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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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weiße Narbe gewesen, die seine Stirn von den Augenbrauen bis zum Haaransatz teilte. »Reverend Clare«, grüßte er. »Was machen Sie denn hier?«
    »Hi, Dr. Dvorak.« Sie umarmte ihn. »Ich liefere Chief Van Alstyne ab.«
    Russ verlagerte sein Gewicht auf eine Krücke und schüttelte dem Gerichtsmediziner die Hand. »Hi, Emil. Schon was von den Tauchern?«
    Der Mann in Uniform hatte sich ebenfalls umgedreht. »Bis jetzt nicht. Aber ich erwarte, bald von ihnen zu hören. Sie überschreiten die Höchstzeit bei diesen Wassertemperaturen.«
    »Bob.« Russ nickte.
    »Russ.«
    »Noch nicht beim Landeskriminalamt, wie ich sehe?«
    »Da komm ich schon noch hin.« Bobs Blick wanderte zu Clare. Russ’ Augen folgten ihm. »Kennen Sie Reverend Clare Fergusson?«, stellte er vor. »Sie ist die Pastorin von St. Alban’s unten in der Stadt. Clare, das ist Sergeant Robert Mongue. Er arbeitet für die State Police.«
    Clare grinste ihn an. »Ihre Uniform hat Sie verraten.« Er war genauso groß wie Russ, aber dünner, und seine Haare hatten sich vor langer Zeit gen Süden verabschiedet. »Gehören Sie zur Tauchmannschaft, Sergeant Mongue?«
    »Nein. Aber die Taucher sind unserer Truppe angegliedert, und wenn sie angefordert werden, schaltet sich die State Police automatisch in die Ermittlungen ein.«
    »Aber selbstverständlich«, bemerkte Russ freundlich, »fallen diese in unseren Zuständigkeitsbereich.«
    Sergeant Mongue nickte. »Absolut. Es sind jetzt zwei Wochen, nicht wahr? Pech, so lange Zeit und keine einzige Spur.«
    »Nun, wenn man sich die Zeit nimmt, vernünftig zu ermitteln, statt einfach eine Lösung aus dem Hut zu zaubern …«
    Clare glaubte zu sehen, wie Sergeant Mongue die Nüstern blähte. Er musterte Russ’ Gips. »Hat mir leidgetan, als ich das mit Ihrem Bein hörte. Sie sind ausgerutscht und haben sich auf den Arsch gesetzt?«
    Zwei rote Flecken glühten auf Russ’ Wangen. »Es war ein Unfall, an einem Tatort.«
    »Haben Sie jemals in Betracht gezogen, für Ihre Abteilung körperliche Mindestanforderungen aufzustellen? Sie wissen doch, körperliche Fitness spielt bei der Vermeidung von Unfällen eine große Rolle.«
    »Ich glaube, dass die normalen Aktivitäten der Polizeiarbeit meinen Männern ausreichend körperliche Ertüchtigung verschaffen. Es ist ja nicht so, als würden sie den ganzen Tag mit Schnellfeuergewehren in Autos herumsitzen.«
    »Hören Sie das auch?«, fragte Clare, froh über eine Gelegenheit, diesen Pinkelwettbewerb zu beenden. Das Dieseldröhnen eines Bootsmotors hallte über Eis und Wasser. Sie alle wandten sich zum Stausee um.
    Das Boot tauchte hinter einer Landzunge auf. Es war flach und breit und fuhr langsam, um dem eisbedeckten Wasser genug Zeit zu geben, sich um den Bug zu verteilen. Clare sah drei Gestalten im Heck sitzen, massig und anonym in ihren orangefarbenen Taucheranzügen. Zwei weitere, gegen die Kälte eingemummte Personen standen im Cockpit.
    »Wie schaffen die Taucher das bei diesem Wetter?«, fragte Clare. »Das Wasser ist größtenteils noch von Eis bedeckt.«
    »Sie tragen Thermowäsche und Neoprenanzüge«, erklärte Sergeant Mongue. »Vermutlich haben sie es momentan behaglicher als wir. Bei extremem Wetter besteht der echte Trick darin, die Begleitmannschaft und den Bootsführer warm zu halten.«
    Das Boot steuerte das Aluminiumdock an, und Mongue entschuldigte sich, um die schwimmende Plattform zu betreten. Russ’ Augen verengten sich zu Schlitzen. »Der echte Trick bei extremem Wetter.« Er imitierte Mongues Stimme ausgezeichnet. »Als ob der eine Ahnung hätte.«
    »Was ist mit Ihnen beiden?« Clare senkte die Stimme. »Ich dachte schon, ich würde von den Testosteronausdünstungen in Ohnmacht fallen.«
    Er lachte. »Nur ein bisschen innerbetriebliche Rivalität.«
    Das Boot glitt an die Anlegestelle, und der Bootswart – zumindest nahm Clare an, dass sie es war, da die Frau weder steuerte noch tauchte – warf Mongue ein Tau zu. Sie vertäuten das Boot, und die Taucher erhoben sich mit einer Netztrage. Clare hatte sich so gegen den Anblick des bleichen, kalten, wächsernen Allan Rouse gewappnet, dass sie einen Moment benötigte, um zu begreifen, was sich in der Trage befand.
    »Das ist ein Skelett«, sagte Russ.
    Dr. Dvorak warf ihm einen kurzen Blick zu. »Sehr gut.« Er wandte sich an die Taucher, die mit den Überresten über den Bootsrand balancierten. »Geben Sie acht.«
    Diejenige, die kein Skelett schleppte, streifte ihre Kapuze ab und kletterte

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