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Die blauen Tyrannen

Die blauen Tyrannen

Titel: Die blauen Tyrannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Spencer
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Mannes, dessen Lebensziel erreicht ist.
    „Erfülle nur deine erste Pflicht und hole unsere Pferde! Wir können es nicht. Und sei Eila ein guter Mann!“
    Mike wandte sich ab und ging den kurzen Weg zurück. Er mußte jetzt einige Minuten allein sein. Er sollte König über einen ganzen Planeten sein, er, Mike Humphrey, vor kurzem noch ein verachteter Sklave …! Das war mehr, als er zu fassen vermochte. Und doch war es Wirklichkeit. Das Wort des Regenten war Gesetz.
    Die Pferde schienen tatsächlich über einen Instinkt zu verfügen, der ihnen das Vorhandensein einer Gefahr anzeigte. Sie weigerten sich auch jetzt, am Zügel über den Streifen geführt zu werden.
    „Also ist die Abwehrkraft des Streifens durchaus noch nicht aufgehoben“, murmelte Mike nachdenklich vor sich hin. „Dann sind wir also nur deshalb alle durchgekommen, weil die anderen in unmittelbarem Kontakt mit mir standen. Raffiniert ausgeklügeltes System!“
    Mike war ein auf Erden geborenes Wesen. Und so erfüllte ihn die Tatsache mit Stolz, daß er einer unter Milliarden war, den der Gott im Berg zur Rettung seines Volkes ausersehen hatte. Noch einmal überprüfte er seine Überlegungen. Dann war ein Entschluß gefaßt. Ja, so mußte es gehen!
    Rasch schwang er sich auf das erste Tier und trieb es vorwärts. Das Pferd gehorchte, weil es mit seinem Reiter eine Einheit bildete, für die keine Gefahr von dem Streifen ausging. Befriedigt grinste Mike über die Richtigkeit seiner Schlußfolgerungen. Ohne seine Mitwirkung würde auch in Zukunft niemand den Abwehrkreis durchbrechen können.
    Ungefährdet kamen Reiter und Pferd nach drüben. Mike eilte zurück, um das nächste Tier zu holen. Dieses zwar umständliche Spiel trieb er solange, bis er jeden seiner Gefährten wieder mit einem Pferd versorgt und auch das stumme Besatzungsmitglied des erbeuteten Raumschiffes über den Streifen geschafft hatte.
    Dann gab Mike das Zeichen zum Aufbruch.
    Bald lagen die letzten Trümmer der toten Stadt hinter den Reitern. Sie folgten jetzt dem Laufe eines schmalen Tales, dessen Spitze genau auf das strahlende Gipfellicht des Felsmassives wies.
    Immer steiler ging es bergan. Die Luft wurde dünner. Die ragenden Stämme des Hochwaldes wichen allmählich verkrüppelten Baumgebilden, die sich mühevoll in schmälsten Felsritzen verwurzelt hatten.
    „Hoffentlich müssen wir nicht auf den Gipfel!“ brummte Jim Hines und verdeckte, nach oben schauend, die Augen gegen die Strahlen der gerade im Westen hinter dem Massiv versinkenden Sonne. „Noch ein paar hundert Meter höher, und wir sind im ewigen Eis.“
    „Das wäre sehr schlimm“, mußte ihm Eilas Vater recht geben. „Dafür sind wir wahrhaftig nicht ausgerüstet. Ihr jungen Leute würdet es vielleicht schaffen, aber Mr. Hawkins und ich?“
    Plötzlich riß er sein Prismenglas an di« Augen und starrte auf das naheliegende Ende des Talsattels, hinter dem es fast senkrecht in die Hohe ging.
    „Da, seht doch!“ rief er mit aufgeregter Stimme. „Eine in den Stein gehauene Treppe und darüber eine Art Tor!“
    Mike antwortete zunächst nicht. Er stellte sein Glas auf die notwendige Schärfe ein und richtete es auf die von Raig Paral angegebene Stelle.
    „Tatsächlich, es stimmt, mein König!“ entfuhr es ihm. „Wir scheinen dem Ziel nahe zu sein.“
    Eilas Vater warf dem jungen Mann einen versonnenen Blick zu.
    „Sprich mich nicht mehr mit ‚König’ an, mein Junge! Du bist jetzt der vom Schicksal ausersehene Regent unseres Planeten. Sage einfach Paral zu mir.“
    „Gut, Paral. Ich danke dir“, antwortete Mike.
    Das letzte Stück des Weges wurde schweigend zurückgelegt. Die steinige Alm zog sich bis dicht an die gewaltige Felswand heran. Dann standen sie vor der Treppe. Ein jahrhundertelang gehütetes Geheimnis sollte entschleiert werden, eine Schöpfung der Ahnen, oder war sie von Gott? Doch sie glaubten das erstere; denn wozu sollte ein Gott die Treppe und das darüber sich wölbende Tor benötigt haben? Die Treppe war breit und vielleicht drei Meter hoch. Sie war glatt und sauber in den Fels gehauen. Nicht die geringsten Spuren einer Verwitterung waren zu erkennen. Das etwa mannshohe Tor glänzte matt wie molekularverdichteter Edelstahl. Aber trotz seiner Schlichtheit strahlte es einen lähmenden Bann der Ungewissen Furcht und der Ahnung vor etwas nie Erlebtem auf die sechs Menschen aus, die sich vorgenommen hatten, das Geheimnis der Menschheit endlich zu ergründen.
    Prüfend betrachtete Mike das

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