Die Blendende Klinge
sicher, wir können die Sache gemeinsam beilegen.«
»Hm. Ich glaube an die Möglichkeit der Wahl, Kata. Wir sind freie Männer, treffen freie Entscheidungen und tragen die Konsequenzen. Ihr habt die folgenden Möglichkeiten: Erstens, Ihr könnt Euch ergeben. Meine Bedingungen sind nicht unbedingt generös. Ihr werdet Eure Sklaven befreien, die Stadt zahlt uns eine Million Danare, und Ihr werdet uns zwanzigtausend Epha Gerste, sechzig Wagenladungen Obst, zehntausend Fass Wein und zwanzigtausend Fass Oliven geben. Wir erhalten von Euch fünftausend Schwerter oder Speere und tausend funktionstüchtige Musketen nebst fünfhundert Fass Schießpulver und hundert Fass Munition oder achthundert Barren Blei. Ihr werdet fünfzig Schmiede und fünfzig Stellmacher mit uns ziehen lassen, außerdem einige Apotheker, und Ihr werdet ihnen, solange sie fort sind, den doppelten Lohn zahlen. Ihr werdet alle Bordelle aus Eurer Stadt verbannen – die Huren können selbst entscheiden, ob sie mit uns ziehen wollen, aber Ihr werdet für das nächste Jahr keiner von ihnen erlauben, Eure Stadt zu betreten, und sie auf diese Weise dazu anhalten, eine weise Entscheidung zu fällen. Ihr werdet alle Eure Wandler auf eine Unterredung zu mir schicken. Dasselbe gilt für die Sklaven. Es wird ihnen freigestellt, ob sie sich uns anschließen oder woanders hingehen wollen, aber es wird ihnen bei Todesstrafe verboten sein, in Eure Stadt zurückzukehren, bevor der Krieg beendet ist. Ihr werdet einen Festzug durch die Stadt abhalten, um uns mit Trompetenklang willkommen zu heißen und uns als Eure Befreier zu bejubeln. Und bevor wir die Stadt betreten, werdet Ihr alle Eure Luxiaten hierher in dieses Feldlager schicken.«
Die Einzelheiten brandeten förmlich über den jungen Mann hinweg, und er griff nach der letzten wie ein im Mahlstrom Ertrinkender nach dem rettenden Floß. »Was soll mit ihnen geschehen?«
»Wir werden sie alle töten«, erklärte der Farbprinz unverblümt. Er fuhr fort, als hätte ihn sein Gegenüber nicht unterbrochen: »Dann werdet Ihr gestatten, dass in jedem Gotteshaus neue Formen der Anbetung eingeführt werden: eine für jeden der alten Götter. Es wird von Euch gleichwohl nicht verlangt werden, dass Ihr regelmäßig die Gottesdienste in einem dieser Gotteshäuser besucht, und unsere neuen Priester werden sich an Eure Gesetze halten, solange Ihr ihre Rituale nicht stört … Im Gegenzug werdet Ihr und die Stadtmütter Euer Leben, Euren Besitz und Eure jeweilige Stellung behalten dürfen, außer Ihr betrügt mich. Die Stadt wird unbehelligt bleiben, Euer Land wird nicht geplündert, keine Männer und keine Frauen werden zwangsrekrutiert. Ich erwarte von Euch, dass Ihr dieses Angebot an die Stadtmütter weiterleitet. Ich habe es bereits schriftlich festhalten lassen. Das alles entspricht der Wahrheit, außer in einem Punkt. Ich vertraue den Stadtmüttern nicht. Ich weiß, was sie für Frauen sind. Ich habe die Berichte über sie alle vorliegen. Sie sind nicht jung, klug und flexibel, wie Ihr es seid. Wenn ich diese Stadt verlasse, werdet Ihr allein über sie herrschen. Ich bin kein strenger Herr über meine Freunde. Ich hoffe, Ihr könnt einer sein.«
Der Corregidor war erbleicht. »Und was ist, wenn wir uns weigern?«
Sie waren an dem Ort angelangt, den der Farbprinz, wie Liv nun klar wurde, die ganze Zeit über angesteuert hatte. Er deutete auf eine große Schar jämmerlicher Gestalten hinter ihnen, die von Soldaten bewacht wurden. Es waren die fünfhundert Frauen und Kinder, die in der kleinen Stadt Ergion gefangen genommen worden waren. »Diese Unglücklichen stammen aus der letzten Stadt, die sich uns entgegengestellt hat. Wir werden sie bei unserem ersten Angriff vor unserer Armee hertreiben. Wenn Ihr Eure Wurfgeschütze, Kanonen und Katapulte in Gang setzt, werdet Ihr sie abschlachten – oder glaubt Ihr vielleicht, die Stadtmütter werden Euch keinen Feuerbefehl erteilen? Und es wird auch Angriffe innerhalb Eurer Stadt geben. Ihr wisst, dass ich bereits Leute in der Stadt habe. Ihr wisst nicht, wie viele. Ich weiß auch um Eure Geheimausgänge am Fluss und unter dem großen Kloster.«
Für einen Sekundenbruchteil weiteten sich die Augen des Corregidors. Entweder aus Überraschung, dass der Prinz auch darüber Bescheid wusste, oder aus Überraschung, dass der Prinz einen Ausgang genannt hatte, von dem er selbst noch gar nichts wusste.
»Ihr erinnert Euch an die Geschichten über das Massaker von Ru, die dazu
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