Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
Glaube ist tief, mein Freund.« Sie fixierte ihn mit ihrem Blick, was ihm ins Gedächtnis rief, dass sie eine Frau mit starkem Willen war. Mit einem Willen, der groß genug war, um sie zur Weißen zu machen, und groß genug, um sie über lange Jahre hinweg auf den Einsatz ihrer Magie verzichten zu lassen.
    »Würdet Ihr mich anlügen?«, fragte er.
    »Unbedingt. Aber nicht in diesem Punkt.«
    »Ihr würdet mich zu einem Lügner machen.«
    »Ihr wärt nicht der erste gute Mann, den ich kenne, der eine Lüge lebt.«
    »Ihr sprecht in Rätseln.«
    »Vielleicht.«
    »Ihr meint Gavin, der über all die Rituale herrscht. Er ist ein Atheist, nicht wahr?« Als ihm das Wort Atheist herausrutschte, war das eine böse Verleumdung. Er begriff, dass er es aus Gewohnheit als Verleumdung formuliert hatte. Für ihn war es immer das Schlimmste gewesen, was ein Mensch sein konnte. Und jetzt war er selbst einer.
    »Ich ziehe es vor zu denken, dass er sich durch eine Schwäche im Glauben hindurchkämpfen muss«, erwiderte sie vorsichtig.
    Er schnaubte verächtlich. Er war hierhergekommen, um ihr von den Karten und dem Messer zu berichten, aber nun – es war alles zweideutiges Gerede. Wenn er es nicht verdiente, von ihr die ganze Wahrheit zu hören, verdiente sie es auch nicht von ihm.
    Es klopfte an der Tür. »Herrin«, meldete sich eine Schwarzgardistin zu Wort, eine dickliche Frau namens Samite. »Nun, da das Prisma zurückgekehrt ist, kommt das Spektrum zu jener Dringlichkeitssitzung zusammen. Wir müssen uns in zehn Minuten nach unten begeben.«
    Nickend entließ die Weiße sie. Für einen Moment wirkte sie bedrückt und verbittert. Sie wandte sich wieder Eisenfaust zu. »Eure Leute sind freundlich zu mir, Hauptmann. Berichten mir von ›jener Dringlichkeitssitzung‹, für den Fall, dass ich vergessen habe, dass wir heute entscheiden müssen, ob wir in den Krieg ziehen. Aber eine solche Freundlichkeit ist gefährlich, wenn mein Körper mir nicht mehr gehorcht und der Rote bereits versucht, mich als jemanden darzustellen, der unrettbar senil ist.«
    »Ich werde mit ihr sprechen.«
    »Aber tut das bitte behutsam. Ich weiß, dass sie es nur gut meint. Ich habe dem Schwarzen bereits mitgeteilt, dass er Euch nicht entlassen kann. Der Rote hasst Euch aus Gründen, die ich nicht kenne und die Ihr mir nicht verraten wollt, aber er wird Euch nicht bekommen, solange ich atme.« Sie machte eine Handbewegung, und damit war die Sache erledigt. Eisenfaust war gerettet. »Und nun. Zu meinem Spieleinsatz. Ich kann Euch nicht sagen, was ich gesetzt habe, doch kann ich Euch mitteilen, worauf. Ich habe alles auf Gavin gesetzt. Ich würde die ganze Welt auf ihn setzen, und es ist gut möglich, dass ich nicht lange genug lebe, um zu erfahren, wer am Ende gewinnt.«
    Eisenfaust atmete tief aus. Seit wann bin ich zum Hüter von Geheimnissen und zum Verkünder von Halbwahrheiten geworden?
    Er kramte in seiner Tasche und zog einen weißen Stein heraus, von der Größe seiner Hand. Er warf ihn auf den Tisch der Weißen, als handele es sich nur um ein Stück Müll.
    Ihre Augen weiteten sich. »Hauptmann, ist das …?« Sie griff danach. »Weißes Luxin«, flüsterte sie.
    »Gavin hat es in der Schlacht von Garriston gewandelt. Er weiß nicht, dass er es getan hat.«
    Mit zitternden Händen hob sie das weiße Luxin auf, und zum ersten Mal in seinem Leben sah Eisenfaust sie leise weinen.
    Viele weinende Frauen heute.

72
    »Aliviana, kommt, ich habe etwas für Euch«, sagte der Farbprinz. Er wandte sich dem Techniker zu, der die Blide, die große Wurfmaschine, bediente. »Zehn Hurenmarken, wenn bereits Euer erster Schuss in die Stadt geht. Aber Ihr schuldet mir fünf, wenn sie nicht schreit.«
    Der Techniker verbeugte sich, warf sich fast schon zu Boden. Man war sich immer noch nicht sicher, wie viel Ehrerbietung man dem Farbprinzen darbringen musste.
    Das gesamte Feldlager hatte sich versammelt. Der Mittag nahte heran, und jeder wusste, dass der Mittag das Ende der Frist war. Die Kanonen auf der Stadtmauer waren auf sie gerichtet, aber während der Zeit, in der die Blide dreihundert Schritt vor der Stadtmauer aufgebaut worden war, waren sie nicht abgefeuert worden. Der eine oder andere aus der Schar des Prinzen hielt etwas Abstand, da manch einer fürchtete, die Kanonen könnten das Feuer eröffnen und versuchen, als Erstes die Blide zu zerstören, obwohl sich rings um sie die als Geiseln gehaltenen Frauen und Kinder aus Ergion befanden. Viel mehr jedoch

Weitere Kostenlose Bücher