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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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dass Ihr die falschen Fragen gestellt habt, daher hattet Ihr auch keine Chance auf die richtigen Antworten. Also habe ich meine Schuldigkeit erfüllt, leider ohne Schreie der Wollust und Kratzer auf Eurem Rücken. Nur zwei Dinge habe ich Euch noch zu sagen. Erstens, die Menschen, die Ihr herbringt, dürfen hierbleiben. Sie werden, da bin ich mir ziemlich sicher, unsere bisherige Lebensweise zerstören. Aber vielleicht wird eines Tages etwas Gutes daraus erwachsen. Ich habe wenig Hoffnung darauf, aber die Sache betrifft mich selbst zu sehr, als dass ich es deutlich sehen könnte, und ich weiß, dass Orholam von mir nicht wollen kann, fünfzigtausend hungernde Menschen ins Meer zu werfen, was immer sie uns auch antun mögen, sobald sie nicht mehr hungern.«
    »Und zweitens?«, hakte Gavin nach. Es war ein gewaltiger Sieg. Sie gab ihm alles, was er wollte. Aber man rühmte sich seiner Siege nicht, man stellte sicher, dass sie auch Bestand hatten, und drängte weiter.
    »Und zweitens: Ihr habt über Blau keine Gewalt mehr, und Euer … Gegenstück ist aus seinem blauen Gefängnis ausgebrochen. Ich rate Euch, etwas deswegen zu unternehmen, denn ohne ein Prisma beginnen seltsame Dinge zu geschehen. Zuerst sind das unauffällige, merkwürdige kleine Sachen. Aber sie werden schlimmer.« Sie schien sich in sich selbst zurückzuziehen.
    Gavin fühlte sich nackt. Nicht auf eine angenehme Weise. Die Neuigkeit von seinem Bruder – wenn es denn der Wahrheit entsprach – war katastrophal. Nicht nur ein schrecklicher Schock und nicht nur eine schreckliche Nachricht, sondern auch ein zu merkwürdiges Nebeneinander der Umstände. Gavin hatte, als er die Gefängnisse wandelte, natürlich für die entsprechenden Alarmvorkehrungen gesorgt, aber diese setzten nur jemanden in Kenntnis, der sich in Gavins eigenem Zimmer im Turm befand. Marissia, wenn er fort war. Es hätte für ihn gar keine Möglichkeit gegeben, etwas von Dazens Ausbruch zu erfahren, nicht einmal auf irgendeine ganz vage oder zutiefst instinktive Weise.
    Er hatte ungeheure Willenskraft in den Bau dieses Gefängnisses fließen lassen und sich dabei längst verbotener Techniken bedient, und so hätte er es vielleicht doch auf eine ganz unbestimmte Weise über die vielen Meilen hinweg gespürt, wenn dieser Wille gebrochen worden wäre. Aber wie groß seine Begabung auch immer sein mochte, ihn trennte momentan ein halber Ozean von der Chromeria.
    Vielleicht hatte es das Gefängnis geschwächt oder aufgebrochen, als er Blau verloren hatte. Es brauchte kein Zufall zu sein. Das eine könnte das andere verursacht haben – aber er wusste nicht, was nun Ursache und was die Folge sein sollte. Gavin fühlte sich, als grabe er sich durch die Basis eines Berges, und je tiefer er kam und je schneller er sich vorwärtsbewegte, umso früher würde das ganze Ding ihn erdrücken.
    Aber er wusste keinen Ausweg.
    Orholam, sein Bruder war aus dem Blauen heraus? Ob sich Marissia überhaupt daran erinnerte, wie man die Rutschen umdrehte? Vielleicht würde der Gefangene verhungern. Nein … nein, er hatte es ihr vor vielen Jahren gezeigt, um sich genau für den jetzt vorliegenden Fall abzusichern. Sie hatte ein hervorragendes Gedächtnis. Sie würde es richtig machen.
    Nichtsdestoweniger musste er zurück. Und eine Rückkehr bedeutete, sich direkt ins Zentrum der auf ihn wartenden Bedrohungen zu begeben.
    »Aha!« Das Dritte Auge schnupperte. »Jetzt ist es so weit.«
    Gavin legte die Stirn in Falten und sah zu ihr hinüber. Er bemerkte ihre Brustwarzen – verdammt, du hast dich hier um größere Probleme zu kümmern, Gavin! Sie lehnte sich zurück und blickte wieder zum Himmel auf, diesmal nicht im Gebet, auch wenn sich dadurch ihre vor Kälte steifen Brustwarzen erneut deutlich gegen den Stoff ihres Kleides abzeichneten. Er schnupperte, um festzustellen, wovon sie redete.
    Roch nichts. Schnupperte abermals und fing etwas ganz Schwaches auf.
    Etwas kribbelte auf seiner Haut, eine kaum wahrnehmbare Berührung. Er blickte das Dritte Auge an.
    Sie strahlte wie ein kleines Mädchen. Er verstand nicht. Dann berührte ihn etwas am Arm. Er hielt den Arm hoch, aber es schmolz, bevor er einen Blick darauf werfen konnte. Schnee?
    Es war ein kühler Abend, aber für Schnee nicht kalt genug. Nicht einmal annähernd kalt genug.
    Jetzt konnte er es riechen – den vertrauten, mineralischen, kreidigen Geruch. Blaues Luxin.
    Mehr davon traf sein emporgewandtes Gesicht und seine Arme. Es

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