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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Weißen nicht vertrauen konnte, wem dann? Selbst wenn sie ungläubig war. Natürlich hatte auch er nun seinen Glauben verloren. Machte ihn das weniger vertrauenswürdig?
    Er lachte leise in sich hinein. Die Wahrheit war, dass er es nicht wusste.
    »Ich könnte kurz davor stehen, meinen Posten zu verlieren. Wie war das mit dem großen Spiel, das Ihr spielt?«
    »Die Karten auf den Tisch, was?«, erwiderte die Weiße.
    »Zumindest ich scheine da sehr wenig zu verlieren zu haben.«
    »Wer aus dem Spiel aussteigt, hat kein Recht, denen, die weiterspielen, in die Karten zu sehen«, erklärte die Weiße.
    »Metaphern hinken.«
    Die Weiße schwieg eine ganze Weile, starrte in die Tiefen seines Wesens. Er hielt ihrem Blick ungerührt stand. »Ihr tragt Eure Ghotra nicht mehr. Es ist schwer, so etwas nicht zu bemerken. Wie soll ich darauf reagieren, Hauptmann? Persönlich und politisch?«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte er.
    »Politisch gesehen habt Ihr es mir gerade unmöglich gemacht, Euch zu retten. Ihr seid zum Abtrünnigen geworden. Die meisten Menschen tragen den Beweis für ihre Glaubenstreue nicht auf dem Kopf – oder legen ihn nicht ab, wenn sie Zweifel haben. Ihr tut das. Wenn der Schwarze Euren Abfall vom Glauben als einen Grund anführt, Euch aus dem Dienst zu entfernen, werdet Ihr zugeben müssen, dass Ihr abtrünnig geworden seid. Politisch gesehen habt Ihr Euch also selbst das Messer an die Kehle gesetzt.«
    Daran hatte er überhaupt noch nicht gedacht. Seine Religiosität – oder ihr Fehlen – war nichts, was er bewusst öffentlich zur Schau trug. Doch wie ließe es sich vermeiden, dass sein Äußeres sein Inneres widerspiegelte?
    »Natürlich könntet Ihr die Wirkung abschwächen, indem Ihr Eure verdammte Kopfbedeckung einfach wieder aufsetzt. Und jedem, der fragt, erklärt, dass Ihr sie in Trauer um Eure Verlorenen abgesetzt habt, was ja auch stimmt. Jedenfalls zum Teil. Aber das werdet Ihr nicht tun.«
    »Ein Mann zu sein heißt, das, was man sein sollte, und das, was man ist, in Einklang zu bringen. Täuschung ist Finsternis.«
    »Und hat nicht Orholam selbst die Welt in Drehung versetzt, damit es sowohl Zeiten des Lichts wie auch Zeiten der Dunkelheit gibt? Das größere Licht und sein nächtlicher Spiegel bescheinen nicht fortwährend die ganze Erde.«
    »Das wird gemeinhin dahingehend verstanden, dass im Kriegsfall Ausnahmen von den Moralgeboten gestattet sind«, erwiderte Eisenfaust ein wenig steif.
    »Meint Ihr nicht, dass wir über all die sechzehn Jahre hinweg im Kriegszustand gewesen sind?«, gab mit ruhiger Stimme die Weiße zu bedenken.
    »Bedeutet, die Weiße zu sein, dass man als Krieg bezeichnen darf, was immer man will?«
    »Ihr habt Corvan Danavis getroffen, nicht wahr?«, fragte sie. »Oh ja, natürlich habt Ihr das, in Garriston. Er pflegte zu sagen: ›Nicht alle Haie und Meeresdämonen schwimmen in Ceres’ Azurblauer See.‹«
    »Wir ertrinken förmlich in Metaphern, Herrin. Ich bin ein einfacher Mann.«
    »Einfachheit hat ihre eigenen Stärken, Harrdun. Wie Ihr wohl wisst. Dann also, ja. Ja, die Weiße zu sein bedeutet, dass ich entscheide, was Krieg ist. Und wann damit zu drohen ist.« Ein dünnes Lächeln umspielte ihre Lippen.
    Eisenfaust wartete.
    »Wie Ihr wisst, wähle ich den Hauptmann der Schwarzen Garde, und der Schwarze hat die Macht, Euch zu entlassen. Damit soll unsere Macht im Gleichgewicht gehalten werden. In Wirklichkeit wird dadurch die meine geschmälert. Aber was Ihr vielleicht nicht versteht, ist, dass ich Euch wieder ernennen kann, wenn Ihr entlassen wurdet.«
    »Und er würde mich erneut entlassen.«
    »Womit er eine Krise auslösen würde. Aber wenn Ihr bleiben würdet, Eure Quartiere behieltet, weiterhin Eure Befehle geben und Schichten einteilen würdet – wie viele Eurer Schwarzgardisten würden dann Euch treu bleiben und sich an meine und Eure Wahl halten, statt derjenigen von Carver Schwarz zu folgen?«
    Was sie da vorschlug, konnte einen Bürgerkrieg auslösen. Eisenfaust hob die Hände. »Halt. Wartet. Ich bin das Gemetzel nicht wert, das Ihr da herausfordert.«
    »Stimmt, das seid Ihr nicht.«
    Was sie sagte, ergab keinen rechten Sinn. Ließen nun allmählich doch ihre Geisteskräfte nach? Aber nein, die Intensität ihrer ungesättigt blau-grau-grünen Augen zeigte, dass nichts ihre tiefe, scharfe Intelligenz erschüttert hatte.
    »Um was geht es dann? Bin ich eine neue Front in Eurem Krieg?«, bohrte Eisenfaust nach.
    »Genau. Carver Schwarz hasst

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