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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Ärzten gehörten.
    »Hat Dr. Farnsworth Ihnen gesagt, was ich mir vorstelle?«
    Mrs. Ketchems Stimme holte ihn ruckartig in die Gegenwart zurück, und seine Eingeweide verkrampften sich, als müsste er fürchten, dass sie seine Gedanken gelesen hatte und nun wusste, dass er kein lupenreiner Altruist war. »Übernahme aller Kosten, Zimmer, Verpflegung, Studiengebühren, Bücher, was immer Sie brauchen. Während des Studium und der drei Jahre der Facharztausbildung, die man, wie er mir versicherte, braucht, um einen Mann zu einem Arzt zu machen, der geeignet ist, sich um die Bedürfnisse einer Stadt zu kümmern.«
    »Ja, Ma’am. Wir haben darüber geredet, nachdem ich mit ihm Kontakt aufgenommen hatte.«
    »Und für jedes Ausbildungsjahr ein Jahr als Vollzeitarzt in der Klinik. Genau wie bei der Armee, auch wenn ich Ihnen versprechen kann, dass man hier nicht auf Sie schießen wird.«
    Sie bogen in eine kurze Straße mit zwei Häusern ab und kamen an der Barkley Avenue heraus. »Da ist es«, sagte sie und wies mit dem Kinn darauf. Er folgte ihrem Blick und sah … ein Haus. Es ähnelte den Häusern des Stadtteils, hoch, schmal, aus Backstein, mit ausgefallenem Balkenwerk. Er hatte gewusst, dass Mrs. Ketchem das Haus ihrer Schwiegereltern gestiftet hatte, um die Klinik zu gründen, aber irgendwie hatte er sich etwas … Moderneres vorgestellt. Etwas, das mehr wie eine medizinische Einrichtung aussah und weniger wie ein Haus, in dem jemandes reiche Großmutter lebte. »Es sieht großartig aus«, sagte er.
    »Innen ist es ziemlich kahl. Ich habe alles an Möbeln und Krimskrams verkauft, was mein Schwager und seine Familie nicht behalten wollten. Ich habe das Geld benutzt, um die Wartezimmer und Büros einzurichten. Habe ein paar hiesige Ärzte dazu gebracht, mit Instrumenten und Geräten für die Untersuchungsräume auszuhelfen, und was ich nicht organisieren konnte, hat die Stadt billig dem Krankenhaus abgekauft, als es vor zwei Jahren renoviert wurde.«
    Sie führte ihn den Weg hinauf. »Dort oben sehen Sie die einzige Veränderung, die ich vorgenommen habe, die nicht die Behandlung von Patienten betrifft.« Sie deutete auf den Türsturz aus Granit über der Eingangstür aus Mahagoni und geätztem Glas. JONATHON-KETCHEM-KLINIK. Er verdaute noch immer die Vorstellung ihrer Flohmarktaktivitäten, um das Haus auszustatten. »War das Ihr Ehemann? Jonathon Ketchem?«
    »Ja.« Die harten Züge ihres Gesichts wurden weicher. »Das ist sein Grabstein. Auf dem Friedhof habe ich nie einen errichten lassen. Einige Leute haben darüber geredet, wissen Sie. Behaupteten, ich sei zu geizig. Aber das hier …« Sie nickte beifällig. »Niemand in der Stadt hat so ein großes Denkmal.«
    Er wünschte, er wüsste, wo die Grenze zwischen Exzentrik und Spinnerei verlief.
    »Nun, trödeln wir nicht herum. Treten Sie ein«, sagte sie wieder ganz geschäftsmäßig. Er hielt ihr die Tür auf, und sie traten in eine schmale Diele. Er hechtete zur Innentür und schaffte es gerade noch, sie aufzureißen, ehe ihre Hand auf den Türknauf fiel.
    Direkt vor ihm befand sich eine Treppe, die sich zum ersten Stock emporschwang. Die Buntglasfenster und das schimmernde Holz erinnerten an eine Kirche, aber der Lärm wollte nicht dazu passen. Er riss seinen Blick von der Treppe los und erkannte, was den Tumult verursachte. Rechts von ihm, im ehemaligen Salon, saßen mindestens ein Dutzend Leute auf plumpen Holzstühlen, von denen er geschworen hätte, dass sie aus der High School stammten. Eine Frau mit einem Baby auf der Hüfte versuchte einen ungezogenen kleinen Jungen einzufangen. »Du kommst augenblicklich hierher, Russell«, zischte sie. Zwei alte Männer, die offensichtlich ihre Hörgeräte ausgeschaltet hatten, führten eine lautstarke Diskussion über die Vorzüge von rotem Weizen gegenüber Raps. Ein halbwüchsiges Mädchen, das neben einer älteren Frau saß, ließ fortwährend seinen Kaugummi knallen, bis die Frau kreischte: »Hörst du wohl damit auf!«
    An die Wand gepinnte, schlichte Plakate sangen ein Lob auf Impfungen, Zahnhygiene und eine ausgewogene Ernährung. Nur die Werbung für eine Wunderwaffe fehlte: Benutzt Kondome, schützt euch vor Tripper. Ein breiter Schreibtisch aus Holz versperrte fast zur Gänze den Durchgang, der früher das vordere Zimmer vom Wohnzimmer der Familie getrennt hatte, und teilte so die beiden Bereiche in Wartezimmer und Büro. Eine alte Dame von der niedlichen kleinen Sorte saß dahinter, eine blauweiß

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