Die Bleiche Hand Des Schicksals
Rinnsalen zur Stufe darunter. »Das Ding leckt«, sagte sie. »Auf der anderen Seite ist Wasser.«
»Oben nicht. Lass mal sehen, wie weit es reicht.«
Sie verfolgte die Kante der Tür nach oben, vorbei an den Angeln, bis ihre Finger das rinnende Wasser hinter sich ließen und feuchtes, schuppiges Holz berührten. »Es reicht mir ungefähr bis zum Hals«, sagte sie.
»Ich schätze, es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte er. »Zum einen könnte sich Wasser im Schacht der Außentreppe gesammelt haben. In diesem Fall kommt uns ein Schwall Wasser entgegen, wenn wir die Tür öffnen. Aber wir können raus, sobald es sich verlaufen hat.«
»Und die zweite Möglichkeit?«
»Der Fluss könnte über die Ufer getreten sein.«
»Wenn wir dann die Tür öffnen …«
»Wird der Keller überflutet. Bis zu deinem Hals.«
Sie wies nicht darauf hin, dass sie auf einer Stufe fünfzig Zentimeter über dem Wasser stand. Wenn der Keller geflutet wurde, dann weit über ihren Hals hinaus.
»Sollte das der Fall sein«, fuhr er fort, »ist das Beste, was wir tun können, uns an der Tür festzuhalten, bis der Wasserspiegel sich angeglichen hat. Dann können wir uns herausziehen und uns am Gebäude festhalten. Sobald wir Boden unter den Füßen haben, laufen wir einfach durch das Wasser bis zum Ende der Straße.«
»Klar. Mühelos.«
»Schau mal, ich wäre mehr als glücklich, wenn du einfach zurück zur Treppe gehen und dort oben warten würdest. Dort bist du in Sicherheit.«
»Das hatten wir doch schon.« Sie schlug nach rechts, traf seinen Arm. »Wie öffnen wir die Tür?«
»Es gibt zwei Holzriegel, die von Bügeln gehalten werden. Ungefähr fünfzehn Zentimeter lang und fünf breit. Einer über dem Türgriff und der andere darunter.« Er verlagerte sein Gewicht. »Sie sind aufgequollen, deshalb kann man sie kaum bewegen.« Er stand schweigend da. Sie gab ihm Zeit zum Nachdenken. »Wir machen es so. Ich werde den unteren Riegel aus seiner Halterung treten.«
»Wie willst du das mit dem gebrochenem Bein anfangen? Vielleicht sollte ich den Job übernehmen.«
»Dein Job wird es sein, hinter mir zu stehen und dich so fest zu halten, wie es eben geht. Der Türgriff ist die einzige Stelle, an die wir uns klammern können, um nicht vom Wasser mitgerissen zu werden. Ich halte mich am Türgriff fest und du dich an mir, okay?«
»Okay.«
»In Ordnung, stell dich unter meinen Arm und stütz mich.«
Sie bückte sich unter seine Schulter und übernahm so viel wie möglich von seinem Gewicht, während er seinen unverletzten Fuß vom Boden hob. Er schnappte zischend nach Luft, und beim Gedanken daran, welchen Schmerz er verspüren musste, zuckte sie zusammen.
Bumm! Bumm! Bumm! Er kippte nach vorn und stand wieder auf seinem gesunden Bein.
»Hast du es geschafft?«
»Ich glaube schon.« Er beugte sich vor und tastete nach dem Riegel. »Ja. Die Tür beult sich an der Stelle aus. Was auch immer dahinter ist, es übt immensen Druck aus. Halt dich bloß fest.«
Sie schlang ihre Arme um seine Hüften und umklammerte ihre Handgelenke. »Ich bin bereit.«
Er schob sich dichter zur Tür, bis er mit der Brust an die Bohlen stieß und sie das schwammige Holz an ihren Handrücken spürte. Dann holte er aus.
Bumm! Bumm! Bumm!
»Scheiße!«, zischte er.
»Sitzt er fest?«
Er stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Ich wünschte, ich hätte Arbeitshandschuhe.«
Sie spürte, wie er die Muskeln anspannte, sein ganzes Gewicht in den Schlag legte, als er mit der Handfläche gegen den hartnäckigen Riegel stieß.
Bumm! Bumm! Er grunzte.
»Und?«
»Ja. Gibt ein bisschen nach. Halt dich fest, beim nächsten Mal könnte es klappen.«
Er holte ein letztes Mal aus, streifte ihre Schulter, dann traf er den Riegel. Sie spürte ein Schaudern, und die Tür explodierte.
Clare und Russ wurden nach hinten und zur Seite gerissen, als die aufgestaute Flutwelle durch das Schott in den Keller schoss. Das eisige Wasser schlug über ihr zusammen, riss sie von Russ weg, der einhändig in der Sturzflut schwamm und sich mit der anderen an den Türgriff klammerte. Sie grub ihre Finger in ihre Handgelenke, kettete sich an seine Hüfte. Eine Welle peitschte ihr ins Gesicht, blendete sie, sie würgte, und ehe sie das Wasser ausspucken konnte, brach eine weitere Woge über sie herein, und ihr Kopf war unter Wasser. Sie krallte sich in Russ’ Hemd, zog sich an seinem Körper hoch. Sie brach durch die Oberfläche und rang nach Luft.
»… um meinen Hals.« Russ
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