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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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wies.
    »Sie haben also einen Weg gefunden, wie Sie das Geld für Ihr undichtes Dach auftreiben können«, sagte er, als sie allein waren. Sein Ton war neutral.
    »Es ist mehr als ein undichtes Dach«, sagte sie. Sie wusste, dass sie aggressiv klang, konnte es aber nicht ändern. »Es geht um das Dach, das Buntglasfenster, Schäden an der Außenwand, und wir brauchen neue Regenrinnen, um das Wasser von den Fundamenten fernzuhalten. Es sind die teuersten Arbeiten seit der Restaurierung der Gemeindehalle 1993.«
    »Sammeln Kirchen für solche Dinge nicht normalerweise bei ihren Mitgliedern?«
    »Es war nicht meine Idee«, platzte sie heraus. »Ich wollte Darlehen beantragen. Aber es hat sich herausgestellt, dass St. Alban’s zu tief verschuldet ist, um noch weitere Kredite aufzunehmen. Und es würde monatelang dauern, mit einer Spendensammlung ausreichend Kapital aufzubringen. Vielleicht ein Jahr. So viel Zeit haben wir nicht. Wir müssen jetzt mit den Reparaturarbeiten beginnen.«
    Er sah aufmerksam auf sie hinunter, als versuchte er, sie zu verstehen. »Deshalb nehmen Sie der Klinik Geld weg.«
    Sie wollte erklären, ihm alles über Mrs. Marshalls Stiftung erzählen, ihre Familiengeschichte und das architektonische Erbe von St. Alban’s. Aber im Grunde genommen waren das nur Entschuldigungen, vorgebracht, um besser dazustehen. »Ja«, sagte sie. »Ja, das tue ich.«
    Das fump, fump von Mrs. Marshalls altmodischen, mit Gummi besohlten Schneestiefeln unterbrach, was immer er sagen wollte. »Fertig, meine Liebe?«, fragte die alte Frau.
    »Ja.« Clare angelte in ihren Taschen nach den Handschuhen.
    Mrs. Marshall nahm ihren Arm. »Sieht aus, als hätte ich Sie vergebens hierhergeschleppt.«
    Clare sah in Russ’ leuchtend blaue Augen, dann ließ sie den Blick schweifen.
    »Es war nicht vergebens«, sagte sie. »Schlechte Nachrichten kann man jederzeit überbringen.«

8 Mittwoch, 15. März
    C lare hatte eines dieser Außenthermometer auf dem hohen Zaun angebracht, der die Einfahrt des Pfarrhauses von dem winzigen Parkplatz hinter der Kirche trennte. Sie wusste nicht wirklich, warum sie das getan hatte. Um sich mit dem elenden Wetter in diesem elenden, gottverlassenen Winkel der Welt zu quälen. Sie stand in der Küche und las die Digitalanzeige ab, während sie darauf wartete, dass der Mann vom Pannendienst käme und ihrem Wagen Starthilfe gäbe. Minus zehn Grad. Den Wind nicht einberechnet.
    Das Telefon klingelte. Sie griff hastig danach, in der Hoffnung, dass die Zentrale des Pannendienstes zurückrief, um ihr mitzuteilen, dass Hilfe unterwegs war. »Hallo?«
    »Hallo, meine Liebe. Mrs. Marshall hier. Sie sind noch zu Hause.«
    Clare hielt den Garderobenständer fest, der nach ihrem Sturmlauf zum Telefon hin und her schwankte. »Mein Wagen springt nicht an. Ich habe beim Pannendienst angerufen, aber die meinten, es könnte eine dreiviertel bis eine Stunde dauern, weil überall in der Gegend Autos liegengeblieben wären. Es tut mir leid. Ich hätte Sie sofort anrufen sollen …«
    »Keine Sorge. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich fahre rüber zu Allan Rouses Haus, und wenn Sie noch kommen wollen, treffen wir uns dort.«
    »Unbedingt. Sagen Sie mir, wie ich fahren muss.« Clare schnappte sich einen Stift aus ihrer Schublade und kritzelte Mrs. Marshalls Anweisungen auf die Rückseite einer Niagara-Mohawk-Stromrechnung. Nachdem sie Mrs. Marshall versichert hatte, dass sie vorsichtig fahren und auf Glatteis achten würde, legte sie auf. Das Telefon hing an der Wand zwischen Küchentür und Fenster, unter einem Kirchenkalender, auf dem sämtliche Feste der Heiligen und Gedenktage schwarz eingerahmt waren. Der erste Frühlingstag, leuchtend rot gekennzeichnet, lag nur noch eine Woche entfernt. Sie warf einen flüchtigen Blick durch das Fenster auf die vereisten Schneehaufen, die drohten ihre schmale Einfahrt völlig zu blockieren. Der Frühling würde nie kommen. Je eher sie sich mit dieser Tatsache abfand, desto gelassener würde sie sein.
    Das Telefon klingelte. Sie riss den Hörer hoch, etwas wenig weniger hoffnungsvoll als beim letzten Mal.
    »Hallo?«
    »Hi, Karen Burns hier. Ich habe in der Kirche angerufen, aber Lois sagte, Sie seien noch zu Hause.«
    »Ich warte darauf, dass der Pannendienst kommt und meinen Wagen überbrückt.«
    »Mein Beileid. Sie sollten wirklich mal darüber nachdenken, sich eine Winterkarre mit einer Monsterbatterie anzuschaffen.« Karen und ihr Mann Geoff besaßen einen Landrover, einen

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