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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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schneite.
    »Blau liebt die Ordnung«, sagte das Dritte Auge. »Ich weiß, Ihr könnt es nicht sehen, aber jede Flocke ist blau. Wunderschön, Lord Prisma. Ich habe noch nie einen so atemberaubend schönen Unheilsboten gesehen.«
    Gavins Herz setzte für einen Schlag aus. Wenn man von den Bergen Parias und Tyreas einmal absah, fiel in den meisten der sieben Satrapien nur höchst selten Schnee. Gavin erwischte eine Flocke auf seinem Ärmel und betrachtete sie blinzelnd. Sie sah aus wie eine Schneeflocke. Das blaue Luxin, über das er keine Macht mehr hatte, lief Amok – aber für Blau bedeutete das Amoklaufen, willkürlich Ordnung zu schaffen: eine Ordnung wie die Organisation der Kristalle einer Schneeflocke. Es war eine zerbrechliche Ordnung; der unnatürliche Schnee war sofort wieder geschmolzen.
    »Wenn es so anfängt, was wird dann als Nächstes passieren?«, fragte Gavin.
    »Etwas Schlimmeres«, erwiderte die Seherin. »Und es ist bereits im Gange. Wir sind einfach nur so weit entfernt, dass uns nicht mehr davon erreicht.«
    »Der Gottesbann«, flüsterte Gavin.
    Sie nickte.
    »Könnt Ihr mir sagen, wo er sich befindet?«
    »Er bewegt sich, und ich sehe außerhalb der Zeit.«
    »Und?«
    »Wenn etwas an Ort und Stelle bleibt, spielt es keine Rolle, wann ich es sehe. Aber wenn es sich bewegt, ist es problematisch, es innerhalb einer bestimmten Zeit zu finden.«
    »Was nicht dasselbe ist wie unmöglich«, erwiderte Gavin, und sein Herz machte einen Sprung. Wenn er sich die Reise zur Nuqaba nach Paria sparen konnte, konnte er alle möglichen Probleme umgehen.
    Sie machte ein grimmiges Gesicht. »Nein, das ist es nicht.«
    Wann immer er als das Prisma in einer größeren Stadt auftauchte, warteten dort Tausende von Dingen, die nur er erledigen konnte – nicht zuletzt unzählige Rituale. Wenn er sich auch vielem entziehen konnte, so war es doch das absolute Minimum, eine Zeremonie für jede Farbe abzuhalten. Und eine dieser Farben würde ihn jetzt verraten. Wenn er nur für ein oder zwei Wochen dort war, um das Gewünschte herauszufinden, würde er sich vielleicht irgendwie darum herummogeln können, aber je weniger er sich auf sein Glück verlassen musste, desto besser. Und wenn sie ihm einfach sagen konnte, was er wissen musste …
    Sie blickte ihn an, und sie brauchte offensichtlich keine Seherin zu sein, um zu wissen, was er sie als Nächstes fragen würde. Sie seufzte. »Ich sehe nicht immer alles sofort, Lord Prisma. Und ich brauche Licht. Ich werde morgen für Euch danach Ausschau halten.« Sie hob mahnend einen Finger. »Ich verspreche nicht, dass ich Euch alles sage, was ich sehe. Ich verspreche auch nicht, dass Ihr für dieses Wissen keinen Preis werdet zahlen müssen.«
    »Aha, jetzt kommt also das Feilschen. Ihr werdet mir eine Zeitersparnis von mindestens zwei Wochen verschaffen, und ich kann mir eine Menge peinlicher Gespräche mit einer mächtigen Frau ersparen, die ich einmal geschickt überlistet habe. Was wird mich das kosten?« Er versuchte, eher tiefzustapeln. Das Dritte Auge würde ihm erheblich mehr ersparen als nur das. Und da sie nun einmal war, wer sie war, konnte sie es wahrscheinlich auch herausfinden, wenn es sie hinreichend interessierte, um sich die entsprechende Zeit dafür zu nehmen. Aber wie sie gesagt hatte, sie war auch nur ein Mensch, und sie würde sich dafür durch jede Menge Vergangenheit und Zukunft hindurchwühlen müssen.
    Aber sie schüttelte den Kopf. »Ich meinte nicht diese Art Preis. Meine Hilfe ist ein Geschenk. Ihr braucht sie Euch nicht zu verdienen. Aber wiewohl die Wahrheit ein Geschenk ist, ist sie nicht immer eins, wofür einem die Menschen danken.«
    »Ah. Diese Art Preis«, sagte Gavin, plötzlich ernst.
    »Erwartet der Mann, der ›seinen Bruder getötet hat‹, dass die Wahrheit für ihn leicht ist?«
    Meinen Bruder getötet. Wenn ich es doch nur getan hätte. Aber das wusste sie natürlich. Sie wusste, was es ihn kostete, diese Täuschung aufrechtzuerhalten, und warum er es die ganze Zeit getan hatte und welchen Preis die Welt zu zahlen hätte, wenn die Wahrheit herauskäme.
    Das Dritte Auge sah ihn mitfühlend an, und plötzlich erkannte Gavin, dass sie eine Frau von ungeheurer Tiefe war. Auch sie war, auf ihre ganz eigene Weise, eine Anführerin. Eine Frau, die verstand, was Gavin tat, warum er es tat und womit er es zu tun hatte. Er fand sie unglaublich anziehend. Hätte sein verdammtes stures Herz nicht bereits einer anderen gehört, er hätte sich

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