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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Saab und einen verbeulten kleinen Honda, um damit im Matsch und Streusalz herumzufahren. Clare verkniff es sich, darauf hinzuweisen, dass sie sich kaum ein Auto leisten konnte, geschweige denn zwei. Karen fuhr fort: »Eigentlich rufe ich Sie an, weil ich einen Termin mit Debba Clow vereinbart habe. Ich frage mich, ob Sie daran teilnehmen möchten, da Sie doch ihre Betreuerin sind.«
    »Ich bin nicht …« Clare zögerte. Natürlich betreute sie Debba. »Sicher. Wann?«
    »Um zwölf. Für Debba ist es schwieriger, die Kinder mitzunehmen, deshalb treffen wir uns bei ihr zu Hause. Ich bringe Cody mit. So eine Art Kinderspielstunde mit juristischer Beratung.«
    Mist. Ihr Mittagessen mit Russ würde ausfallen. »Klar, ich komme. Hat sie Ihnen schon Details darüber erzählt, was in der Klinik passiert ist?«
    »Nicht so viele wie Sie. Ich habe den Eindruck, sie ist nach wie vor ziemlich stinkig auf den alten Mann, will es aber nicht zugeben.«
    »Ich fahre heute Morgen noch zu Dr. Rouse nach Hause. Sobald mein Wagen reanimiert worden ist.«
    »Junge, Sie kommen ganz schön rum, was?«
    »Mrs. Marshall wird ihm sagen, dass sie das Stiftungskapital für die Bauarbeiten in St. Alban’s einsetzen wird. Geoff hat Ihnen davon erzählt, oder?«
    »Aber ja.«
    »Nun, ich dachte, als offizielle Vertreterin der Kirche sollte ich dabei sein, wenn er die schlechte Nachricht erhält. Bei der Gelegenheit werde ich versuchen, ihn auszuhorchen, ob er gegen Debba eine einstweilige Verfügung beantragen will.«
    »Großartig. Bis später dann.«
    »Karen?«
    »Ja?«
    »Wird das Quietschespielzeug dort sein?«
    Karen lachte. »Selbstverständlich. Wo Cody ist, da ist auch Quietschie, das Eichhörnchen.«
    Clare legte den Hörer zurück auf die Gabel. Sie würde die Mittagszeit eingesperrt sein in einem Haus mit drei Kindern, einer Anwältin und dem widerwärtigsten Kinderspielzeug, das jemals geschaffen worden war. Anstatt bei Chili und Gesprächen mit Russ. Und seit wann ist das Mittagessen mit Russ Van Alstyne der Höhepunkt deiner Woche, Fräulein? Ihre Großmutter Fergusson würde es mit höchster Wahrscheinlichkeit missbilligen.
    Das Telefon klingelte. Clare beäugte es. In ihrem Büro erhielt sie nie so viele Anrufe.
    »Hallo?«
    »Hallo, Father.«
    »Mr. Hadley.« Glenn Hadley, der Küster von St. Alban’s, war der einzige Mensch auf dem Planeten, der sie Father nannte. Nicht Father Fergusson, nur Father. Auch ihren Vorgänger nannte er nie beim Namen. Der war schlicht »der verstorbene Father« oder »der letzte Father«. Sie nahm an, dass Mr. Hadley das Prinzip »es ist das Amt, nicht der Amtsinhaber« vollkommen verinnerlicht hatte.
    »Ich fürchte, ich habe noch mehr schlimme Neuigkeiten.«
    »Was jetzt?« Ihr kam der Heizkessel in den Sinn, gefolgt von der Heizungsanlage, den Leitungen, einem Schornsteinbrand und Mäusen, die die Kellergewölbe heimsuchten.
    »Sie kennen die Stelle, wo das Wasser durch die Decke des Seitenschiffs dringt?«
    »Ja …«
    »Sieht aus, als wäre sie zugefroren. Die Eisschicht ist mindestens acht Zentimeter dick. Sie sprengt die Deckenvertäfelung auseinander.«
    Clare schloss die Augen.
    »Father? Sind Sie noch dran?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich weiß nicht, was kann man denn am besten dagegen unternehmen?«
    »Im Augenblick können wir gar nichts machen. Ich werde einen großen Eimer darunterstellen. Sobald es so warm ist, dass das Eis auf dem Dach schmilzt, wird es dort abfließen. Wenn wir es nicht reparieren, bevor es wärmer wird und der Regen kommt, wird es dort zugehen wie in einer Dusche.«
    »Haben Sie noch einen anderen Vorschlag?«
    »Nun, ich könnte die beiden anderen Bänke vom Boden losschrauben und aus dem Weg ziehen.«
    »Das ist eine großartige Idee«, sagte sie und versuchte, etwas Begeisterung in ihre Stimme zu legen. »Ich werde den Gemeindevorstand und die Dachdeckerfirma von dieser neuesten Entwicklung in Kenntnis setzen. Danke, dass Sie so rasch angerufen haben.«
    »Wollen Sie, dass ich aufs Dach steige und zusehe, ob ich eine Plane anbringen kann?«
    »Nein! Das heißt, warten wir mal ab, was die Dachdecker sagen, bevor wir dort oben herumpfuschen.«
    Ein langes Schweigen entstand. »Okay.« Erneutes Schweigen. Um ihr Zeit zu geben, ihre Meinung zu ändern. »Ich melde mich wieder.«
    Er legte auf. Sie seufzte. Nun musste sie darüber nachdenken, wie sie seine verletzten Gefühle besänftigen konnte, weil man ihm nicht erlaubt hatte, auf dem vereisten Dach

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