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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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wenn sein Vater dahintersteckte?
    Nein, das war nicht Andross Guiles Art. Er würde eine Farbe bestechen oder erpressen, aber nicht ermorden. Andererseits wäre es eine klassische Andross-Guile-Nummer, für den Fall, dass einer von ihnen seinen Halo durchbrechen oder zurücktreten würde, einen Plan parat zu haben, jeden Einzelnen von ihnen zu ersetzen. Andross wäre auf alles vorbereitet. Was nicht bedeuten musste, dass er jedes Mal seine Idealbesetzung würde durchsetzen können … Vielleicht war das der Grund, warum er Tisis nicht restlos hatte für sich gewinnen können.
    Wenn Andross wirklich willens gewesen wäre, eine Farbe zu ermorden, hätte er doch bestimmt sichergestellt, dass er jemanden ermordete, dessen Ersatz voll und ganz auf seiner Seite stand. Oder? Warum sonst einen Mord riskieren?
    Gavin ließ sich zu lange Zeit. Nimm die Fakten, wie sie sind, und arbeite mit ihnen. Mach, dass du vorwärtskommst. Welche Vorteile konnte er daraus ziehen, dass Tisis nun mit im Rat war?
    Das Spektrum erwartete, dass Gavin gleich zur Diskussion einer möglichen Kriegserklärung schritt. Außerdem glaubten alle, dass er darum bitten würde, abermals zum Promachos ernannt zu werden. Daher sagte Gavin: »Um ehrlich zu sein, ich denke nicht, dass das Erste, was wir heute besprechen sollten, der in Tyrea und im östlichen Atash tobende Krieg ist.«
    Klytos hob erneut seinen Finger. Mit einem Wink erteilte ihm Gavin das Wort. »Wir haben nicht entschieden, dass die Unruhen in Tyrea und Ost-Atash Krieg sind, Lord Prisma«, gab Klytos zu bedenken.
    Er wollte weiterreden, aber Gavin pochte sich gegen die Stirn und sagte, als sei er verblüfft über Klytos’ Dummheit: »Ganz genau. Und das ist der Grund, warum ich sagte, wir würden diesen Punkt nicht als Erstes besprechen. Wir sind eine beratende Versammlung; solche Fragen sollten ausdiskutiert werden, aber nicht notwendigerweise als Erstes. Wie ich gerade eben gesagt habe.«
    Delaras von orangeroten Halos umrandete Augen wurden schmaler. Auch sie wollte auf der Stelle über Krieg reden. Sie hoffte offensichtlich, auf Gavins Stimme am allerwenigsten angewiesen zu sein. Sie war noch nie gut in der Arithmetik solcher Situationen gewesen.
    »Die Satrapie Tyrea war ein Ort der Schande und des Krieges«, fuhr Gavin fort. »Seit sich Satrap Ruy Gonzalo auf die Seite meines Bruders Dazen geschlagen hatte, war seine Satrapie zum Untergang verdammt. Sie führte Krieg, und ihre Söhne brachten Vernichtung über andere und die Söhne anderer wiederum über Tyrea. Nach dem Krieg wurde Tyrea das Recht auf Vertretung in diesem Rat entzogen, und das Land wurde ausgeplündert …« Gavin sah Delaras erhobenen Finger und korrigierte: »… wurde zu Reparationsleistungen gezwungen, die es völlig verarmen ließen. Aus vielen guten Gründen und einigen wenigen schlechten blieb von Tyrea nur die Spreu, die leere Schale, übrig. Satrap Garadul verurteilte selbst noch diese Spreu zum Untergang. Er begann einen Krieg gegen Garriston und die Sieben Satrapien, und damit auch gegen diesen, unseren Rat, und erklärte sich selbst zum König. Ich habe in Garriston gegen ihn gekämpft und den Kampf verloren. Die gute Nachricht ist natürlich, dass der sogenannte König in der letzten Schlacht getötet wurde. Es gibt eine ganze Reihe von Punkten, die wir heute erledigen müssen, und ich entschuldige mich für die vielen Stunden, die wir hier werden verbringen müssen – ich habe es so eingerichtet, dass wir in zwei Stunden mit Erfrischungen versorgt werden –, aber unser erster Tagungspunkt ist ganz einfach.« Sie alle hassten diese Versammlungen, und jeder von ihnen, außer Blau und Ultraviolett, hasste das formale Protokoll, das zur Folge hatte, dass selbst die einfachsten Beschlüsse eine halbe Stunde brauchten. Indem er das Gespenst eines ganztägigen Gefangenseins in der Versammlung an die Wand malte, hoffte Gavin, sie alle ein wenig unvorsichtig werden zu lassen. Insbesondere eine Grüne mussten solche Aussichten irritieren.
    »Es gibt Menschen in Tyrea, die nun ihres Führers beraubt sind – Menschen, für die es keine Rolle spielte, ob er sich Satrap nannte oder König. Sie waren Rasks Vater gefolgt, und die meisten von ihnen haben den alten Mann gemocht. Im Laufe eines Lebens, das nur selten mit der Politik in Berührung kommt, folgen die meisten einfachen Leute nun einmal immer demjenigen, der die Befehle gibt. Sie hatten keinerlei Anlass anzunehmen, dass Rask Garadul ein

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