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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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habe mich geirrt«, sagte Hauptmann Eisenfaust. »Der Krieg ist schon da. Und du bist in schrecklicher Gefahr und ich nicht minder.«
    Diese Worte erschienen Kip als die umfassendste knappe Zusammenfassung, die er je gehört hatte, und es kam ihm völlig unangemessen vor, als er nun erwiderte: »Oh, ähm. Da gibt es noch etwas.«
    »Hast du neben zwei Schimmermänteln und einem vollständigen Set neuer Originalkarten für das Neun-Könige-Spiel noch ein anderes Artefakt von weltumwälzender Macht gefunden?«, fragte Hauptmann Eisenfaust schelmisch.
    Kips Mund zuckte.
    »Es war nur ein Scherz, Kip.«
    Kip zog ganz langsam den Dolch heraus und legte ihn auf seine Handinnenflächen. Er war länger geworden. Er war sich dessen nun sicher. Das Weiß erschien weißer, die schwarzen Kringel schienen schwärzer. Es gab noch einen anderen Unterschied: Von den sieben Edelsteinen, die in die Klinge eingelassen waren, brannte einer in strahlendem Blau, wie immer, seit Kip den Dolch von Zymun zurückgeholt hatte, aber nun leuchtete auch ein zweiter. In einem trüben Grün.
    Kip schluckte und sah zu Hauptmann Eisenfaust auf.

67
    Der Gefangene, der jetzt Dazen Guile war, zitterte. Er schlotterte. Seine Augen waren trocken und wund, weil er nicht genügend blinzelte.
    Er lieferte sich ein Rennen mit seiner eigenen Sterblichkeit; ein Rennen gegen eine laufende Uhr, von der er nicht wusste, wie viel Sand sie noch enthielt. Er hatte sich von seinem Fieber erholt, fühlte sich aber noch immer tödlich geschwächt. Sein Körper, verzweifelt und siech, kämpfte um Heilung von dem Fieber und den Dutzenden Schnitten, die er sich beim Durchkriechen des Höllensteintunnels zugezogen hatte. Gavins törichter Lakai warf weiterhin blaues Brot die Rutsche hinab. Je mehr davon Dazen nicht aß, desto größer war seine Quelle für Blau und umso schneller konnte er wandeln. Aber je mehr er hungerte, desto schwächer wurde er auch.
    Und das Brot hielt nur für eine gewisse Zeit. Einmal pro Woche – vorausgesetzt, immer vorausgesetzt, dass es Gavin so eingerichtet hatte, dass er einmal am Tag Essen bekam und nicht in irgendeinem anderen seltsamen Intervall –, einmal pro Woche wurde die Zelle mit Wasser geflutet.
    Zu Anfang, vor vielen Jahren, hatte Dazen geglaubt, dies sei ein Zeichen des Erbarmens. Das Wasser war seifig und warm. Dazen konnte einmal pro Woche für ein Mindestmaß an Reinlichkeit sorgen. Wenn er sich bemühte, konnte er die verfilzten Zotteln aus seinem Haar und seinem Bart kämmen. Und dann hatte er einmal versucht, sein Brot aufzuheben – und hatte gesehen, wie das Wasser es ausbleichte oder es in einem stumpfen Grau verflecken ließ. Ein Blaugrau natürlich, es war in der blauen Zelle gewesen, die das blaue Licht der Mauern reflektierte.
    Es war durchaus ein Zeichen des Erbarmens gewesen. Es war Gavins Methode, seinen Bruder davor zu bewahren, sich eine Krankheit zuzuziehen, die sich von dem Schmutz und dem Unrat nährte, den sein eigener Körper produzierte. Es war auch Gavins Methode, um sicherzustellen, dass alles, was Dazen im Laufe einer Woche von seiner Nahrung oder seinen Körperausflüssen beiseitegeschafft haben könnte, weggespült und seiner Macht beraubt wurde.
    Dazen hatte dann schwimmen und den öligen Lappen, den er aus seinem eigenen Haar gewoben hatte, immer wieder festhalten müssen, wenn der Strom sich über ihn ergoss, und nun drohte er erneut. Er war zu schwach, um mehr zu tun, als sich treiben zu lassen und vielleicht einen Laib Brot zu retten, und so hungerte er jede Woche die ersten paar Tage, begann wieder zu wandeln und wandelte immer mehr, je weiter die Woche fortgeschritten war. Dann verschlang er so viel von dem alten Brot, wie sein Magen halten konnte, bevor die Flut kam und alles wieder wegschwemmte.
    Mein Wille ist unbeugsam. Eisern. Titanisch. Keiner kann sich mir entgegenstellen. Niemand kann mich aufhalten. Ich werde gewinnen. Für mich gibt es nur den Sieg. Und ich werde meinen Bruder zermalmen. Das ist das Feuer, das ist seine Nahrung, das ist die Hoffnung, die meinen gebrochenen Körper aufrechterhält.
    Blau war härter als Grün. Blau war alles, was Dazen brauchte, um aus diesem Kreis der Hölle auszubrechen.
    Nach einer weiteren Stunde hatte sich Dazens rechter Arm gefüllt. Er sprang zu seinem Sitz an der Wand hinüber. Er schmiegte seinen Rücken fest gegen das grüne Luxin und stützte sich ab. Über Wochen – Monate? – hinweg hatte er mit der höchsten Geschwindigkeit, die

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