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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Große, stämmige Männer, die ihr blondes Haar lang und geflochten tragen. Aus einem Land mit weiblicher Erbfolge, wo Söhne eine Enttäuschung sind. Wo es fremdartige barbarische Bräuche gibt und seltsam übersüße Getränke aus Honig. Aber großartige Seeleute sind sie. Verdienen Respekt dafür, dass sie es schaffen, durch die Ewigdunklen Pforten hindurchzusausen.
    Eine der Sachen, die Kapitän Kanonier nicht gemacht hat. Noch nicht.
    »Wo ist der Kettenschlüssel?«, frage ich. Und ich frage ganz nett. Einen Fingerbreit von seinem Gesicht entfernt.
    Es ist der Schlüssel für die Ketten der Galeerensklaven unter Deck. Nicht um sie zu befreien oder ähnliche Dummheiten zu machen, sondern weil die Ruder eingerastet sind und nicht bewegt werden können. So etwas kommt normalerweise nicht vor, sonst wäre ich darauf vorbereitet gewesen.
    Natürlich handelt es sich nur um eine Kette. Wir könnten sie sprengen. Wir haben Werkzeuge, wir haben Pulver. Ich hätte wahrscheinlich in etwa drei Minuten die ideale Sprengladung beisammen, und höchstwahrscheinlich würde ich dabei nicht einmal das Schiff in Brand stecken oder irgendjemanden töten. Aber mit einem Schlüssel geht es schneller.
    Und die meisten von Burschwarts Männern kommen gerade jetzt von einem Landgang in der Stadt Ru zur Galeere zurück; ihr Ruderboot gleitet gemütlich über die Wellen, die Männer verkatert und unaufmerksam. Keine fünfhundert Schritt mehr entfernt. Es gibt nicht einmal eine Drehbasse auf Deck, um ihnen eins vor den Bug zu geben. Wir haben bisher nur zwei Handschusswaffen gefunden, alte Luntenschlossmusketen, denen ich mein Leben nicht anvertrauen will. Wenn Burschwarts Männer es bis zur Galeere schaffen, werden sie uns womöglich alle töten.
    »Hübsche Galeere«, sage ich. »Drei Ruderreihen. Schneller, aber dadurch steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Ruder überkreuzen, nicht wahr?«
    »Zehntschnellste in der Flotte des blauen Gottes, was bedeutet, dass es bei weitem die schnellste verdammte Galeere hier in Ceres’ azurblauem Pisspott ist«, entgegnet der Kapitän. »Die besten Ruderer der Welt. Sind nie aus dem Takt gekommen, nicht einmal als wir durch die Pforten geschossen sind.« Ich hatte bereits bemerkt, dass seine Galeerensklaven nicht die typischen mageren Burschen sind, wie sie sich dümmere Galeerenkapitäne halten. Lassen ihre Ruderer abmagern, bis nichts mehr von ihnen übrig bleibt, und sie werden schwach, und man hat ein langsames Boot. Burschwart ist da klüger. Seine Sklaven sind muskulöse Männer, sauber, keine Krankheiten und echte Hünen. Teuer, Sklaven in so guter Verfassung zu halten, aber lohnend. Doppelt lohnend für einen Piraten, vor allem wenn die Ruderer gut ausgebildet sind. Ich mache reichere Beute, als mir bewusst gewesen ist. Wenn ich damit durchkomme, heißt das.
    »Der Kettenschlüssel«, wiederhole ich. Wirklich höflich.
    Er sagt nichts. Mutiger Mann, der gefährlich auf der Bordwand balanciert. Oh, das bewundere ich.
    »Eene, meene, menke oder mich. Was wählst du?«, frage ich.
    »Eene, was?« Er kennt das Spiel offensichtlich nicht.
    »Eene das!«
    Ich trete dem ersten Mann gegen die Brust. Er kippt über Bord und landet mit einem Aufschrei und einem Spritzer im Wasser. Es ist nicht leicht, mit hinterm Rücken gefesselten Händen zu schwimmen, aber man kann es hinkriegen. Für eine Weile.
    Eene kann es nicht. Er gerät in Panik. Schlägt um sich. Raus bist du.
    »Nenn mir eine Zahl, Kapitän.«
    »W-was?« Plötzliche Angst in seinem Blick.
    »Bei Ceres’ Titten, Gillan!«, sagt der Bruder. »Such dir eine verdammte Zahl aus!«
    »Eene meene menku muh.« Ich ziehe meine Pistole heraus und zeige nacheinander auf jeden der Männer, während ich die Wörter vor mich hin singe. »Es gab einen Piraten, der hieß Lahm. Wählte ’nen Spinner zum Gewinner, und hier folgt, was dann kam …«
    »Drei!«, sagt der Kapitän.
    »Eins …« Ich drücke den Lauf meiner Pistole gegen die Stirn des Kapitäns. Spanne die Waffe. Sehe, wie er zittert, wie sein Bewusstsein aussetzt. Wie er einen Moment später trotzig die Zähne zusammenbeißt.
    »Zwei …« Ich lasse den Hahn der Pistole los und lege mit der anderen Hand mein Messer an die Kehle seines Bruders. Ich drücke das Messer durch seinen dicken, geflochtenen blonden Bart bis an sein Kinn hinauf. Seine Augenlider sind fest zusammengepresst.
    »Drei …« Ich ziehe den Dolch zurück. »Und nun folgt …«
    »Nein, nein, nein!«,

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