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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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vergewissern, dass sie wirklich einfach aufstehen und gehen durfte.
    »Ich gehe davon aus, dass Debba Verständnis dafür hat, dass wir alles Menschenmögliche tun müssen, um Allan Rouse zu finden«, sagte Russ.
    Burns umfasste Debbas Arm und zog sie vom Stuhl hoch. »Dann schlage ich vor, Chief, dass Sie aufhören, meine Mandantin zu belästigen, Ihren Hintern hochkriegen und anfangen, den Mann ausfindig zu machen.«

27 Dienstag, 29. März 1955
    A llan verglich die Adresse auf dem Briefkasten mit der, die auf den Zettel in seiner Hand gekritzelt war. Das war es? In diesem schmuddeligen kleinen Haus in der Ferry Street lebte seine letzte Hoffnung auf ein Medizinstudium? Wenn er nicht gewusst hätte, dass Dr. Farnsworth nicht das geringste bisschen Sinn für Humor besaß, hätte er angenommen, der alte Mann wollte ihn zum Narren halten. Farnsworth hatte dieses Treffen zwischen Allan und der Gründerin der neuen Klinik arrangiert. An Mrs. Ketchem musste mehr sein, als man mit bloßem Auge erkennen konnte. Allan betrachtete die abblätternde grüne Farbe an der Tür der winzigen Baracke und die von der Sonne gebleichten Vorhänge im Vorderzimmer, deren kaum erkennbares Muster von den Schlieren im Fensterglas verzerrt wurde. Ärmlicher ging es kaum.
    Er nahm die Granitstufen mit einem Satz und klopfte an die Tür. Sie wurde so plötzlich aufgerissen, dass er vor Überraschung beinah von der obersten Stufe gefallen wäre. Die Frau dahinter starrte ihn an. »Sie müssen Allan Rouse sein«, sagte sie.
    Er gewann sein Gleichgewicht zurück. »Ja, Ma’am.«
    »Ich bin Mrs. Ketchem. Sie sind spät dran.«
    Er sah, dass sie einen blauen Mantel trug und die Bänder einer Wollmütze unter dem Kinn verschnürt hatte. Lieber Gott, hatte er es vermasselt, bevor er überhaupt angefangen hatte? »Verzeihen Sie«, begann er. »Ich war …«
    »Ich muss in die Klinik zu meiner Schicht als freiwillige Helferin. Sie können mich begleiten.« Sie griff hinter sich und nahm Handtasche und Handschuhe von der Garderobe. Er sprang ihr aus dem Weg, als sie mit großen Schritten aus der Tür trat und diese schloss und verriegelte, alles in einer einzigen fließenden Bewegung. Sie zog ihre Handschuhe an und maß ihn mit zusammengekniffenen Augen von Kopf bis Fuß. »Besitzen Sie keinen Mantel?«
    »Äh …« Er machte eine Geste zum Chevrolet seiner Mutter. »Er ist im Auto. Kann ich Sie fahren?«
    »Ich gehe lieber. Das hält die Gelenke jung.« Sie nickte in Richtung Auto. »Nun? Sie sollten ihn lieber holen, falls Sie mitkommen wollen. Heute ist es frisch.«
    Allan stolperte die Stufen hinunter und lief über ihren bademattengroßen Rasen. Er holte seinen Mantel, ein langes schweres Ding, das früher seinem Bruder Elliot gehört hatte, und schlüpfte hinein, während er Mrs. Ketchem auf dem Bürgersteig folgte. Offensichtlich wartete sie nicht auf Nachzügler. Er fiel neben ihr in Gleichschritt und musterte sie mit kurzen Seitenblicken, die als Betrachtung der Bemühungen durchgehen konnten, mit denen die Hausbesitzer ihre ansonsten identischen Häuser individueller gestaltet hatten. Mrs. Ketchems Gelenke mochten jung geblieben sein, alles andere war es nicht. Sie war hager und grobknochig, tiefe Furchen zogen sich von ihrer Nase zum Kinn, und wie mit einem Tomahawk gemeißelte Falten umgaben ihre Augen.
    »Dr. Farnsworth erzählte mir, dass Sie Arzt werden wollen.«
    »Ja, Ma’am, so ist es.«
    »Warum?«
    Weil ich immer der Klügste in der Klasse war und nicht will, dass mein Verstand hinter einem Schreibtisch versauert. Weil ich nicht will, dass mein Schicksal von irgendwelchen gesichtslosen, Zigarre rauchenden Vorstandsvorsitzenden in Cincinnati bestimmt wird. Weil ich nicht dreißig Jahre arbeiten will, um hinterher nichts anderes vorzuweisen zu haben, als die abbezahlte Hypothek für ein Haus, das niemand kaufen will. Weil ich Respekt will und Geld und mit dem Flugzeug an Orte reisen möchte, von denen in Millers Kill noch nie jemand gehört hat.
    Nichts davon wollten Geldgeber oder Personalleiter hören. »Weil ich meine Fähigkeiten nutzen will – meine Begabung für die Wissenschaft, meine Neugier, mein Einfühlungsvermögen –, um Menschen zu helfen. Nicht im Labor, sondern eins zu eins.«
    »Haben Sie über andere Berufe nachgedacht? Medizin sollte eine Berufung sein, wissen Sie, nichts, was man tut, weil einem nichts anderes einfällt.«
    »Ich wollte immer schon Arzt werden, Ma’am. Seit meiner Kindheit. Ich war derjenige,

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