Die Blendende Klinge
und mit Polsterung überzogene Waffen aller Art.
»Das hier ist der Trainingsraum des Prismas. Er hat uns erlaubt, ihn zu benutzen«, erklärte Eisenfaust. Er hielt lange Stoffbänder in beiden Händen. »Gib mir deine Hände, Kip. Strecke sie so gerade, wie du kannst, und spanne sie fest an.«
Kip hielt ihm die Hände hin, und Eisenfaust begann den Stoff um sein Handgelenk zu binden.
»Es wird Zeit, dass ihr zwei etwas lernt«, sagte Eisenfaust.
»Warum das alles, Herr?«, wollte Adrasteia wissen.
»Es gibt drei Frischlinge, die ich auf keinen Fall durchfallen lassen kann.«
»Wen denn?«, fragte sie.
»Kip, weil sein Vater mich darum gebeten hat.«
Teia schaute zu Kip hinüber, offensichtlich wenig glücklich über diese Ungerechtigkeit. Kip wurde rot, dann starrte er grimmig vor sich hin.
Eisenfaust fuhr fort: »Kruxer, weil er das Zeug dazu hat, der beste Schwarzgardist seit einer ganzen Generation zu werden.«
»Wie sollte er auch scheitern? Er ist mit Abstand der Beste von uns«, konterte Teia.
»Nur durch Pech. Aber es könnte passieren. Könnte, aber ich werde es nicht zulassen. Und Nummer drei bist du, Teia.«
»Ich?«, fragte sie. Sie klang ehrlich bestürzt.
»Deine Farbe«, erklärte Hauptmann Eisenfaust. »Du kannst durch Stoff hindurchsehen, was bedeutet, dass du verborgene Waffen sehen kannst. In einem normalen Jahr könnte ich dich aufnehmen, selbst wenn du keine Beine hättest. Deine Mitschüler wären wütend, aber mit der Zeit würden sie begreifen, dass du fünf von ihnen wert bist, selbst wenn du überhaupt nicht kämpfen könntest. Aber das kann ich jetzt nicht tun, nicht in diesem Jahr. Wenn ich dich bestehen ließe, auch wenn du deine Sache nicht gut machst, wäre das ein weiterer Schlag für das Selbstbewusstsein der Schwarzgardisten. Wir sind eine Elite, aber es ist auch wichtig, dass wir wissen, dass wir eine Elite sind. Wenn die anderen mitbekommen, dass ich offensichtlich nur mittelmäßig Begabte bestehen lasse, schadet das allen. Daher müssen ein Bastard des Prismas und ein Mädchen, dessen Farbe außerhalb des Spektrums liegt, genauso gut dastehen wie alle anderen. Teia, du hast bisher damit hinterm Berg gehalten, wie gut du wirklich bist, aber ohne zu wandeln musst du auch auf deinem speziellen Niveau Glück haben, um es zu schaffen. Und Kip liegt um ein Jahr hinter den besten Schülern zurück. Also bekommt ihr beide mehr Übungspraxis und weniger Schlaf.«
Mit zusammengezogenen Brauen hatte Eisenfaust Kip die Hände umwickelt, wobei er mit der Linken besonders vorsichtig gewesen war, dann half er Kip, Handschuhe überzustreifen.
Unter Eisenfausts wachsamem Auge begann Kip gegen einen der mit Sägespänen befüllten Säcke zu boxen. Sie hatten während des Trainings die verschiedenen Schlagformen in ihren Grundzügen geübt, aber voll zuzuschlagen war da noch einmal etwas anderes.
»Nicht so fest, noch nicht«, befahl Eisenfaust.
Kip wandte sich wieder dem Boxsack zu, und er boxte schnell, aber nicht fest. Seine linke Hand schmerzte. Aber die Linke zur Faust geballt zu halten war in der Regel nicht schwer. Das Ausstrecken der Finger war es, was ihm Tränen übers Gesicht laufen ließ.
Eisenfaust ließ Teia Liegestütze machen, wobei sie nach dem Hochstemmen in die Hände klatschen musste. Teia war klein und dünn, und so musste sie auch nicht viel Körper in die Luft werfen, aber trotzdem ging ihr rasch die Puste aus. Eisenfaust erleichterte es ihr ein wenig, indem er sie nun Knieliegestütze machen ließ.
Sobald er Kip und Teia eingewiesen hatte, umwickelte Eisenfaust seine eigenen Hände, trat zu dem Boxsack neben dem von Kip und begann ebenfalls zu trainieren.
Kips Hände schmerzten, aber nach etwa zehn Minuten fühlten sie sich einfach nur noch warm an. Er fragte sich, ob sie unter den Bandagen bluteten. Eisenfaust ließ ihn wissen, dass er nun allmählich härter zuschlagen konnte. Kip dachte an Liv. Er dachte an seine Mutter. Er dachte an das Prisma.
Und obwohl seine Gedanken ihn nirgendwohin brachten und er nichts Neues entdeckte, fühlte er sich irgendwie besser, nachdem er einen unbelebten Gegenstand nach Strich und Faden verprügelt hatte. Aber Eisenfaust ließ nicht locker und machte immer weiter und weiter. Kip folgte seinem Beispiel. Nach einer Stunde war er stehend k. o. Eisenfaust warf ihm ein Handtuch hin und sagte: »Kip, geh zum Aufzug. Wir kommen in einer Minute nach.«
Kip verließ den Raum. Die Versuchung zu lauschen war stark, aber die
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