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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Sie hätte einfach ja sagen können. Aber sie spürte fast körperlich die wachsende Verstrickung der Menschen in die Angelegenheiten der Paksi, die aus solch einer Verpflichtung entstände. Andererseits – darin verstrickt waren sie so oder so, und sie glaubte plötzlich, in Kisas Gestik ganz neue, bisher unbekannte Nuancen zu entdecken, die sie noch nicht zu deuten wußte, die aber Offenheit und Ehrlichkeit auszudrücken schienen. Sie neigte schon dazu, die geforderte Verpflichtung einzugehen, trieb dann jedoch die Sache auf die Spitze. Ob denn die Fremden dem Fürsten Kisa trauen könnten, fragte sie.
    Wenig später hätte sie diese Frage gern zurückgenommen. Sie als Vertreterin einer viel weiter entwickelten Gesellschaft, in der Vertrauen selbstverständlich war, wurde von diesem Vertreter einer Klassengesellschaft beschämt, in der Vertrauen noch seltene Ausnahme, ja eigentlich sogar lebensgefährlich war! Denn nun erhielt sie Einblicke in Zustand und Mechanismus dieser Gesellschaft, die vieles erklärten. Einblicke, die sie nicht in fremde Angelegenheiten verstrickten, sondern die ihr und ihren Gefährten die Möglichkeit gaben, selbständig zu urteilen, zu verstehen und entsprechend zu handeln.
    Die Räuber seien seine Freunde, erklärte Kisa. Dann erläuterte er ihr die gegenwärtigen Verhältnisse im Reiche des Iskatoksi. Zufrieden mit dem jetzigen Herrscher sei eigentlich niemand, weder die Beherrschten noch die an der Herrschaft Beteiligten, nicht einmal die Götter. Aber jene Unzufriedenheit sei nur bei oberflächlicher Betrachtung in der Person des Iskatoksi begründet. In Wirklichkeit hätten die blauen Münzen das Reich zersetzt. Ursprünglich als Erleichterung von den Göttern eingeführt, hätten sie dem Streben jedes Pak nach möglichst vielseitiger Beschäftigung Raum und Möglichkeit eröffnet, die zur Unordnung führten, denn jeder müsse nun mal das tun, wofür er da sei. Diese Unordnung sei nur mit Gewalt einzudämmen gewesen, aber die Gewalt führe immer weiter zur Zersetzung des Reiches. Viele Paksi entzögen sich dieser Gewalt durch die Flucht in Wälder und Berge, und so sei bei vielen, auch führenden Paksi die Erkenntnis herangereift, daß der Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt nur durch prinzipiell neue Lösungen zu beenden sei. Wie, darüber bestünden verschiedene Ansichten, aber zunächst einmal sei notwendig, alle Gegner des Iskatoksi zu sammeln. Zu den Führern dieser Sammlung gehöre auch er, Kisa.
    Und nun wiederholte Kisa seine Frage, ob sie ihn schnell zu den Räubern bringen könne; er sei beauftragt, den vom Iskatoksi inszenierten Überfall zu verhindern.
    Offenbar hatte Kisa inzwischen ebenso gelernt, in Rajas Gesicht zu lesen, wie sie gelernt hatte, seine Gesten zu deuten, denn er sagte nach kurzer Pause, er sehe, daß sie ihm immer noch nicht traue und ob dies sie vielleicht überzeuge? Er zog einen kleinen Kasten aus seinem Armbeutel und reichte ihn Raja.
    Das war doch… Das war ein Funkgerät! Ein irdisches Funkgerät, ja eins vom Raumschiff, Raja erkannte es jetzt, das konnte folglich nur jenes Gerät sein, das sie selbst damals dem ersten Roboter gegeben hatte und durch das sie auf die Vorgänge am Kamelrücken aufmerksam wurden. Also hatte Kisa wirklich Kontakt zu den Räubern, und damit war auch alles andere, was er dargelegt hatte, höchstwahrscheinlich richtig.
    Jetzt schämte sich Raja und spürte verwundert, daß in gleichem Maße, wie sie mit sich selbst ins Gericht ging, ihre Abscheu schwand, fast könnte man sagen, in Sekunden, und es war ihr eine ungeheure Erleichterung.
    Nun war Raja auch bereit, Antwort zu geben – denn antworten bedeutete ja, Kisa in einige technische Geheimnisse der Menschen einzuweihen.
    Sie forderte ihn zu einem Spaziergang auf. Außerhalb des Tales stellte sie über den Omikron eine Funkverbindung mit dem Raumschiff her und informierte die Gefährten. Kisa erklärte sie, daß ein Transport, jetzt am hellen Tage, zuviel Aufsehen erregen und die Aktion verraten würde, daß aber die Gefährten im Raumschiff schon eine Lösung des Problems finden würden. Und dann gab sie ihm das Funkgerät zurück und unterwies ihn, wie es zu gebrauchen und innerhalb welchen Bereichs damit das Raumschiff zu erreichen sei – zum Beispiel auch vom Kamelrücken aus.
     
    Utta hatte recht behalten – den Paksi war am Morgen überhaupt nicht aufgefallen, daß ein anderer Fremder sie jetzt begleitete. Aber sie bemerkte bald etwas, nämlich, daß die

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