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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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dass er ein Superchromat war.
    Auch diese Fackel war ohne Zweifel das Werk seines Bruders. Natürlich musste sein Bruder die meiste, wenn nicht sämtliche Arbeit an diesem Gefängnis selbst erledigt haben. Die Luxin-Fackel steckte in einer einfachen Eisenhalterung. Dazen starrte das kleine Stück Eisen mit zusammengekniffenen Augen an, als seien darin die Geheimnisse des Universums verborgen. Aber es war nur Eisen. Die Fackel schien nicht besonders fest in der Halterung zu stecken. Es sah nicht danach aus, als könne es sich um eine Art Auslöser handeln, der irgendeinen Mechanismus in Gang setzte, wenn er die Fackel herausnahm. Es sah nicht nach einer Falle aus.
    Aber die Sache kam ihm faul vor.
    Dazen fluchte. Und dann fluchte er noch etwas mehr. Es gefiel ihm, das Geräusch seiner Worte durch den Tunnel klingen zu hören, wie es in der Ferne verhallte, statt einfach aus ein paar Schritten Entfernung zurückzuprallen.
    »Ein bisschen dumm, so zu brüllen, wenn du zu fliehen versuchst, meinst du nicht?«, sagte eine Stimme.
    Dem Gefangenen lief es eiskalt den Rücken hinunter. Einen langen Moment lang glaubte er, es sei alles vorbei. Dann erkannte er die Stimme.
    »Toter Mann«, sagte er.
    »Aber nicht so tot, wie du es bald sein wirst, nehme ich an«, erwiderte der tote Mann.
    »Ich habe gedacht, du wärst hinten in deiner Wand, wo ich dich zurückgelassen habe. Ich brauche dich hier draußen nicht.«
    Der tote Mann kicherte in der Dunkelheit. »Hast du geglaubt, du könntest mich so leicht loswerden? Bist ein lustiger kleiner Mann, Gavin Guile.«
    »Nein, du bist Gavin. Du bist der tote Mann. Ich bin damit fertig. Ich bin fertig mit dem Verlieren. Jetzt geh weg, ich verbrenne hier Licht.«
    »Ich wette, die Fackel ist eine Falle.«
    Der Gefangene knurrte. »Ich weiß, dass die Fackel eine Falle ist!«
    Doch tatsächlich wusste er nicht, ob die Fackel eine Falle war. Das war nur seine Angst, sein Wahn. Leise immer weiterfluchend, musterte er die Fackel. Er konnte sie nicht berühren.
    »Vergiss es«, sagte der tote Mann. »Du hast wahrscheinlich noch Grün für fünfzehn Minuten. Du könntest es schaffen, wenn du nicht blöde herumstehst und Selbstgespräche führst.« Er lachte wieder, spottend.
    Der Gefangene stolperte weiter. Er war in schlechter Verfassung. Wenn er nicht bald zu etwas Schlaf und richtigem Essen kam …
    Nein, darüber mach dir später Sorgen.
    Der Tunnel beschrieb eine leichte Kurve, und er hatte das Gefühl, sich in einer Spirale allmählich nach oben zu bewegen. Es schien ewig zu dauern. Er konnte es kaum ertragen, aber es konnte nicht allzu lange so weitergehen, oder doch? Wie tief konnte Gavin gegraben haben?
    »Natürlich tiefer, als du dich herausgraben kannst«, sagte der tote Mann. »Er war immer ein kleines bisschen schlauer als du.«
    »Halt die Klappe!« Der Gefangene stolperte. Er konnte sich noch fangen, aber es hätte ihn beinahe seine Konzentration gekostet. Beinahe hätte er den grünen Ball verloren.
    »Weißt du noch, dass du immer der Liebling deines Vaters warst? Ich frage mich, ob er jetzt sein Liebling ist. Du hattest immer Angst, Vater könnte merken, wie viel cleverer er war, nicht wahr?«
    »Halt die Klappe«, wiederholte der Gefangene mit schwacher Stimme. Orholam, er hätte um ein Haar sein einziges Licht verloren. Er konnte sich nicht vorstellen, in völliger Finsternis gefangen zu sein, allein mit den Stimmen in seinem Kopf.
    »Warum gehst du nicht zu der Luxin-Fackel zurück?«, schlug der tote Mann aus der Dunkelheit heraus vor. »So lange könnte dein Grün noch leuchten. Es kann natürlich sein, dass die Luxin-Fackel nicht mehr brennt. Die steckt schon lange dort. Sie halten nicht ewig. Nicht mal die deines Bruders.«
    Die Dunkelheit kroch näher, zog sich immer enger um den kleinen fahlen Kreis aus grünem Licht zusammen. Grün sollte ihn eigentlich wild und stark machen. Aber selbst wilden Tieren kann das Herz zerspringen. Und das Gefühl der Stärke ist nicht dasselbe wie Stärke.
    Er humpelte weiter, einfach weil es nichts anderes zu tun gab. Sein Körper ließ ihn im Stich. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen. Er stolperte erneut, und dieses Mal fiel er und konnte sich nur mit Mühe seine dahinschwindende grüne Kugel an die Brust drücken. Er erhob sich auf wackligen Beinen, und nun schwieg selbst der tote Mann.
    Dann die Rettung.
    Er sah eine weitere Luxin-Fackel. Langsam, behutsam bewegte er sich auf sie zu.
    »Es ist eine Falle, du weißt das,

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