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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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verdammte blaue Sonne nie unter? Gegen diesen bedeutend schnelleren Karawanenmarsch war der schon sehr anstrengende Weg zum Hof des Iskatoksi ein Spaziergang gewesen.
    Gewiß war Juri auf Anstrengungen aller Art trainiert, der Schutzanzug kühlte, Stärkungsmittel standen ihm zur Genüge zur Verfügung. Aber mit diesen Mitteln ging er gewohnheitsgemäß vorsichtig um, und der Schutzanzug wie auch sein eigener Körper wogen mehr als auf der Erde. Vor allem: Die Absorber, die die Hautausscheidungen aufnahmen, ließen nach nunmehr zehnstündigem Marsch in ihrer Wirkung nach, er fühlte sich schon am ganzen Körper klebrig, die Füße begannen zu schmerzen, in den Händen kribbelte das Blut.
    Manchmal erbitterte ihn der Gedanke, daß all das eigentlich nicht nötig wäre, daß er bequem und normal in einem Fahrzeug sitzen könnte, wenn sie nicht beschlossen hätten, den Paksi so wenig wie möglich von ihrer Technik zu zeigen. Dumm, albern und überflüssig empfand er das in solchen Augenblicken, aber er rief sich zur Ordnung, und dann ging es wieder etwas leichter. Schließlich war er erfahren genug, solchen Gemütsaufwallungen die produktive Seite abzugewinnen.
    Trotzdem war er heilfroh, als endlich die Sonne hinter dem Horizont verschwand und die Karawane haltmachte. Er hätte sich am liebsten sofort hingeworfen, fürchtete aber, damit dem Anführer der Weißkittel, die die Karawane begleiteten, seine Erschöpfung zuzugeben. Ach, jetzt ein Bad, eine Massage!
    Langsam ging er noch ein paarmal im Kreis um die lagernde Karawane herum, das war vielleicht auch besser so, um den angespannten Kreislauf auszupendeln. Auf der Erde müßte man sein! fiel ihm plötzlich ein. Was war die Erde doch für ein großartiger Planet! Und was war das Unvergleichliche an ihr? Er mußte grinsen: natürlich ihre herrlich normale Gravitation!
    Da hörte er im Helmfunk Uttas Stimme. „Was machen deine Packesel“, fragte Utta lebhaft, „schlafen sie schon?“
    Erst jetzt fiel ihm auf, daß die Paksi ihre abendliche Gebetszeremonie mit der Hast eines gewohnheitsmäßigen Alltagsgeschäftes hinter sich gebracht hatten und schon bewegungslos im Sand lagen. Er blickte hoch und sah weit oben am dunkelnden Himmel einen leuchtenden Punkt.
    „Ja, ich glaube, du kannst kommen“, sagte er. Seine Müdigkeit war wie weggeblasen. Die Glieder schmerzten zwar noch, waren auch schwerer, als es die Gravitation dieses Planeten normalerweise hätte bewirken können, aber kraftlos fühlte sich Juri nicht mehr. Er konstatierte das, und wenn er es sonst vielleicht bedenklich gefunden hätte – jetzt fand er es sehr angenehm.
    Der Schweber setzte auf, Juri kletterte an Bord und befreite sich wohlig stöhnend von der nun schon drückenden Last des Schutzanzugs.
    „Ich bring dich zum Raumschiff“, sagte Utta, „da kannst du baden und dich massieren; du riechst ja schon fast wie ein Roboter!“
    Jetzt ohne Bedenken ja sagen können! ging es Juri durch den Kopf. Aber dann entgegnete er: „Ich lasse die Karawane nicht ohne Aufsicht. Weiß der Kuckuck, was der Iskatoksi noch alles vor hat!“
    „Dann bleibe ich eben solange hier“, bot Utta an.
    „Und ich hole dich morgen früh vor Sonnenaufgang wieder ab?“ fragte Juri zögernd. Die Aussicht auf etwas Bequemlichkeit war zu verlockend.
    „Oder morgen abend nach Sonnenuntergang. Hör mal zu, du hast vergangene Nacht kaum geschlafen, und der Marsch ist doch recht anstrengend. Ich dagegen bin ausgeruht; und unterscheiden können uns die Paksi sowieso nicht. Also laß mich morgen die Karawane begleiten!“ erwiderte Utta.
    Nun wurde Juri auch bewußt, daß dies kein plötzlicher Einfall von Utta war, sondern ein wohlvorbereiteter Vorschlag. Sie trug diesmal, anders als sonst, einen Schutzanzug in gleicher Farbe wie er. Dieses Vorbereitete aber störte ihn, und er fühlte sich ans Gängelband genommen. War er denn wirklich so schwierig, daß man ihn vorsichtig Schritt für Schritt in eine bestimmte Richtung bugsieren mußte, anstatt ihm klipp und klar zu sagen… Na ja, das klipp und klare Angebot hätte er vermutlich sofort abgelehnt…
    „Was ist“, fragte Utta, „du siehst verärgert aus, warum denn? Oder – sag mal –, nein, das wäre zu albern…“
    „Was?“
    „Schämst du dich etwa, daß du dich erschöpft fühlst?“
    Wenn Juri nicht wirklich am Ende seiner Kräfte gewesen wäre, hätte er Uttas Besorgnis herausgehört. So aber empfand er nur Zudringlichkeit. Er hatte viele Jahre nicht so eng mit

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