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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Uhr an einem Sonntagabend.
    Er rief im Revier an. Während der Werktage wurden alle Anrufe beim Revier an die Einsatzzentrale von Glens Falls weitergeleitet, da Millers Kill weder den Bedarf noch die Leute hatte, um rund um die Uhr den Betrieb aufrechtzuerhalten. Aber an Wochenenden, wenn sie am meisten zu tun hatten, übernahm Harlene diesen Dienst. Harlene hatte schon für das Department gearbeitet, als Russ noch im ersten Golfkrieg Sand spuckte, und er zweifelte nicht daran, dass sie noch immer da sein würde, wenn er nach seiner Pensionierung nach Arizona zog.
    »Polizeirevier Millers Kill.«
    »Hi, Harlene.«
    »Wieso rufen Sie an? Sie sollten zu Hause sein und die Beine hochlegen.«
    »Hören Sie, hat es Schwierigkeiten in der Ketchem-Klinik gegeben?«
    Sie pfiff ihm direkt ins Ohr. »Manchmal sind Sie zum Fürchten, wissen Sie das? Ich halte das für ein deutliches Anzeichen, dass sie zu viel arbeiten. Nein, in der Klinik ist nichts vorgefallen, aber direkt, nachdem sie sich heute abend abgemeldet haben, hat die Frau von Allan Rouse angerufen. Das ist der Klinikarzt.«
    »Ich weiß, wer das ist.«
    »Aber ich wette, Sie wissen nicht, warum sie angerufen hat.«
    »Ich warte mit angehaltenem Atem, dass Sie ’s mir erzählen.«
    »Er ist verschwunden.«
    »Was genau soll das heißen? Er ist ein erwachsener Mann, und es ist zwanzig Uhr dreißig an einem Sonntagabend. Vielleicht kippt er einen in einer Bar mit Fernsehen und guckt eine Sportübertragung.«
    »Sollte man meinen, nicht? Aber wie es aussieht, wollten sie heute am späten Nachmittag nach Albany aufbrechen. Sie fliegen zu einem Ärztekongress in Phoenix, Arizona. Oder wenigstens hatten sie das vor. Den Flug hatten sie schon verpasst, als die Frau anrief.«
    »Gab es einen ärztlichen Notfall? Vielleicht musste er einen Hausbesuch machen oder ins Krankenhaus.«
    »Mrs. Rouse sagt, dass er ihr stets vorher Bescheid gibt. Heute Nachmittag hat sie auf der Suche nach ihm alle ihre Freunde angerufen. Sie hat auch die Krankenhäuser von Washington County und Glens Falls angerufen, weil sie dachte, er könnte vielleicht einen Patienten dorthin gebracht haben. Aber Fehlanzeige. Dann hat sie noch Laura Rayfield angerufen – das ist die Oberschwester der Klinik.«
    »Ich weiß, wer das ist.«
    »Nun, die hat ihn auch nicht gesehen. Jedenfalls schien der Doktor Mrs. Rouse zufolge irgendwie ruhelos und geistesabwesend, aber sie schob es auf die bevorstehende Reise. Sie sagt, er hätte heute vormittag gegen elf das Haus verlassen, um ein paar Besorgungen zu machen. Er sagte ihr, er wolle zur Klinik, um die Post zu erledigen und Aktennotizen zu diktieren. Sie wollten für eine Woche verreisen. Sie erinnerte ihn daran, dass er um sechzehn Uhr zu Hause sein musste, damit sie ihren Flug noch erreichen konnten. Dann fuhr er los. Als er nicht rechtzeitig nach Hause kam, fuhr sie zur Klinik, aber er war nicht dort. Sie hat ihn seit heute morgen nicht mehr gesehen.«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Hat sie auch nachgefragt, ob er vielleicht unerkannt in ein Krankenhaus eingeliefert worden ist?«
    »Weiß ich nicht. Man sollte doch meinen, jemand würde ihn erkennen, auch ohne Ausweis. Der Mann praktiziert seit dreißig Jahren in dieser Stadt.«
    »Was ist mit einer Freundin?«
    »Bei meinem Friseur habe ich jedenfalls niemanden darüber tratschen hören. Es war keine Frage, die ich seiner Frau stellen wollte.«
    »Nein, das kann ich verstehen.« Er wanderte langsam in der Küche auf und ab, passte seine Schritte seinen Gedankengängen an. »Was haben Sie Mrs. Rouse gesagt?«
    »Ich habe ihr gesagt, dass wir Erwachsene erst nach achtundvierzig Stunden offiziell als vermisst führen, es sei denn, es liegen Beweise vor, dass etwas nicht in Ordnung ist. Aber heute Abend ist nicht viel los, deshalb habe ich Duane und Tim gebeten, sich in allen Bars, an denen sie vorbeikommen, zu erkundigen, ob jemand den Doc gesehen hat.«
    »Gut.«
    »Und da der Mann fünfundsechzig ist, habe ich eine Beschreibung seines Wagens und der Nummernschilder an die State Police weitergeleitet. Ich habe behauptet, es sei möglicherweise ein medizinischer Notfall. Nach allem, was wir wissen, könnte er ja auch am Steuer einen Herzinfarkt erlitten haben, als er seine Besorgungen machte.«
    »Guter Einfall.« Rund um Millers Kill gab es viele Straßenabschnitte, auf denen niemand bemerken würde, wenn ein Auto in den Büschen gelandet war. »Ich weiß gar nicht, warum ich mich noch blicken lasse,

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