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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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»Sie sind … echt?«
    »Ja, Herr.« Kip wandte sich zu ihm um und begann, dem Hauptmann beim Kartenaufheben zu helfen.
    Als sie fertig waren, erhoben sie sich, und Hauptmann Eisenfaust händigte Kip einen Stapel Karten aus. Eine behielt er in der Hand. »Ich habe bisher noch nie Originale gesehen. Funktioniert es wirklich … wie man sagt?«
    »Ja, Herr. Wenn man wandelt, während man sie berührt, erlebt man selbst, was sie getan haben. Je mehr Farben man wandeln kann, umso mehr kann man auch sehen.«
    Eisenfaust blickte auf die Karte in seiner Hand. »Diese Karte. Das ist mein Bruder. Kennst du ihn?«
    Kip nickte. Zitterfaust.
    »Als meine Mutter ermordet wurde – eine komplizierte Geschichte. Sie hatte mich von der Chromeria ferngehalten, und mit ihrem Tod starben auch die Gründe dafür, mich fernzuhalten. Unser Vater war fort, und wir hatten zu Hause ein Deyzu regieren. Sowohl mein Bruder als auch ich waren begabt, meine Schwester war noch zu jung, also musste einer von uns beiden zu Hause bleiben, um zu herrschen. Mein Bruder war jünger, doch ich war begabter, und wir hatten gute Berater, die letztlich die meiste Regierungsarbeit für ihn erledigen würden. Wir dachten, dass ich, wenn ich ein voll ausgebildeter Wandler werden könnte, in Zukunft mehr Einfluss in der Chromeria haben würde. Nach meiner Rückkehr sollte dann mein Bruder zur Chromeria gehen. Und so blieb mein Bruder zu Hause. Wir beschlossen, dass er heiraten sollte, um seine Herrschaft zu festigen. Die Tiru hatten das erste Anrecht, und wir hätten ihnen entgegenkommen sollen, um den Frieden zu wahren. Unsere Berater haben uns das auch empfohlen. Aber wir waren junge Männer, und auch wenn ihre Anwärterin nicht hässlich war, so war sie doch auch keine Schönheit, die einem das Herz rasen lässt. Wir waren junge Narren, und mir war wichtig, was mein Bruder dachte. Wir wählten die Tlaglanu-Prinzessin Tazerwalt, weil sie bei weitem hübscher war als alle anderen Bewerberinnen. Ihr Stamm war verhasst, und auch wenn sie sich bis über beide Ohren in Hanishu verliebte – entschuldige, das ist der alte Name meines Bruders –, auch wenn sie ihn liebte und achtete, war sie allen anderen gegenüber hochmütig. Verachtete sie. Das machte sie nur noch unbeliebter, die Leute hassten sie und begannen schließlich, auch meinen Bruder zu hassen. Die konkurrierenden Tiru hatten ihren Vater, als er noch jung war, auf einem Raubzug zum Krüppel gemacht, und sie war keine Friedensstifterin. Sie nutzte vielmehr jede Gelegenheit, die Tiru zu beschämen und zu beleidigen.« Er seufzte, fuhr aber fort: »Ich war gerade mit meiner Ausbildung fertig, als der Krieg des Falschen Prismas ausbrach. Es war überhaupt keine Frage, dass wir Gavin unterstützten. Dazen unternahm einige fruchtlose Annäherungsversuche an Paria, aber wir standen einfach zu tief in Andross Guiles und seines Vaters Draccos Guiles Schuld, um diese Annäherungsversuche ernst zu nehmen. Auch wenn Gavins Hautfarbe nicht darauf schließen lässt, fließt doch nicht wenig parianisches Blut in den Adern der Guiles. Wie auch immer, wir schickten jedenfalls unsere ganze Armee, und dennoch verlangte Andross weitere Soldaten. Die meisten der Palastwachen folgten seinem Ruf. Letztlich kamen sie nicht mehr rechtzeitig an, aber das ist eine andere Geschichte. Als sie nun unsere Schwäche bemerkten, kamen die Männer vom Stamm der Tiru aus den Bergen herab und verbargen sich zunächst in Aghbalu, der Hauptstadt unseres Dey. Und eines Tages, als mein Bruder mit fünfzig der verbliebenen Soldaten auf die Jagd gegangen war, griffen die Tiru an. Hanishu und seine fünfzig Mann wurden von einem Flüchtling gewarnt, und sie eilten so schnell wie möglich in die Stadt zurück. Die Tiru hatten bereits im Palast ihr Heerlager bezogen, feierten und prassten zwischen den noch nicht begrabenen Körpern jener, die sie abgeschlachtet hatten. Mein Bruder und seine Soldaten trafen mitten in der Nacht ein. Die Tiru waren überall verstreut, schliefen oder waren betrunken, und mein Bruder fiel wie ein Löwe über sie her. Er war achtzehn Jahre alt und hatte bereits zwei Töchter und einen Sohn. Er fand die Leichen seiner Frau und seiner Kinder. Die Tiru hatten sie … sie hatten ihnen Unaussprechliches angetan. Mein Bruder verlor die Besinnung. Er war ein Krieger in der Blüte seiner Jahre und ein nicht zu bändigender Wandler. Die Tiru gerieten in Panik, begannen sich gegenseitig anzugreifen, und mein Bruder metzelte

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