Die Blechtrommel
dem Ludwig die Hedwig. Die heiratete den Jagie o von Litauen, und es begann die Zeit der Jagiellonen. Auf W adys aw den Zweiten folgte ein dritter W adys aw, dann wieder mal ein Kazimierz, der aber keine rechte Lust hatte und dennoch dreizehn Jahre lang gutes Danziger Kaufmannsgeld im Krieg gegen den Ritterorden verpulverte. Johann Albrecht hatte dagegen mehr mit den Türken zu tun. Dem Alexander folgte Sigismund der Alte oder auch Zygmunt Stary genannt. Dem Geschichtsbuchkapitel über Sigismund August folgt das Kapitel über jenen Stefan Batory, nach dem die Polen gerne ihre Ozeandampfer benennen. Der belagerte, beschoß die Stadt längere Zeit — wie man nachlesen kann — konnte sie aber nicht einnehmen. Dann kamen die Schweden und benahmen sich auch so. Denen machte das Belagern der Stadt einen solchen Spaß, daß sie es gleich mehrmals wiederholten. Auch gefiel zu jener Zeit Holländern, Dänen, Engländern die Danziger Bucht so gut, daß es mehreren ausländischen auf der Danziger Reede kreuzenden Schiffskapitänen gelang, zu Seehelden zu werden.
Der Friede zu Oliva. — Wie hübsch und friedlich das klingt. Dort bemerkten die Großmächte zum erstenmal, daß sich das Land der Polen wunderbar fürs Aufteilen eignet. Schweden, Schweden, nochmals Schweden — Schwedenschanze, Schwedentrunk, Schwedensprung. Dann kamen die Russen und die Sachsen, weil sich in der Stadt der arme Polenkönig Stanislaw Leszczynski verbarg. Wegen des einen einzigen Königs wurden tausendachthundert Häuser zerstört, und als der arme Leszczynski nach Frankreich floh, weil dort sein Schwiegersohn Ludwig wohnte, mußten die Bürger der Stadt eine Million blechen.
Dann wurde Polen dreimal geteilt. Die Preußen kamen ungerufen und übermalten an allen Stadttoren den polnischen Königsadler mit ihrem Vogel. Es hatte der Schulmeister Johannes Falk gerade noch Zeit, das Weihnachtslied »O du fröhliche...« zu dichten, dann kamen die Franzosen. Napoleons General hieß Rapp, und an den mußten die Danziger nach einer elenden Belagerung zwanzig Millionen Franken berappen. Daß die Franzosenzeit eine schreckliche Zeit war, muß nicht unbedingt bezweifelt werden. Sie dauerte aber nur. sieben Jahre. Da kamen die Russen und Preußen und schossen die Speicherinsel in Brand. Schluß war es mit dem Freistaat, den sich Napoleon ausgedacht hatte. Abermals fanden die Preußen Gelegenheit, ihren Vogel an alle Stadttore zu pinseln, besorgten das auch fleißig-und legten erst einmal auf preußische Art das 4. Grenadier-Regiment, die 1. Artillerie-Brigade, die 1 . Pionier-Abteilung und das 1. Leibhusarenregiment in die Stadt. Nur vorübergehend hielten sich in Danzig das 30. Infanterieregiment, das 18. Infanterieregiment, das 3. Garderegiment zu Fuß, das 44. Infanterieregiment und das Füsilierregiment Numero 33 auf. Hingegen zog jenes berühmte Infanterieregiment Numero 128 erst im Jahre neunzehnhundertzwanzig ab. Um nichts auszulassen, sei noch berichtet, daß während preußischer Zeit die 1. Artillerie-Brigade zur 1.
Festungsabteilung und zur 2. Fußabteilung des ostpreußischen Artillerieregiments Numero 1 erweitert wurde. Dazu kam noch das pommersche Fußartillerieregiment Numero 2, welches später durch das westpreußische Fußartillerieregiment Numero 16 abgelöst wurde. Dem 1. Leibhusarenregiment folgte das 2. Leibhusarenregiment. Hingegen hielt sich das 8. Ulanenregiment nur kurze Zeit in den Mauern der Stadt auf. Dafür wurde außerhalb der Mauern im Vorort Langfuhr das westpreußische Train-Bataillon Numero 17 kaserniert.
Zu Burckhardts, Rauschnings und Greisers Zeiten gab es im Freistaat nur die grüne Schutzpolizei. Das wurde neununddreißig unter Forster anders. Da waren alle Backsteinkasernen wieder voller fröhlich lachender Männer in Uniform, die mit allen Waffen jonglierten. Nun könnte man aufzählen, wie alle die Einheiten hießen, die von neununddreißig bis fünfundvierzig in Danzig und Umgebung lagen oder in Danzig zur Eismeerfront eingeschifft wurden. Das jedoch unterläßt Oskar und sagt schlicht: dann kam, wie wir erfahren haben, der Marschall Rokossowski. Der erinnerte sich beim Anblick der heilen Stadt an seine großen internationalen Vorgänger, schoß erst einmal alles in Brand, damit sich jene, die nach ihm kamen, im Wiederaufbau austoben konnten.
Merkwürdigerweise kamen diesmal nach den Russen keine Preußen, Schweden, Sachsen oder Franzosen; es kamen die Polen.
Mit Sack und Pack kamen die Polen aus Wilna, Bia ystok
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