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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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zu gestalten.« Er stand auf und wischte sich demonstrativ einige nicht existente Krümel vom Schoß. Dann grinste er.
    Sie hielt ihm die Hand hin und erlaubte ihm, ihr beim Aufstehen zu helfen. Dann streckte sie sich, als sei sie müde, tat es aber ganz offensichtlich, um ihm eine Möglichkeit zu geben, sie zu bewundern, während sie den Blick von ihm abwandte. Er durchschaute das, und dennoch bewunderte er sie nicht minder. Sie zeigte ein leises, frivoles Lächeln. »Wisst Ihr«, begann sie, »ich bin übrigens meistens sogar ziemlich züchtig …«
    Nein, das weiß ich übrigens nicht. Er zog lediglich zweifelnd eine Augenbraue hoch, glättete die Stirn dann schnell wieder und log höflich wie ein Kavalier: »Natürlich seid Ihr das.«
    Sie lachte. »Dass Ihr unmöglich seid, macht es zu einem noch größeren Spaß, mit Euch zu spielen.«
    »Wenn die meisten Menschen von einem Flirt mit der Gefahr sprechen, handelt es sich nur um eine Redewendung«, erwiderte Gavin.
    »Gefährliche Spielzeuge sind die besten Spielzeuge. Ich werde darum beten, dass Ihr gut schlaft, Lord Prisma.«
    Doch war das ein Gebet, von dem sie beide wussten, dass es unerhört bleiben würde.

38
    »Die alten Götter wurden nicht angebetet, weil die Bewohner der Sieben Satrapien ungebildete Narren waren«, erklärte Zymun. Liv und er gingen zusammen durch die Außenbezirke von Garriston und durchschritten gerade das Tor der Alten, während sie die Freifläche zwischen der alten Stadtmauer und der Leuchtwassermauer ansteuerten, wo die meisten der Wandler lagerten. »Die alten Götter wurden angebetet, weil sie real waren.«
    »Du kannst mir viel erzählen«, sagte Liv und gab sich wenig Mühe, ihre Skepsis zu verbergen.
    Eine Welle des Zorns schoss kurz über Zymuns Gesicht, das sich jedoch rasch wieder glättete. Er sah sie eindringlich an. Wer ist denn hier der Tutor?
    Liv errötete. Ihre erste Reaktion war ein Produkt ihres alten Glaubens gewesen. Sie hatte immer gehört, dass die alten Götter Ausgeburten der primitiven Fantasie jener Menschen waren, die in den Zeiten vor Lucidonius rund um die Azurblaue See gelebt hatten. Aber wenn die Chromeria schon in anderen Fällen log, dann konnte dies ebenfalls eine Lüge sein. Sie räusperte sich. »Ich meine, erzähl mir etwas darüber.«
    »Ich glaube, die Bewohner der Sieben Satrapien haben es ebenfalls gewusst. Aus dem Nichts, so scheint es, sind jetzt wieder kleine Statuen der Götter aufgetaucht. Aus Verstecken auf Dachböden, in Kellern, in geheimen Familienschreinen im Wald. Halte die Augen offen, wenn du durchs Lager gehst, dann wirst du überall kleine Zeichen sehen. Schon bald wird das Priestertum wieder eingeführt und die Anbetung öffentlich werden. Du wirkst skeptisch.«
    »Es tut mir leid, aber die alten Götter? Wie Atirat und Anat und Dagnu?«
    Wieder ein Aufblitzen von Verärgerung, und Liv kam sich dumm vor. Aber seine Stimme blieb freundlich: »Du weißt, wie du dich fühlst, wenn du Ultraviolett wandelst?«
    »Natürlich. Fremd, von meinen Gefühlen abgespalten und ehrlich gesagt ein wenig stolz darauf, dass ich die Dinge so klar sehe.«
    »Das bist nicht du«, sagte Zymun.
    »Ich bin keine extrem eingebildete Person, da gebe ich dir recht«, erwiderte Liv. »Aber du kennst mich nicht, woher willst du das also wissen?«
    »Ich meine nicht, dass das nicht dein ›wahres Ich‹ ist. Ich meine, das bist überhaupt nicht du.«
    »Wie bitte?«
    »Das sind nicht deine Gefühle. Das sind nicht deine Wahrnehmungen. Ja, es sind nicht mal deine Fähigkeiten. Ferrilux ist unsichtbar. Er steht hinter vielen der größten Leistungen der Menschheit, aber von den meisten Menschen hält er nicht viel. Er ist distanziert und herablassend, und er hat beschlossen, seine Kräfte mit dir zu teilen.«
    Diese Vorstellung widerstrebte Liv. »Es gibt einen unsichtbaren Mann, der mir beim Wandeln hilft? Und so was glaubt der Farbprinz? Mein Wandeln gehört mir.«
    Zymuns Stimme war kalt und ohne jeden Ausdruck. »Du wählst also deine Farben selbst? Ultraviolett für eine Außenseiterin, für das tyreanische Mädchen, das niemals Teil der Chromeria hatte werden können, das aber insgeheim voller Groll gegen die Mädchen war, die es ihr verwehrten, sich ihren armseligen Kreisen anzuschließen. Und Gelb für eine klare Denkerin, die sich nicht entscheiden konnte, ob sie sich mit alledem, was sie um sich herum sah, gemein machen wollte. Hm, klingt wie, na ja, wie soll man sagen? Glücklich

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