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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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entziffern: JACK KETCHEM. 21. JULI 1920.
    »Bis jetzt weiß ich nicht, was hier passiert ist.« Russ ließ den Strahl über den Boden wandern. »Hier war schon alles zertrampelt, ehe die Typen von der Spurensicherung herumgestapft sind.«
    Clare ließ seine Hand los und zog ihre eigene Lampe aus der Tasche.
    »Was?«, fragte er.
    »Ich möchte was nachschauen«, begann sie, dann richtete sie das Licht direkt auf den blutbefleckten Grabstein. JACK KETCHEM. 21. JULI 1920 – 14. MÄRZ 1924. UNSER ENGEL.
    »Er war noch ein Kind«, sagte sie. Sie ließ das Licht zum nächsten Stein wandern. LUCY KETCHEM. 8. JANUAR 1918 – 14. März 1924. GELIEBTE TOCHTER VON J.A. UND J.N. KETCHEM.
    Clare trat dichter heran. »Das wollte Dr. Rouse ihr zeigen? Das?« Sie beleuchtete einen weiteren Grabstein.
    PETER KETCHEM. 3. JUNI 1916 – 18. MÄRZ 1924. GELIEBTER SOHN VON J.A. UND J.N. KETCHEM.
    Sie drehte sich zu Russ um. »Mein Gott.«
    Er nickte. »Ich weiß. Da ist noch einer.« Er richtete die Lampe auf einen vierten Grabstein. Eine Eisschicht verdeckte zur Hälfte ein eingemeißeltes Lamm nahe dem Boden. Darüber las Clare: MARY KETCHEM. 5. NOVEMBER 1921 – 15. MÄRZ 1924. UNSER KLEINES LAMM.
    Zweieinhalb Jahre alt. Sie streckte die Hand nach hinten, und Russ ergriff sie, hielt sie fest. »Kinder«, sagte sie. »Babys.« Sie blickte wieder auf die Daten. »Sie alle sind innerhalb einer Woche gestorben.«
    »Ja«, sagte er.
    »Jane Ketchem war ihre Mutter, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte er. »Ich habe sie hier getroffen, als ich noch jünger war. Damals wusste ich es nicht. Später habe ich die Geschichte gehört.«
    Das Geld für die Klinik, für Allan Rouses Medizinstudium, alles ergab jetzt einen Sinn. Hier lag der Ursprung. Das hatte Jane Ketchem angetrieben. Und Clare nahm es, verwendete es für ein neues Dach. In ihren Fäustlingen krümmte sie die Hände. Sie wandte ihr Gesicht Russ zu. »Lassen Sie uns bitte gehen.«
    Er nickte und zog sie fort, sein Arm half ihr über die vereisten Stellen. Noch lange, nachdem sie hinter den Kiefern verschwunden waren, konnte sie spüren, wie die Steingesichter sie beobachteten. Peter. Lucy. Jack. Mary. Unser kleines Lamm.

15 Dienstag, 1. April 1930
    H arry McNeil hörte den Aufruhr schon, als er die Tür zum Polizeirevier aufschob. Eine Frau bedrängte im ersten Stock Sergeant Tibbet, etwas zu tun, ihr zu helfen. Ohne zu wissen, dass »etwas tun« schon lange aus dem Wortschatz von Sam Tibbet gestrichen war, der dieses Jahr hätte in Rente gehen müssen, aber blieb, weil sein Sohn vor kurzem seinen Job in der Fabrik verloren hatte und die ganze vielköpfige Familie von einem Polizistengehalt lebte.
    Harry hatte Sam vor zwei Jahren vom Streifendienst befreit, als er entdeckt hatte, dass der alte Mann öfter saß als lief. Er neigte nicht zum Beten, aber der Polizeichef von Millers Kill hoffte, dass Tibbet junior eine gute Anstellung fand. Bald.
    Stevenson und Inman traten nach ihm ein, beide Beamte sahen so müde aus, wie er sich fühlte. »Tragt eure Schicht ein, Jungs, und dann ab nach Hause. Holt euch eine Mütze Schlaf«, sagte Harry.
    Ralph McPhair, mit glänzend polierten Schuhen und Handschuhen ausstaffiert, kam die Treppe herunter, auf dem Weg zu seiner Morgenschicht als Verkehrspolizist. »Ihr drei wirkt, als hätte man euch rückwärts durchs Gebüsch geschleift. Ich hoffe, die Rumschmuggler sehen schlimmer aus.«
    Roll Stevenson rieb sich das Gesicht. »Wir dachten, wir hätten einen von ihnen, als er die alte Scheune hinter McAlistairs Haus verließ. Haben ihn fast bis zur Bezirksgrenze verfolgt. Stellte sich raus, dass es Roscoe Yarters Sohn war, der die ganze Nacht mit Alistairs Tochter poussiert hat.«
    Peter Inman lachte, ein kurzes scharfes Keuchen. »Wir hätten den Kerl einsperren können und er würde uns noch dafür danken, Hauptsache, wir liefern ihn nicht McAlistair aus.«
    »Fahren Sie heute Nacht wieder raus, Chief?«, fragte McPhair.
    »Vielleicht. Ich werde in Glens Falls anrufen, hören, ob sie gestern Nacht mehr Glück hatten als wir.« Harry war bemüht, sich seinen Mangel an Zuversicht nicht anmerken zu lassen. Der Versuch, den steten Strom illegalen Alkohols von Kanada nach New York City einzudämmen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die Schmuggler hatten mehr Leute und Geld als jedes der Police Departments, von denen sie bekämpft wurden, und Appelle an die Moral der Bürger konnten nicht mit dem Bargeld in der Tasche konkurrieren, das

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