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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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vorausgesagt, wird es eine kostspielige Angelegenheit.« Sie seufzte. »Als ich Geistliche wurde, hätte ich nicht geglaubt, dass ich so viel Zeit damit verbringen würde, mir Gedanken über undichte Dächer und die Preise von Öl und Heizkesseln zu machen.«
    Er lachte kurz. »Jeder Beruf hat seine langweilige Seite. Das gehört zu den großen universellen Wahrheiten.« Er trank einen Schluck aus der Dose.
    »Was trinken Sie?«
    »Koffeinfreie Cola.«
    »Ich trinke ein Saranac-Winterbier. Hahaha.«
    Er lachte. »Ziehen Sie ehemalige Alkoholiker immer mit Ihren Trinkgewohnheiten auf?«
    »Nur Sie. Sie sind etwas Besonderes.«
    Sie schwiegen einen Moment. Dann fragte er: »Was haben Sie außerdem gemacht?«
    »Am Freitag hatte ich ein paar Beratungsgespräche. Am Samstagnachmittag war ich in Glens Falls bei einem meiner Schäfchen, das sich einer Operation unterziehen muss. Deshalb habe ich meine Schicht bei der Historischen Gesellschaft geschwänzt.«
    Russ schnalzte missbilligend mit der Zunge.
    »Es ist in Ordnung. Ich habe Roxanne Bescheid gesagt, dass ich stattdessen am Montag komme. Heute Morgen hatten wir eine schöne Messe. Praktisch volles Haus. Ich glaube, alle wollten sich noch mal das Dach ansehen, bevor es runterkommt.«
    »Hey.« Ein Poltern drang durch die Leitung. »Was machen Sie da?«
    Sie lachte. »Ich werfe noch ein Scheit ins Feuer. Ich hab den Kamin angezündet, um die Kälte zu vertreiben. Das Haus ist zugig, und wenn ich noch eine Tankfüllung Öl kaufe, muss ich den ganzen nächsten Monat von Käsemakkaroni leben.«
    »Die Kirche sollte es isolieren lassen.«
    »Ich möchte die Gemeinde nur ungern darauf aufmerksam machen, dass sie ein begehrenswertes Anwesen besitzt, das an eine Frau vergeudet wird, die allein darin herumklappert. Ich fürchte, dass sie es mir unter dem Hintern weg verkaufen würden und ich in eins von Corlews furchtbaren Stadthäusern ziehen müsste.«
    »Eins von diesen Dingern mit den Hochstaplernamen, wo sie Town mit zwei n und einem e am Ende schreiben? Gott, das wäre ein Schicksal schlimmer als der Tod.« Er schüttelte den Kopf. »Was haben Sie an?«
    Sie lachte. »Wird das einer von diesen Anrufen?«
    »O Himmel, Sie wissen genau, was ich meine. Manchmal denken Leute, die nicht an das Klima gewöhnt sind, nicht daran, erst eine weitere Schicht anzuziehen, bevor sie den Thermostat hochdrehen.«
    Sie lachte immer noch. Dann hüstelte sie und erwiderte mit dick aufgetragenem Südstaatenakzent, aus dem der Honig tropfte: »Ich habe nichts an, außer sehr hohen Absätzen und einem winzigen …«
    »Nein, nein, nein, nein.«
    Sie lachte noch lauter. »Ich wette, die Frauen, die diese Anrufe machen, sind genauso angezogen wie ich. Rollkragenpulli, das alte Virginia-Sweatshirt von meinem Bruder Brian und die superwarmen Leggins, die meine Familie mir zu Weihnachten geschickt hat. Dazu Wollsocken und abgetretene Hausschuhe.«
    »Oh, Baby«, schnaufte er.
    Sie kicherte. »Die Hausschuhe sind’s, oder? Die machen die Männer verrückt.«
    »Hier oben im Norden lernt man Wärme zu schätzen.«
    »Und mein Thermostat steht auf 17 Grad.«
    »Jesus, das ist kalt. Vielleicht kann ich mir dieses Frühjahr mal Ihre Fenster und Wände ansehen, ob es nicht eine einfache Möglichkeit gibt, das Haus abzudichten.«
    »Solange ich die Gemeinde nicht um Geld dafür bitten muss, wäre das …« Sie verstummte.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Jemand fährt in meine Einfahrt.«
    Er sah auf die Uhr unter dem Glassturz auf dem Kaminsims. Es war fast halb neun.
    »Bleiben Sie mal eine Sekunde dran«, sagte Clare, und er hörte, wie sie den Hörer ablegte.
    Er wälzte sich aus dem Sessel und ging in die Küche, den Hörer immer noch ans Ohr gedrückt. Wer zum Teufel würde um diese Uhrzeit unangemeldet vorbeikommen? Er hatte die Vision einer Horde Teenager, der es Spaß machte, Krach zu schlagen und alleinlebende Frauen zu erschrecken. Dann dachte er an einen Vergewaltiger, der wusste, dass sie allein lebte. Einen Serientäter, soeben aus Clinton entlassen, der nach leichter Beute suchte …
    Sie meldete sich wieder. »Es ist Debba Clow.«
    »Debba Clow? Hat sie ihre Kinder dabei? Sie ist doch nicht auf der Flucht vor ihrem Exmann, oder?«
    »Nein, sie ist allein. Sie ist völlig aufgelöst. Ich muss Schluss machen. Tut mir leid …«
    Sie legte auf, und zurück blieb nur ein wehmütiges Echo. Einen Moment lang hielt er den Hörer ans Ohr, lauschte dem Besetztzeichen. Debba Clow. Bei Clare. Um 20:30

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