Die Bleiche Hand Des Schicksals
Nacht in Tag verwandelte.
Das Funkgerät in ihrer Tasche knisterte. Sie zog einen Fäustling aus und drückte die Sprechtaste. »Hier Fergusson«, sagte sie.
»Wo sind Sie, Reverend? Over.«
Okay. So viel zum Thema eine von den Jungs. Sie warf einen kurzen Blick auf die Karte, um sich der Entfernungen zu vergewissern. »Ich bin am Ufer des Stausees, ungefähr eine Viertelmeile westlich des Friedhofs. Over.«
»Gehen Sie nach Osten, bis Sie den Friedhof erreichen, und kehren Sie von dort zur Straße zurück. Over.«
»Warum? Das wäre die kürzeste Suche der Welt.«
»Chief Van Alstyne möchte, dass Sie Debba Clow nach Hause fahren. Over.« Besondere Betonung des »Over«, um darauf hinzuweisen, dass sie dieses Detail bei ihrem letzten Funkspruch vergessen hatte.
Sie war versucht zu fragen, wie lange Chief Van Alstyne für seine Entscheidung, Debba zu entlassen, gebraucht hatte, nachdem er herausgefunden hatte, dass sie an der Suche teilnahm. Aber da jeder der Männer des Such-und Rettungsdienstes ihr Gespräch mithören konnte, widerstand sie dem Drang. »In Ordnung. Ich bin auf dem Weg. Fergusson meldet sich ab.«
Sie wandte den Blick vom gefrorenen See und begann sich in Richtung Osten zu arbeiten, wobei sie ihren Stock durch den vereisten Schnee trieb, links, rechts, links suchte, Ausschau nach irgendeinem Zeichen hielt, dass jemand vor ihr diesen Weg gegangen war. Man konnte sie von ihrer Aufgabe abberufen, aber bei Gott, sie würde bis zum Ende das Beste aus ihren Fähigkeiten machen.
Unglücklicherweise tauchten weder abgebrochene Zweige, weggeworfene Kleidungstücke noch verräterische Fußspuren auf, die sie triumphierend hätte melden können. So weit sie sehen konnte, vom Ufer des Stausees bis in den Wald hinein, lag der vereiste Schnee unberührt da.
Sie vergaß, die gelaufene Strecke mit der Karte abzugleichen und erschrak, als der Strahl einer Taschenlampe ihr Gesicht streifte. Einen Augenblick lang befand sie sich wieder auf einem Holzpfad, hörte eine kalte Stimme aus der Dunkelheit kommen, das Klicken einer Gewehrsicherung. Ihr Herz versuchte sich durch ihre Kehle zu quetschen.
»Ich bin es.« Russ’ Stimme klang aus den Schatten. »Ich bin noch mal zurückgekommen, um mich zu vergewissern, dass es Ihnen gut geht – geht es Ihnen gut?« Er trat knirschend ins Mondlicht und schlang seine Hand um ihren Oberarm, krallte seine Finger in das Isoliergewebe, als wollte er sie vor einem Sturz bewahren.
Sie nickte, drückte die freie Hand vor den Mund, atmete in den Fäustling. »Ja, mir geht’s prima«, antwortete sie, sobald sie konnte. »Ihre Taschenlampe … sie hat mich erschreckt, das ist alles.«
Er musterte sie eindringlich, das Mondlicht ließ seine Augen farblos erscheinen.
Wann hatte er diesen Blick entwickelt, als würde er direkt durch sie hindurchsehen, direkt in sie hinein? Sie stopfte umständlich die Karte in ihre Tasche. »Mir geht’s prima«, wiederholte sie, obwohl er nicht nachgefragt hatte. »Gehen wir.«
»Hier ist es ziemlich rutschig«, sagte er. »Nehmen Sie meine Hand.« Er streckte sie aus. Sie starrte einen Moment auf seinen Handschuh, wusste, dass sie nicht zögern würde, wenn es Mark Durkee wäre, der ihr seine Hilfe anbot; hasste die innere Stimme, die sich fragte: Ist das okay? Ist das harmlos?
Sie legte ihre im Fäustling steckende Hand in seine und drückte sie. Er richtete den Strahl seiner Taschenlampe über die verschattete, freie Fläche – den Friedhof – zwischen die Bäume. »Wir müssen dort rüber«, sagte er. »Fallen Sie bloß nicht auch noch hin und schlagen sich den Kopf ein.«
»Ist das Dr. Rouse passiert?«
Er richtete die Lampe auf die Grabsteine. Sie bröckelten an den Kanten, der saure Regen hatte die Inschriften über die Jahrzehnte ausgewaschen. »Sieht aus, als hätte es rund um die Steine mächtig getaut und wieder gefroren. Tagsüber speichern sie die Sonnenwärme. Der Schnee schmilzt, und wenn die Nacht hereinbricht, friert er wieder.«
Sie packte seine Hand fester, während sie um sicheren Halt kämpfte. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
»Wir haben an der Kante eines der Grabsteine Blutspuren gefunden, übereinstimmend mit Debbas Geschichte.«
»Kann ich ihn sehen?«
Er richtete die Lampe darauf, und sie konnte sie gerade noch erkennen, dunkle, schwärzliche Flecken auf der abgerundeten Kante des Steins. »Also glauben Sie ihr jetzt ihre Version der Ereignisse?« Im Schein der Lampe konnte sie den Namen
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