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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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wäre schön.« Er schlug die Augen wieder auf. »Reverend Fergusson. Natürlich. Sie sind diejenige, die sich vor diese Clow gestürzt hat.«
    Schweigen folgte. Clare stand wie angenagelt auf dem Teppich und fragte sich, was sie darauf antworten sollte. Seine Begrüßung war nicht gerade begeistert. Sie beschränkte sich auf ein »Erfreut, Sie kennenzulernen« und ein Winken.
    »Also, Clare«, begann Mrs. Marshall mit einer Stimme so munter wie ihr Fuchsienlippenstift. »Ich habe Allan von der furchtbaren Situation mit dem Dach erzählt und dass ich das Stiftungskapital einsetzen will, um der Kirche zu helfen.«
    Clare sah sich nach einer Sitzgelegenheit um, die sie mit möglichst wenig Aufwand erreichen konnte. Sie wählte einen Holzstuhl, der schräg gegenüber dem Sofa stand, und setzte sich auf die Kante. Wenn eine Situation Sie nervös macht, sagte »Hardball« Wright, dann deshalb, weil Sie sich in einer unangenehmen Situation befinden. Unglücklicherweise konnte sie sich nicht einfach auf den Bauch werfen und zur Tür robben, wie ihr ehemaliger Ausbilder vermutlich geraten hätte. Sie hatte darum gebeten, mitzukommen. Des Weiteren war sie zwar nicht direkt daran schuld, aber doch eine der Personen, die für Dr. Rouses aufgebrachten Gesichtsausdruck mitverantwortlich waren.
    Sie saßen in beredtem Schweigen nebeneinander. Mrs. Marshall warf Clare einen Blick zu und sah dann Dr. Rouse an. »Allan, haben Sie vielleicht noch Fragen an Reverend Fergusson?«
    Seine Augen starrten sie aus weiter Ferne an. »Ja, die habe ich«, antwortete er mit rauher, krächzender Stimme. »Ich würde gern wissen, wie ein Priester dazu kommt, Backsteine und Mörtel höher zu schätzen als Menschenleben.«
    »Ach, kommen Sie, Allan, wir wollen nicht melodramatisch werden«, sagte Mrs. Marshall. »Die Zehntausend, die die Ketchem-Klinik aus der Stiftung erhält, entscheiden wohl kaum über Leben und Tod. Und ich verspreche Ihnen, dass ich alles tun werde, um den Stadtrat zu überreden, als Ausgleich die Mittel für die Klinik zu erhöhen.«
    Clare dachte, dass Mrs. Marshalls Einsatz als Anwältin der Klinik angesichts der Tatsache, dass sie ihre eigene Unterstützung eingestellt hatte, wohl kein großer Erfolg beschieden sein würde. Aber sie hielt den Mund.
    Mrs. Rouse kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem drei braun glasierte Becher standen, die hohe, bauchige Sorte, die man einzig in den Geschenkartikelläden von Universitäten und in deutschen Bierzelten findet. »Ich habe jedem eine Tasse gemacht«, verkündete sie fröhlich. Vorsichtig stellte sie einen Becher auf einen Tisch neben den Sessel ihres Mannes, tätschelte seine Schulter und deponierte das Tablett dann auf dem Couchtisch in bequemer Reichweite ihrer Gäste. »Ehrlich, Lacey, ich glaube nicht, dass wir uns um einen Ersatz für Ihren Beitrag Sorgen machen müssen.« Renee Rouse ließ sich in einem bequemen Samtsessel neben ihrem Mann nieder. Auf einem Schemel daneben stapelten sich Bücher, Zeitschriften und Kreuzworträtsel, und Clare konnte die Rouses vor sich sehen, wie sie an Winterabenden dort saßen und lasen, er mit einer Ärztezeitschrift auf dem Schoß, sie mit einem Einrichtungsmagazin.
    »Die beiden letzten Male, als sich Änderungen bei den Einkommensquellen der Klinik ergaben, hat die Stadt ihren Anteil zum Ausgleich angepasst«, fuhr Mrs. Rouse fort. »Wenn ich mich recht erinnere, haben sie nicht mal eine reguläre Ratssitzung abgewartet, als der Zuschuss vom Staat eingestellt wurde. Sie haben auf einer Sondersitzung ein angepasstes Budget verabschiedet.«
    Clare spürte, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel. »Wirklich? Gut zu wissen.«
    »Falls sie es wieder tun«, sagte Dr. Rouse. »Falls.« Er schnellte nach vorn. »Die Zeiten sind schwer. Der Stadtrat hat davon gesprochen, die Öffnungszeiten der Bücherei zu kürzen und den Kunstlehrer der Highschool zu entlassen, um Geld zu sparen. Glaubst du wirklich, die drücken es mir einfach in die Hand und sagen: ›Ach, hier sind Ihre zehntausend Dollar, Allan, danke, dass Sie gefragt haben‹?«
    Mrs. Rouse schreckte zusammen.
    Die intensive Färbung wich aus Allan Rouses Wangen. Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Liebling. Das war ungehörig.« Er rutschte zur Sesselkante vor und streckte ihr die Hand entgegen. »Bitte verzeih mir.«
    Renee Rouse nahm seine Hand und drückte sie. Sie nickte. »Ich hätte dich nicht anblaffen dürfen. Ich bin einfach …«
    Sie nickte wieder und zwang sich ein

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