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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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folgten ihr, als sie mit ausgestreckten Armen durch den Raum watete. Sie suchte nach der anderen Treppe und geriet einen Moment in Panik, bevor sie gegen eine halb überschwemmte Sprosse knallte. Sie kroch aus dem Wasser nach oben und stemmte sich gegen die Falltür. Der Form halber schob und rüttelte sie, aber sie wusste, dass es vergeblich war.
    »Glück gehabt?«, rief er. Seine Stimme hallte durch die Dunkelheit, prallte von den Außenmauern ab. Ihr wurde bewusst, dass der Keller größer war, als sie angenommen hatte, vermutlich erstreckte er sich über das komplette Fundament.
    »Sie gibt nicht nach.« Sie biss die Zähne zusammen und stieg wieder ins Wasser. »Irgendeine Vorstellung, wie hoch es vermutlich steigen wird?«
    »Hoch. Der Millers Kill ist schon manchmal drei Meter über den normalen Stand gestiegen, und wir befinden uns unter dem Wasserspiegel. Irgendwo in den Fundamenten muss es eine Schwachstelle geben.«
    »Das ist mehr als eine Schwachstelle. Es muss literweise hereinströmen, um so schnell zu steigen.« Sie strich mit den Händen durch die Luft und berührte einen Ziegelpfeiler. Sie blieb stehen. »Ich höre kein Wasser fließen.«
    »Vielleicht ein Loch in Höhe des Kellerbodens. Könnte sein, dass der Keller den größten Teil des Jahres unter Wasser steht, außer vielleicht im Hochsommer, wenn der Wasserpegel des Flusses am niedrigsten ist. Die gute Nachricht lautet, dass sich die Decke definitiv über dem Wasserhöchststand befindet, sogar bei Hochwasser wie heute.« Sein Stimme war viel näher. Sie watete vorwärts, die Zähne gegen die Kälte zusammengebissen, die in ihre Beine schnitt.
    »Und die schlechte Nachricht?«
    »Dass die Decke nur knapp über dem Wasser liegen dürfte. Sollte das Wasser bis zum Niveau des Millers Kill steigen, sitzen wir bis zum Hals drin.«
    In Wasser knapp oberhalb des Gefrierpunkts. Er musste nicht deutlicher werden. Wenn die Wärme aus ihren Beinen wich, würden diese taub werden. Dann, wenn ihre Körper langsam die Funktionen einstellten, würden sie schläfrig werden. Schließlich, wenn ihre Kerntemperatur auf 21 Grad abkühlte, würden sie sterben. Sie hatte einen Bericht im Discovery Channel über Fischer im Nordatlantik gesehen. Ohne Notausrüstung konnten diese im Wasser zehn Minuten überleben. Bei ihr und Russ würde es nicht wesentlich länger dauern.
    Sie stieß gegen die Treppe. »Vielleicht gibt es einen Weg nach draußen«, sagte Russ, als sie sich tropfend die Sprossen hochschleppte. »Ich glaube, hier muss irgendwo ein Schott sein.«
    »Du meinst einen Zugang von außen? Mit einer Treppe von der Straße?« Sie saß auf der Stufe unter ihm.
    »Komm her«, sagte er, schlang seine Hände um ihre Arme und hob sie auf seinen Schoß. Er zog sie eng an sich und breitete ihren Mantel über sie. »An der Straße ist nichts. Aber ich erinnere mich ziemlich deutlich, dass ich auf der Flussseite eins gesehen habe. Früher als Kind habe ich immer am Kill geangelt. Es ist lange her, aber es muss noch da sein. Irgendwo.«
    »Aber wenn es zum Fluss führt, liegt es dann nicht auch unter Wasser?«
    »Vielleicht. Aber selbst wenn, wir kämen trotzdem raus. Im schlimmsten Fall würden wir ein Stück den Fluss hinuntertreiben, bis wir ans Ufer schwimmen könnten.«
    »Nein, im schlimmsten Fall reißt uns das eisige Wasser mit, und wir ertrinken.«
    »Ja. Stimmt.« Er umarmte sie fester. »Ich werde es versuchen. Ich will, dass du dich nicht von der Stelle rührst.«
    »Ich soll also das Mädchen aus Titanic spielen, hoch oben im Trockenen, während du, der Mann, unter den eisigen Wellen verschwindest? Das sehe ich anders.«
    »Hatten wir uns nicht gerade erst geeinigt, dass du im Auto hättest warten sollen?«
    »Das war ein Scherz.«
    »Clare.« Vielleicht lag es an der vollkommenen Dunkelheit, dass seine Stimme so innig klang. »Falls dir etwas zustößt, würde ich …«
    »Würdest du was?«
    Da war nur Dunkelheit und das Gefühl, die einzigen Bewohner einer Welt zu sein, die von unsichtbaren Wänden umschlossen war.
    »Würde ich zum Feld meines Schwagers gehen, mich niederlegen und mich vom Korn überwuchern lassen.«
    Kein anderer in ihrer Welt. Kein Preis, kein Abwägen, nur zwei Stimmen in der Dunkelheit. Und Aufrichtigkeit.
    »Okay. Ich auch.« Sie schlang ihre Arme um seine und schmiegte sich an ihn. »Erinnerst du dich an den Hubschrauber?« Sie hatte ihn im letzten Sommer auf einen katastrophalen Flug mitgenommen.
    »Ich schwöre dir, den

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