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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hohe Bestimmung, auf die der Prinz immer wieder anspielte, aber sie war nun einmal nicht in der Lage zu wählen.
    Ein sanfter Zorn durchwogte sie.
    Als sie in das volle Licht der Sonne hinausschritten, schien der Corregidor zum wiederholten Mal mitten im Schritt zu stocken. Zu erleben wie die Luxin-Gestalt des Farbprinzen im natürlichen Tageslicht aufleuchtete, war mindestens so eindrucksvoll, wie ihn in einem abgedunkelten Zelt erglühen zu sehen. Wieder war das durchaus so beabsichtigt.
    Der Farbprinz führte sie scheinbar ziellos durch das Feldlager, auch wenn sich Liv sicher war, dass er einem genauen Plan folgte. Er überließ nicht viel dem Zufall.
    »Ihr seid gekommen, um mir etwas mitzuteilen«, begann der Farbprinz. »Vielleicht habt Ihr mir ein Angebot zu machen.«
    »Die Stadtmütter haben mich gebeten, Euch mitzuteilen, dass wir nur den Frieden wünschen, aber wenn wir kämpfen müssen, werdet Ihr teuer bezahlen, um diese Stadt einzunehmen, und zuvor werden womöglich unsere Verstärkungstruppen eintreffen.«
    »Die Ihr sicherlich jeden Tag erwartet.«
    »Ja, so ist es.« Der Jüngling errötete, als fürchtete er, der Prinz mache sich über ihn lustig. »Und wir können Euch aufhalten, bis sie kommen und Euch an unseren Mauern zerschmettern.«
    Sie kamen an Zymun vorbei, der zusammen mit den anderen Wandlern trainierte. Er stand mit nacktem Oberkörper da und bearbeitete einen alten Baum mit großen Feuerpeitschen, was seine Kameraden mit Ehrfurcht erfüllte. Er hielt inne, als sie vorbeigingen, verneigte sich respektvoll vor dem Farbprinzen, und als er den anderen jungen Mann anblickte, funkelten seine Augen vor Eifersucht. Zymuns Gesichtswunden verheilten, und die Schwellungen waren zurückgegangen, und auch wenn sein nackter Oberkörper in Liv nicht jenes unaussprechliche Verlangen weckte, wie es derjenige von Gavin Guile einst ausgelöst hatte, war Zymun doch recht gut anzusehen. Er war kraftvoll, intelligent, charismatisch – und stets an ihr interessiert. Schmeichelte ihr unaufhörlich. Flirtete pausenlos.
    Sie hatte natürlich mit den Jungen in der Chromeria geflirtet – vorwiegend vor jenem desaströsen Ball der Luxlords. Aber diese Flirts waren überwiegend solche gewesen, denen unmöglich hatte Erfolg beschieden sein können: Sie spielten einfach, taten, als seien sie Erwachsene, spielten das Wagnis. Zymun flirtete im Bereich des Möglichen. Sie musste nur das Wort sagen; nur einmal, eines Abends, wenn er zu ihrem Zelt kam und höflich fragte, ob er hereinkommen könne. Dass sie jetzt Ja sagen konnte , dass niemand sie davon abhalten würde, dass nicht einmal jemand Fragen stellen würde, war mit einem größeren erotischen Reiz verbunden als die Tatsache, dass sie speziell zu Zymun Ja sagen konnte, so umwerfend er auch aussehen mochte.
    Ihre Schülerinnen würden sie natürlich um das Rendezvous beneiden. Sie hatte jetzt nämlich Schülerinnen. Keine Scholaren, nicht unter den Freien.
    »Also hat Delara Orange Erfolg gehabt mit ihren Versuchen, den Rest des Spektrums davon zu überzeugen, in den Krieg zu ziehen? Oder muss ich nach den Elitetruppen von Ru Ausschau halten?«
    »Beides«, antwortete der Junge. Selbst Liv merkte, dass er log.
    »Ihr seid ein junger Mann«, fuhr der Prinz fort. »Und ich glaube, Ihr seid nur um ein Haar davon entfernt, dass Euch diese verängstigen alten Zankweiber Eures Postens entheben.«
    Sie schritten durch einen engen Durchgang zwischen zwei Zelten und stiegen über die Abspannseile. Als sie auf der anderen Seite herauskamen, blickten die beiden Wachen des Corregidors in die Mündungsöffnungen von zwanzig geladenen Musketen und auf mindestens ein halbes Dutzend Wandler, deren Arme voller Luxin waren.
    »Entwaffnet sie und haltet sie auf dreißig Schritt Entfernung, aber tut ihnen nichts«, befahl der Farbprinz. »Außer sie stellen etwas Dummes an, in diesem Fall schießt ihnen in die Eier.«
    Nachdem er die zwei Männer nun auf diese Weise hatte festhalten lassen, ging der Farbprinz weiter, als sei nichts geschehen. »Sie berichten beide alles an die Mütter weiter, und ich glaube, wir sind übereinstimmend der Meinung, dass wir deren Einmischung nicht brauchen, nicht wahr, Corregidor?«
    »Woher könnt Ihr das wissen? Oder sind das bloße Vermutungen?«, fragte der Corregidor und versuchte, seine Stimme ruhig zu halten.
    »Wir sind also einer Meinung, ja?«
    Der Corregidor schluckte seine Angst hinunter. »Na schön, wie Ihr wünscht. Ich … ich bin

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