese abgeschmiert. Hoppla, hier kommt Thermik, schrauben wir uns höher.“
    Sie hatten auf die Schutzanzüge verzichten müssen – um der Sicherheit willen, so seltsam das klingt. Die Schwerkraft war ja auf diesem Planeten etwas größer, und das Fehlen des Schutzanzuges brachte Erleichterung, so daß sie wie unter Erdbedingungen flogen. Andernfalls wäre erst noch ein spezielles Training notwendig gewesen. Das Fehlen der Skaphander hatte zwar zur Folge, daß sie sich nur durch Rufen verständigen konnten, aber das schadete nichts. Die klare Luft trug den Ton so weit, daß sie die Stimme selbst bei zwanzig, dreißig Meter Abstand nicht allzusehr anzustrengen brauchten.
    Sie flogen vielleicht zwanzig Minuten, bis sie die ersten Roboter sahen. Dann bogen sie ab, um nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und zogen einen Kreis, bis sie von Norden her auf den Zug zukamen.
    Was sie dann aber sahen, verschlug ihnen die Sprache. Die Roboter gingen in merkwürdig exakten rechteckigen Formationen zu je fünf mal zwanzig. Fünf solcher Kolonnen marschierten nebeneinander und zehn hintereinander, so daß sie wieder ein Rechteck bildeten – fünftausend Roboter!
    Ming hatte jetzt die Führung übernommen. Sie flogen in etwa fünfzig Meter Höhe über den Zug hinweg nach Süden, bis sie weit genug entfernt waren. Dann landete er.
    „Verrückt“, sagte Raja, als sie neben ihm aufgesetzt hatte, „das ist das Verrückteste, was ich je gesehen habe.“
    „Die müssen wir uns noch mal näher betrachten“, meinte Ming, „wir verpusten uns etwas, und dann – sie werden bald an dieser großen Baumgruppe vorbeikommen, die wir vorhin gesehen haben. Da setzen wir uns wie Vögel in die Äste und lassen sie vorbeiziehen.“
    Der Weg dahin war nicht weit, aber natürlich konnten sie nicht wie wirkliche Vögel auf den Wipfeln landen, dazu waren sie zu schwer. Erst nach einer anstrengenden Kraxelei saßen sie einigermaßen sicher auf den Ästen. Und da tauchten auch schon die ersten Roboterkolonnen auf.
    „Ich glaube“, sagte Raja nach längerem Schweigen, „alle unsere Vermutungen waren bisher viel zu naiv. Um das zu erklären, braucht man eine absurde Idee.“
    „Mir kommt das Bild gar nicht so widersinnig vor“, meinte Ming nachdenklich. „An irgend etwas erinnert es mich, ich muß Vergleichbares schon einmal gesehen haben. – Vielleicht Zahlenkolonnen auf einer Tabelle…“
    „Das würde zum technischen Charakter der Roboter passen“, warf Raja interessiert ein.
    „Aber das ist es nicht. Jetzt hab ich's: ein Schlachtengemälde aus der alten Geschichte. Krieg. Das sind Krieger. Die gingen immer so in ausgerichteten Reihen. Oder fast immer, genau weiß ich das auch nicht. Tondo kann uns das sicher sagen.“
    Die ersten Kolonnen zogen jetzt an ihnen vorbei. Alle trugen sie weiße Kittel. Jeweils die letzten zwanzig einer Hundertschaft schleppten ein großes Rohr, Packen und andere Gerätschaften. Die zweite Welle kam heran.
    „Riechst du auch was?“ fragte Ming.
    „Ja – die Roboter stinken entsetzlich“, sagte

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