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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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»Soll ich runtergehen? Sie schaffen die Stufen auf keinen Fall.«
    Er starrte sie an. »Das soll ein Witz sein, oder?« Er schüttelte den Kopf. »Sie haben verdammt zu viele Nancy-Drew-Krimis gelesen. Nein, Sie gehen nicht runter in den unheimlichen Keller, wo der böse Bube lauert. Allein, unbewaffnet und ohne Licht. Seien Sie keine Idiotin.«
    Mehr Platschen. Rhythmisch. Nicht wie jemand, der durch Wasser ging. Das Geräusch von etwas, das aufs Wasser prallte. Darauf tropfte.
    »Das ist der intelligente Weg, den bösen Buben zu schnappen.« Russ’ Ton war beiläufig, aber er rückte näher an die Kante der Öffnung, die Enden seiner Krücken stießen gegen die Angeln der Falltür. Er musterte die Dunkelheit unter sich, während er sprach. »Ich bleibe mit gezogener Waffe neben der Tür zu diesem Raum stehen. Sie laufen zurück zum Auto, alarmieren das Revier und lassen ein paar Einheiten kommen. Dann warten Sie im Auto, bis sie eintreffen.« Sie öffnete den Mund, aber er schnitt ihr das Wort ab. »Es geht nicht um Ihre Sicherheit. Falls mir etwas zustößt oder der Verdächtige entwischt, sind Sie in der Lage zu beobachten, wohin er geht, und können Hilfe holen.«
    Sie langte in ihre Tasche und holte ihr Handy heraus. »Das habe ich ganz vergessen.« Sie grinste zu ihm hoch. »Wir sind immer noch verbunden. Ich brauche meine Minuten …«
    Das Geräusch klang, als stürzte die Decke ein, Rumpeln, Poltern, und sie warf den Kopf herum und sah den Mann, schon halb durch den Raum, der Hut war heruntergefallen, die steifsohligen Schuhe schlitterten über den Boden, und Russ drehte sich um, verfing sich in seinen Krücken, hob seine Waffe, und sie schnellte aus ihrer Kauerstellung, schrie »Nein!«, und der Mann warf sich mit verschränkten Armen nach vorne, prallte gegen Russ, die Krücken schepperten auf den Boden, und Russ stürzte in die grabähnliche Öffnung, und sie sprang kopfüber ohne nachzudenken hinter ihm her, um seinen Sturz abzufangen, ihn zu halten, ihre Finger schlossen sich um seinen Arm, und sie verlor das Gleichgewicht, und es war zu spät. Lass los, befahl ihr Verstand, aber in der Zeit, die der Befehl brauchte, um ihre Hand zu erreichen, war sie mit Schulter und Hüfte gegen die Stufen geknallt und landete mit Wucht auf dem Boden, eiskaltes Wasser teilte sich unter dem Gewicht ihres Körpers und schlug dann über ihr zusammen, durchnässte sie innerhalb eines Augenblicks bis auf die Knochen. Der Aufprall raubte ihr den Atem, und sie holte zu hastig Luft, geriet in Panik, schluckte mehr von dem schleimigen Wasser, würgte und spuckte. Sie schoss nach oben, richtete sich keuchend auf. Das graue Rechteck über ihr wurde kleiner. Sie sah hoch. Die Falltür war bereit zum Schließen, nur noch gehalten vom steifen, zitternden Arm des Mannes. Es war zu dunkel, um seine Miene zu erkennen. Nur die fahle Blässe seines Gesichts.
    »Nein!«, schrie sie. »Nicht!«
    »Es tut mir leid«, sagte Allan Rouse. Dann ließ er die Tür zufallen.

37
    D ie Dunkelheit schloss sich über ihnen wie ein Sargdeckel. Ein dumpfes Quietschen, als der Riegel vorgeschoben wurde, und sie waren eingeschlossen. Das Geräusch, das klang, als stamme es aus einer Gruselgeschichte, ließ sie unwillkürlich wimmern. Dann überquerten Rouses Schritte den Fußboden über ihnen.
    Die andere Treppe. Sie schoss aus dem Wasser, erkannte jetzt, nachdem sie wertvolle Sekunden mit dem Starren in die Dunkelheit vergeudet hatte, das blasse Rechteck der zweiten Falltür. Sie rannte wie in einem Albtraum zu der anderen Treppe, ihre Beine schleppten sich durchs knietiefe Wasser, feuchte Spinnweben legten sich über ihr Gesicht, kaum wahrnehmbare Stützpfeiler lauerten auf ihrem Weg. Sie hatte keuchend und spritzend die halbe Strecke zurückgelegt, als sie das Quietschen der rostigen Angeln hörte.
    »Dr. Rouse!«, kreischte sie. »Tun Sie das nicht! Lassen Sie uns nicht hier unten!«
    »Ich schicke jemanden«, sagte er mit hohler Stimme. »Wenn es sicher ist.«
    »Um Himmels willen!« Die Tür krachte ins Schloss, die Druckwelle presste die Luft zusammen, dämpfte ihre Stimme, die von den tiefen, unsichtbaren Ecken des Kellers verschluckt wurde.
    Um Gottes willen, Montresor!
    Heftige Schauer schüttelten sie, ihr war gleichzeitig heiß und kalt.
    »Clare?« Russ’ Stimme, rauh und wassergetränkt, brachte sie wieder zu sich. Er hustete und würgte und rührte das Wasser auf.
    Sie quälte sich in Richtung der Geräusche. »Reden Sie«, forderte

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