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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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brüllte, und sie warf einen Arm und dann den andren um seinen Hals und schob sich hoch, bis sich ihr Kopf auf einer Höhe mit seinem befand. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften und hielt sich fest, während sie von der Sturzwelle herumgeworfen wurden, die durch den Eingang hereinströmte. Sie schleuderten hin und her, Wasser spülte über ihre Gesichter, stieg höher und höher, während der Fluss sich seinem Wasserspiegel näherte. Sie spürte, wie Russ’ Arme sich gegen die Flut dehnten, sich am Türgriff festklammerten, der ihre Rettungsleine gewesen war, aber nun drohte, sie unter dem steigenden Wasser zu verankern.
    »Er ist zu weit unten!«, brüllte sie in sein Ohr. »Du musst loslassen.«
    »Festhalten!«, schrie er. Sie verstärkte ihren Griff und spürte einen Ruck, als er eine Hand löste und das Wasser versuchte, sie fortzureißen. Er schlug mit der freien Hand gegen die Tür, suchte nach einem Halt. Er schwankte, wuchtete seine andere Hand vorwärts, und Köpfe und Schultern waren wieder über der Oberfläche. Seine Arme zitterten von der Anstrengung, sich an die Tür zu klammern.
    Sie blinzelte das Wasser aus ihren Augen und sah durch die Tür nach draußen, wo ein Fleck stahlwollener Himmel gerade genug Licht warf, um die Backsteine der Außenmauer und die weiße Gischt des Flusses zu erkennen, der über die steinigen Ufer kochte und durch das Schott wirbelte. Russ widerstand dem Reißen und Zerren des Wassers, das in dunklen Strudeln zwischen den Steinwänden tobte. Sie trieben höher. Die Sturzflut ließ nach, von einem Dammbruch zu einem Mühlbach zu einem Rinnsal. Das Wasser des Flusses wirbelte um sie herum.
    »Festhalten«, sagte Russ. »Ich versuche, uns hier rauszubringen.« Er lockerte seinen Griff und hangelte sich an der Oberkante der Tür entlang. Sie trieben so dicht unter der Decke, dass Clare sich den Kopf stieß, als Russ sich nach vorn warf.
    Sie erreichten die Ecke des Schotts. Russ rammte seine Finger zwischen Tür und Rahmen. »Ich werde nicht versuchen, durchzuschwimmen. Die Kälte. Man kann sich nur schwer bewegen.«
    Sie nickte ruckartig. Von hier aus schien die Öffnung des Schotts eine Meile breit zu sein. Ihre Arme und Beine waren schwer, losgelöst.
    Ihre um die Handgelenke geschlungenen Hände schienen jemand anderem zu gehören. Sie zitterte nicht mehr und spürte keinen Schmerz. Stattdessen war sie taub. Taub und erschöpft. Und sie hatte nicht mal geschuftet so wie Russ. Sie hatte sich einfach wie eine Napfschnecke an ihn gehängt.
    »Ich werde mich oben am Türrahmen entlanghangeln«, sagte er. »Sobald wir durch das Schott sind, können wir wahrscheinlich durch das Wasser auf höheres Gelände laufen.«
    Sie nickte wieder.
    »Alles okay?«
    »Kalt.«
    Er drehte sich auf den Rücken, Gesicht nach oben, und griff nach dem Rahmen. Clare klebte an seinem Rücken, ihr Haar trieb im Wasser, ihr Gesicht war nach oben gewandt, damit sie atmen konnte. Hand über Hand trug er sie über die Strömung. Ihr Kopf stieß gegen etwas Festes.
    »Mauer«, sagte sie.
    Er drehte sich, tastete mit den Händen durchs Wasser, suchte nach der Oberkante der Außenmauer. »Ich hab sie«, sagte er. Seine Stimme war dünn. »Ich halt mich fest. Kletter über meinen Rücken auf die Böschung. Sie liegt keinen halben Meter unter Wasser. Bleib in der Nähe des Hauses.«
    Clare musste ihre Hände aufbiegen, um sich lösen zu können. Ihre Muskeln waren verkrampft und steif. Sie konnte ihre Arme und Beine kaum kontrollieren, als sie sich über Russ’ Rücken quälte.
    Sie geriet eine Sekunde in Panik, als sie an seinem Kopf vorbeigriff und nur noch mehr Wasser spürte, bis sie auf das Geröll stieß, das den schmalen Streifen Land zwischen Fluss und Haus bedeckte. Sie kroch darauf, drehte sich zu Russ und brach zusammen. Das Wasser reichte ihr bis zur Brust. »Gib mir deine Hände«, sagte sie. »Ich zieh dich rüber.«
    Russ war so warm wie ein toter Fisch. Sie verstärkte ihren Griff, stützte sich mit ihren gefühllosen Füßen an der Mauerkante des Schotts ab und zog und zerrte ihn aus dem Becken, das den Eingang zum Keller bildete.
    Wild um sich schlagend, erreichte er das überschwemmte Ufer und sackte keuchend gegen sie. »Wir müssen hier raus«, sagte er, als er wieder zu Atem gekommen war.
    Aufeinandergestützt kamen sie auf die Beine. Stehend reichte ihnen das Wasser bis zum Schienbein. Russ lenkte sie zur Seite des Gebäudes, und, indem sie sich an den nassen Backsteinen abstützten,

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