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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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streifte ihren schweren Parka ab und hängte ihn über die Lehne eines der beiden orangefarbenen Plastikstühle. Sie zog den Stuhl zu Debba hin, ließ sich darauf fallen und warf Kevin Flynn, der an diesem Morgen noch jünger als seine einundzwanzig Jahre wirkte, ein Lächeln zu. Dann berührte sie Debbas Hände, die diese unter den stählernen Handschellen rang.
    »Debba, erzählen Sie mir von Ihren Kindern.« Die Frau schaute auf. »Wie alt sind sie? Wie heißen sie?«
    »Äh, ich habe zwei. Skylar, mein Sohn, ist sechs. Und Whitley heißt mein kleines Mädchen. Sie ist dreieinhalb.«
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Im Haus meiner Mutter. Wir leben dort. Ich bin vor einigen Jahren zu ihr gezogen, nachdem Jeremy uns verlassen hat.« Debba holte tief Luft. »Wir hatten bis jetzt nie Probleme. Er zahlte Unterhalt, besuchte Whitley regelmäßig, und abgesehen davon ließ er uns in Ruhe.«
    »Keine Besuche bei Skylar?«
    Debba schüttelte den Kopf. »Nein, Jeremy ist nicht damit fertig geworden, Vater eines autistischen Kindes zu sein. Er hat sich von mir scheiden lassen, als Whitley noch ein Baby war. Er war todsicher, dass sie so werden würde wie ihr Bruder.«
    »Das ist furchtbar!« Kevin Flynns plötzlicher Ausbruch ließ beide Frauen zu ihm hinübersehen. Er errötete. »Ich meine, ein Typ, der seinem behinderten Kind und seinem Baby den Rücken kehrt.«
    Debba nickte. »Wem sagen Sie das.«
    »Und warum will er dann plötzlich das Sorgerecht für beide Kinder?«, fragte Clare.
    Debba ballte die Fäuste. Die Handschellen klirrten. »Er wollte Skylar immer in ein Heim geben. Nachdem offensichtlich wurde, dass Whitley … normal ist, hat er es immer mal wieder angesprochen. Sagte, dadurch bliebe mir mehr Zeit für sie. Implizit hieß das natürlich, dass die Zeit an Skylar verschwendet war. Aber er hat niemals was davon gesagt, sie zu sich zu nehmen.« Sie breitete die Arme aus und sah zu, wie die Handschellen ihr ins Fleisch schnitten.
    Clare legte ihre Hände auf Debbas. »Hören Sie auf. Sich selbst zu verletzen hilft Ihren Kindern genauso wenig, wie Dr. Rouse zu verletzen es tut.«
    »Ich weiß einfach nicht, wie ich gegen ihn kämpfen soll. Ich habe kein Geld für einen guten Anwalt. Oder überhaupt einen Anwalt. Meine Mutter sagt, ich soll die Kunst aufgeben und mir einen richtigen Job suchen.«
    Clares Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Meine Mutter sagte, ich solle das Hubschrauberfliegen aufgeben und mir einen richtigen Job suchen. Dann wurde ich Priesterin. Nun wünscht sie sich, ich wäre wieder bei der Armee.«
    Debba lächelte, ein gespenstischer Abklatsch des Lächelns, das Clare am Donnerstag gesehen hatte.
    Clare verschränkte die Finger und stützte ihr Kinn auf die Hände. »Ich kenne eine gute Anwältin, die Ihnen helfen könnte. Sie arbeitet Teilzeit von zu Hause aus.«
    »Sie haben mich nicht verstanden. Als ich sagte, ich hätte dafür kein Geld, meinte ich, ich habe überhaupt kein Geld. Wenigstens wird mir der Staat einen Pflichtverteidiger stellen, wenn man mich wegen des Angriffs verklagt.«
    Kevin Flynn nickte. »Das stimmt.«
    »Ich glaube, sie wird auf ihr übliches Honorar verzichten. Sie schuldet mir einen Gefallen.«
    »Was haben Sie getan? Ihr all Ihre Sünden vergeben?«
    Clare dachte an Karen Burns’ Gesicht, als sie Cody in den Armen hielt, nachdem das einen Monat alte Baby vor dem Ertrinken gerettet worden war. »Ich habe ihr und ihrem Ehemann geholfen, einen kleinen Sohn zu adoptieren. Wenn Sie einverstanden sind, werde ich ein Treffen arrangieren.«
    Es klopfte an der Tür und Russ trat ein. Er langte hinter seinen Rücken und löste den Schlüssel für die Handschellen von seinem Gürtel. »Deborah Clow«, sagte er, als er sich hinkniete, um sie aufzuschließen. »Sie können gehen.«
    »Was?«, sagten Kevin und Debba gleichzeitig.
    »Sie haben mit Dr. Rouse gesprochen«, sagte Clare. Sie versuchte, nicht wie eine Lehrerin zu klingen, deren Schützling etwas schrecklich Kluges getan hat.
    »Ich habe mit Dr. Rouse gesprochen«, bestätigte er.
    »Und er wird mich nicht anzeigen? Ich habe gedroht, ihn umzubringen, um Himmels willen. Ich hätte beinah sein Behandlungszimmer in Trümmer gelegt.«
    Russ stützte die Hand aufs Knie und erhob sich. »Freut mich zu hören, dass Sie den Ernst der Lage erkennen.« Er hakte die Daumen in seinen Gürtel. »Es ist außergewöhnlich großzügig von Dr. Rouse, auf eine Anzeige zu verzichten. Angesichts dessen, dass er Ihnen den

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