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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Hubschrauber werde ich niemals vergessen. Solange wir beide leben.« Sie konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. »Du hast mir befohlen, durchzuhalten.«
    »Und jetzt stehen wir beide das zusammen durch. Du wirst nicht allein losgehen und mich zurücklassen. Wir gehen gemeinsam unter, oder wir schwimmen gemeinsam.«
    Er drückte einen Kuss auf ihr Haar. »Und wenn ich bitte sage?«
    »Nein.«
    Ein Laut drang tief aus seiner Kehle.
    Schweigend saßen sie eine Weile da. Wo Clare nicht nass war, war sie feucht, die Kälte setzte ihr zu, und beide stanken. Sie hatte das Gefühl, als könnte sie ewig so sitzen bleiben. Aber diese Erkenntnis trieb sie hoch. Ihnen blieb keine Ewigkeit.
    »Ich kann genauso gut runtersteigen und nachsehen, ob ich das Schott finde, ehe es noch tiefer liegt.« Sie beugte sich vor, faltete ihren Mantel und legte ihn über eine der Stufen. Sie kletterte die Treppe hinab und watete ins Wasser.
    »Warte.« Sie hörte ein Poltern, als Russ auf seinem Hintern die Stufen hinunterruschte. Er keuchte, als er ins Wasser glitt. »Ich komme mit.« Er rempelte gegen ihren Arm, tastete nach unten und ergriff ihre Hand. »Mal überlegen. Die Treppen stehen parallel zum Fluss, demnach sollte die Mauer gleich …« Sie streiften einen unebenen Stein. »Hier«, sagte Russ. »Du gehst nach links, ich nach rechts.« Er drückte ihre Hand und ließ los.
    Sie spreizte die Hände auf dem nasskalten Stein und begann zu suchen. Schritt, abtasten, Schritt, abtasten. Spinnweben strichen über ihr Gesicht und verfingen sich in ihren Haaren. Sie versuchte nicht an das unheimliche Krabbelgetier zu denken, das hier leben mochte. Wenigstens quiekte nichts. Die einzigen Geräusche waren das Schwappen von Wasser gegen Stein, Russ’ regelmäßige Schmerzenslaute, wann immer er mit seinem gebrochenen Bein auftrat, und das Klappern ihrer Zähne. Sie erreichte die Ecke des Gebäudes.
    »Ich bin an einer Ecke. Soll ich weitermachen? Die nächste Wand verläuft parallel zur Straße, weg vom Fluss.«
    »Nein, komm zu mir zurück.«
    Das musste er nicht zweimal sagen. Sie watete durch das Wasser, eine Hand an der Mauer, um die Richtung nicht zu verlieren. »Wo bist du?«
    »Direkt hier.«
    »Wie geht es deinem Bein?«
    »Besser. Aber natürlich nur, weil es taub ist.«
    »Meine auch.« Sie schob sich an seinem Rücken vorbei und presste beide Hände an die Fundamentmauer. Der modrige, alte Geruch nach Verwestem wurde schlimmer. Sie versuchte, flach zu atmen. Schritt, abtasten. Schritt, abtasten. »Bilde ich mir das nur ein, oder merkst du auch, dass das Wasser steigt?«
    »Das bildest du dir ein.«
    Einbildung hin oder her, je schneller sie das Schott fanden – wenn es eins gab –, desto rascher würden sie dieser Todesfalle entkommen. Sie beschleunigte das Tempo. Deshalb konnte sie nur sich selbst die Schuld geben, als sie über ein kniehohes Hindernis stolperte und ins Wasser fiel. Der Kälteschock raubte ihr den Atem, und sie rappelte sich, wild um sich schlagend, wieder auf.
    »Clare? Was ist? Was ist passiert?«
    Sie quetschte eine Antwort durch ihre aufeinandergepressten Kiefer. »Hier ist etwas. Ich bin gestolpert.«
    Er stieß gegen sie und schob sie beiseite, als er sich vorbeugte und das Hindernis abtastete. Sie schlang die Arme um sich. Es schüttelte sie. Mir wird nie wieder warm.
    »Du hast es gefunden, Liebling.« Er richtete sich auf und zog sie eng an sich, strich über ihren Rücken. »Stufen. Es ist eine hohe Schotttür, was bedeutet, dass es vielleicht nicht unter Wasser liegt. Bereit, nachzusehen?«
    Sie nickte. »Okay.«
    »Braves Mädchen.« Er gab sie frei.
    Sie schob sich vorwärts, bis ihre Stiefel unter Wasser gegen eine Kante stießen. Sie stieg hoch. »Nimm meine Hand«, sagte sie. Er verschränkte seine Finger mit ihren, und sie stützte ihn, als er sich auf die erste Stufe stemmte. Mit ausgestrecktem Arm nahm sie die zweite Stufe. Die dritte lag über dem Wasserspiegel. »Hier ist sie«, sagte sie, als sie mit dem Knie gegen eine Holztür stieß. Russ stieg zu ihr hoch, und sie ließ seine Hand los. Als sie sich nach oben und unten streckte, konnte sie zwei Querbalken ausmachen, die vertikale Bohlen stützten. »Sie reicht bis zur Decke.«
    Sie hörte, wie seine Finger weit über ihrem Kopf gegen Holz klopften. »Stimmt«, sagte er.
    Das Holz war weich und schwammig. Als sie nach links tastete, fand sie den Grund heraus. Wasser drang durch die Spalte zwischen Pfosten und Tür, floss in eiligen

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