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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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der illegitime Satrap Garadul wurde ebenso verurteilt, auch wenn das Wort »Verräter« gleichfalls unter den Tisch fiel. Gavin verzog kurz das Gesicht, als bedeute dies einen Rückschlag, wenn auch keinen großen. Es war ein kurzes Dokument, und Gavin gab sich Mühe, nicht allzu gelangweilt zu tun.
    Die Sache mit dem »Krieg« war nur eine Finte. Lass sie ruhig denken, dass du im späteren Verlauf der Versammlung auf geschickte Weise auf eine Kriegserklärung zusteuern wirst. Aber pokere nicht zu hoch.
    Sobald die Schreiberin fertig war, unterzeichnete Gavin das Blatt und ließ es um den Tisch herumgehen, damit es auch die anderen unterschreiben konnten.
    »Nun zur dringenden Angelegenheit«, sagte Gavin, ohne auf die Unterschriften zu warten, ohne ihnen Bedeutung zuzumessen. »Die Gründe, warum wir heute zusammengekommen sind: Flüchtlinge und Krieg. Die Sache ist die, dass ich an alledem persönlich nicht ganz unbeteiligt bin. Ich will das offen auf den Tisch legen. Es ist mir nicht gelungen, Garadul aufzuhalten, und deshalb haben wir Garriston verloren. Ich bin – vielleicht vorschnell – in den Kampf gezogen, ohne die volle Unterstützung des Spektrums, und habe verloren. Durch diese Niederlage habe ich mein Gesicht verloren, und einige der Menschen, für die ich kämpfte, verloren ihr Vertrauen in die Chromeria. Ersteres ist offensichtlich kein Problem dieses Gremiums, Letzteres schon. Ich fühle mich verantwortlich für die Menschen, die geflohen sind. Ich hätte gerne, dass dieser Rat Anstrengungen unternimmt, um für sie zu sorgen. Also, wie gehabt, zuerst die einfachen Punkte: Ich möchte eine weitere Resolution aufsetzen, die festhält, dass unsere Satrapien jenen, die ihre Heimat verloren haben, Nahrung, Kleidung und Vorräte zukommen lassen.«
    Er erlaubte Delara, sich zu Wort zu melden. »Und Waffen!«, sagte sie. »Diese Flüchtlinge – zumindest jedenfalls einige von ihnen – werden sich dem Kampf gegen den Farbprinzen anschließen.«
    »Ich bin ganz Eurer Meinung«, erwiderte Gavin. »Aber ich würde vorschlagen, dass wir die kontroverseren Punkte in einer eigenen Resolution behandeln, damit wir das Vernünftige und Humane so bald wie möglich in Angriff nehmen und uns um jene kümmern können, die vom verstorbenen Rask Garadul angegriffen wurden. Stimmt das Spektrum zu, diese beiden Punkte gesondert zu behandeln?«
    »Einigen wir uns auf das, was für uns alle unmittelbar einsichtig ist«, sagte Arys Infrarot. »Diese Flüchtlinge müssen zweifellos hungern. Wir können uns darauf einigen, dass wir ihnen helfen müssen. Später können wir besprechen, welchen Teil der damit verbundenen Belastungen jeder von uns genau übernehmen soll.« Arys war rücksichtslos praktisch, selbst in Sachen Mildtätigkeit. Gavin mochte das an ihr.
    Sie einigten sich mit allgemeiner Zustimmung darauf, die Punkte getrennt zu behandeln. Unterdessen hatte die erste Resolution die Hälfte ihres Weges durch den Raum hinter sich gebracht. Gavin hatte sie an Klytos weitergegeben, der sie unterzeichnete. Die Weiße hatte sie weitergereicht. Da sie nur bei Stimmengleichheit abstimmte, unterschrieb sie nie eine Resolution, sofern zuvor nicht zumindest eine Mehrheit unterschrieben hatte. Delara unterzeichnete und reichte das Papier an Sadah Ultraviolett weiter. Sie ließ sich Zeit. Gavin wusste nicht, ob sie sich schon Gedanken über die zweite Resolution machte oder ob ihr plötzlich Bedenken wegen der ersten gekommen waren.
    Sadah Ultraviolett musterte Gavin, ohne etwas zu sagen. Dann reichte sie die Resolution weiter, ohne sie zu unterschreiben. Arys unterschrieb, dann auch Delara, die das Blatt zu Tisis weiterschob. Tisis warf erneut einen flüchtigen Blick auf Andross, der unerwidert blieb, und unterschrieb.
    Und Gavin hatte seine Zweidrittelmehrheit. Oh, Tisis!, dachte er. Lunna Grün war für mich fast eine Freundin gewesen. Mit ihr hätte ich das nie machen können. Weißt du, was man einem Feind antun kann, aber nie einem Freund? Ihm heimtückisch in den Rücken fallen.
    Carver Schwarz schob das Papier vor Andross hin. Carver durfte vor dem Spektrum reden, hatte aber kein Stimmrecht. Andross tuschelte mit Grinwoody. Nachdem der seine erste Frage leise beantwortet hatte, flüsterte Andross eine zweite.
    Gavin verengte seine Augen, so dass er Infrarot sehen konnte. Sofort bemerkte er, wie sein Vater heißer wurde, auch wenn ansonsten nicht die geringsten Veränderungen seines Körper- und Gesichtsausdrucks zu

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