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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Rocktaschen. »Dasselbe, was auch Allan Rouse versucht hat, nehme ich an. Ich dachte, vielleicht hätten Worte eine größere Wirkung als alte Grabsteine.« Sie merkte, wie er sie anschaute. »Was?«
    »Nichts«, erwiderte er mit gekrümmten Mundwinkeln. Eine Bewegung auf der anderen Straßenseite erregte seine Aufmerksamkeit. »Kevin soll herkommen und Ihre Aussage aufnehmen. Kevin!«
    Sie folgte Russ zu seinem Pick-up und machte gegen die Ladefläche gelehnt ihre Aussage vor Officer Flynn, während der Chief halb auf dem Beifahrersitz saß, halb stand, und sein Bein ausruhte.
    Als Debba ihr das Tagebuch zurückgab, umarmte sie sie heftig und kurz und sagte: »Wir reden später darüber, in Ordnung?« Debba nickte, die Wimpern noch feucht von Tränen, sie wiegte Skylar noch immer in ihren Armen. Clare senkte in gespielter Vertraulichkeit die Stimme. »Und ich verspreche, niemandem von Ihrer heißen Affäre mit Dr. Rouse zu erzählen.«
    Debba keuchte, zwinkerte und begann zu lachen. Sie lachte und lachte, bis Lyle MacAuley und ihre Mutter sie anstarrten. Sie lachte, bis Skylar mit ernster Miene die Hand ausstreckte und ihr Gesicht berührte. »Lustig, Mama«, sagte er. »Lustig.«
    »Was war das denn?«, erkundigte sich Russ, als sie Dr. Stillmans Tagebuch auf dem Vordersitz ihres Autos verstaute.
    »Lachen im Angesicht des Schreckens«, sagte sie. Sie schlug die Wagentür zu. »Also, fahre ich Sie jetzt zum Stewart’s Pond oder nicht?« Sie ignorierte die Stimme ihrer Großmutter: Nette Mädchen laden sich nicht selbst ein, sie werden eingeladen. Ignorierte die Stimme von Sergeant Ashley »Hardball« Wright, der sie mahnte: Ein kluger Soldat bringt sich nicht bewusst in Gefahr. Schwindelerregende Furchtlosigkeit sprudelte durch ihre Adern, und in diesem Augenblick war sie bereit, etwas zu tun, das sich später vermutlich als Fehler erweisen würde.
    »Haben Sie nichts Besseres vor?«
    »Doch, deshalb müssen wir auch sofort fahren.«
    Er warf einen Blick zu Kevin, der eine Leiter aus der Scheune zog. Sie konnte sich nicht erklären, was er und Deputy Chief MacAuley taten, bis sie das Klappmesser und die Beweismitteltüte in Lyles Hand erkannte. Anscheinend hatte Mrs. Rouses Schuss die Bretterwand der Scheune getroffen. »Kevin«, rief Russ. Der junge Officer blieb stehen. »Reverend Fergusson bringt mich zum Stewart’s Pond, damit ich den Rechtsmediziner noch erwische. Sie fahren ihren Wagen hoch, und wir treffen uns dort, sobald ihr Jungs hier fertig seid.«
    Kevin nickte. Lyle MacAuley warf ihnen einen langen Blick zu, ehe er sich wieder zur Leiter umdrehte.
    »Hoffe, es macht Ihnen nichts aus, den Pick-up zu fahren«, sagte Russ. »Ich werde mich nämlich auf gar keinen Fall in Ihre kleine Schuhschachtel quetschen.«
    Sie holperten aus der Einfahrt der Clows. Auf der Fahrt aus dem Tal den Hügel hinauf schaltete Clare immer höher, bis sie gute fünfzehn Meilen über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit dahinpreschten. »Hallo«, mahnte Russ. »Zwingen Sie mich nicht, Ihnen in meinem eigenen Untersatz einen Strafzettel zu verpassen.«
    »Das können Sie gar nicht«, erwiderte sie. »Sie haben Ihren kleinen Block nicht dabei.«
    »Verdammt.« Er ließ das Handschuhfach aufspringen. »Ich wusste, dass ich was vergessen habe.«
    Sie lachte.
    »Ah«, sagte er. »Jetzt erkenne ich meinen Irrtum.«
    »Was?«
    »Ich habe geglaubt, ich würde mit Reverend Clare Fergusson in den Pick-up steigen. Aber nein, es ist Captain Fergusson, der Schrecken von Fort Rucker.«
    Sie grinste ihn an. »Stimmt. Ich habe das Gefühl, ich könnte die Maschine zum Fliegen bringen, wenn ich nur auf …«
    »Fluchtgeschwindigkeit umschalte?«
    »Genau.«
    Er lehnte sich gespielt lässig im Sitz zurück. »Erstaunlich, wie schwerelos man sich fühlen kann, wenn keine Waffe auf einen gerichtet ist.«
    Sie lachte.
    »Sie sind zweifellos die unwahrscheinlichste Priesterin, die ich je getroffen habe.«
    »Darüber mache ich mir auch Gedanken.« Sie bremste ab, als sie sich einer Kreuzung näherten. »Ich bin keineswegs so sicher, dass ich für das Priesterleben geschaffen bin. Gutes zu tun ist eine Sache. Gut zu sein ist wesentlich schwieriger.«
    »Was würden Sie anfangen, wenn Sie nicht die Pastorin von St. Alban’s wären?« In seiner Stimme lag ein Ton, den sie nicht einordnen konnte, und als sie auf die Route 9 abbog, sah sie ihn kurz an.
    »Ich weiß nicht. Ich könnte mich als Feldgeistliche verpflichten, aber ich glaube, ich bin

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