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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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richtig. Schauen Sie sich um. Hier sind Kinder. Wollen Sie wirklich eine Mutter vor den Augen ihrer Kinder erschießen?«
    Renee sah Whitley an, die aufgehört hatte, sich auf Lillys Hüfte zu winden und sich jammernd an ihre Großmutter schmiegte. Dann wandte sich die Frau des Arztes wieder zu Debba. »Wenn es sein muss«, sagte sie mit tonloser Stimme.
    O-kay. Falsche Frage. Wie geriet sie nur immer in solche Situationen? Sie hatte keine Ahnung, wie man in solchen Fällen vermittelte. »Erlauben Sie Lilly, die Kinder ins Haus zu bringen«, sagte sie. »Dann können Debba, Sie und ich über alles reden.«
    »Nein.« Sie gestikulierte mit der Waffe in Debbas Richtung. »Sie trauen mir das nicht zu. Aber ich werde es tun. Ich will wissen, was Sie mit Allan gemacht haben!«
    »Ich habe gar nichts mit ihm gemacht«, schrie Debba. Whitley begann zu weinen, und Skylar, der die ganze Zeit seine Mutter angestarrt hatte, wand sich aus dem Griff seiner Großmutter und drückte sich gegen den violetten Bus.
    Wumm! Der Junge schlug auf den Bus ein. Wumm! Wumm! Das metallische Dröhnen klang wie ein Wal, der ein U-Boot angreift.
    »Was ist das?« fragte Renee, ihr Blick wirbelte zwischen Skylar und Debba hin und her. »Was macht er da? Was stimmt nicht mit ihm?«
    »Er ist autistisch, dank Ihres Ehemanns!«
    Hätte Clare eine Waffe gehabt, sie hätte Debba höchstpersönlich erschossen. Renee zielte mit der Waffe auf Debbas Gesicht. »Ich sollte dich jetzt sofort abknallen, du Hexe!« Debba quiekte und duckte sich, barg den Kopf zwischen den Armen. Renee drehte sich auf der Stelle, und jetzt zeigte die Waffe auf Whitley. »Oder vielleicht zuerst sie!«
    Lilly schrie auf, drehte sich um und lief los, einen Schritt, zwei, ehe die Waffe losging und das Dröhnen das Tal erfüllte wie das Klatschen der Hand Gottes.
    »Bleiben Sie sofort stehen!«, befahl Renee.
    Clare biss die Zähne zusammen, zwang sich, nicht nach vorn zu stürzen. Ihr wurde bewusst, dass die Frau des Arztes in die Luft geschossen hatte. Lilly stand zitternd vor der Scheune, Whitley vor sich, so dass ihr Körper sich zwischen der Waffe und ihrer Enkelin befand. Das Echo des Schusses verklang. Debba schluchzte jetzt, noch immer zusammengekauert, und ihr Sohn hielt die Außenwelt mit Schlägen fern. Wumm! Wumm! Wumm!
    Clare maß die Distanz zwischen sich und Mrs. Rouse. Wenn sie schnell genug und kräftig genug absprang, konnte sie die ältere Frau vielleicht auch mit einer Kugel im Leib zu Fall bringen. Dann könnte Debba die Waffe an sich reißen. Falls die den Kopf behielt. Falls es ihr überhaupt in den Sinn käme. Clare hatte keine Angst. Sie war froh, dass sie keine Angst hatte. Nur besorgt, dass Debba nicht begreifen würde, was zu tun war, und sie vergeblich sterben würde.
    Hardball Wright stand hinter ihr, schlang seine Erinnerungsarme um ihre Schultern und schüttelte sie. Es gibt bessere Möglichkeiten. Verwirrung. Verstellung. Verzögerung. Verstärkung.
    Und sie sah es vor sich, alles, und wusste, was sie zu tun hatte.
    Es besteht noch Hoffnung für Sie, Fergusson. Hardball lachte.
    »Mrs. Rouse«, sagte sie, und diesmal ließ sie ihre Nervosität durchklingen. »Lassen Sie mich gehen. Ich habe nichts damit zu tun. Bitte. Lassen Sie mich doch gehen.«
    Debba und Lilly starrten sie ungläubig an.
    »Bitte«, sagte Clare.
    »Sie rufen die Polizei«, sagte Renee.
    »Nein, ich schwöre bei Gott, auf meinen Priestereid, dass ich nicht die Polizei hole.«
    »Clare!« Debba war wutentbrannt. Renee Rouse sah flüchtig zu ihr hinüber. Clare hätte sie küssen mögen.
    »Okay«, sagte die Frau des Arztes. »Sie können gehen.«
    Der Weg über die Straße und die gekieste Auffahrt entlang war einer der längsten ihres Lebens. Sobald sie im Shelby saß, riss sie ihre Tasche vom Boden und leerte den Inhalt auf den Beifahrersitz. Da war es. Ihr Handy.
    »Kurbeln Sie die Scheiben runter.« Renee war ein paar Schritte näher zur Auffahrt gegangen. »Ich will, dass Sie die Scheiben runterkurbeln, damit ich sehen kann, ob Sie jemanden anrufen.«
    Die Leute vertrauten nicht mal mehr Priestern. Was war nur aus der Welt geworden? Sie beugte sich hinüber und kurbelte das Beifahrerfenster mit einer Hand hinunter, während sie mit der anderen die Wahlwiederholungsanzeige drückte. Sie scrollte zu Russ’ Handynummer, während sie ihr eigenes Fenster hinunterließ. Sie drückte auf die Wahltaste, ließ das Handy in ihren Schoß fallen, schaltete in den ersten Gang und wieder

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