Die Blendende Klinge
bessere Kämpfer sind als du. Genau das war es, was die Leute an Ayrad so bewundert haben.«
»Der Kerl, der alle anderen Kämpfer der Schwarzen Garde besiegt hat, wurde nicht dafür bewundert, dass er ein guter Kämpfer war? Fällt mir schwer, das zu glauben.«
»Kip, er war in der Lage, jeden Monat genau auszutüfteln, wie er auf dem letzten Platz landete, der es weiter schaffte. Das bedeutet, dass er ganz genau berechnet hat, wer wen herausfordern und wer diese Kämpfe gewinnen würde – jeden Monat. Wenn er sich einmal verrechnet hätte, wäre er schon früh ausgeschieden.«
»Also wird er dafür bewundert, intelligent verloren zu haben? Das ist doch verrückt.«
»Er wird dafür bewundert, dass er seine Freunde und seine Feinde genau kannte und ihnen allen ein Schnippchen geschlagen hat.«
»Und was ist aus ihm geworden?«, wollte Kip wissen.
»Er wurde Hauptmann der Schwarzen Garde und rettete im Laufe der Jahre vier verschiedenen Prismen das Leben – bis er von irgendjemandem vergiftet wurde.«
»Also war er nicht perfekt«, knurrte Kip.
»Er war vierundzwanzig Jahre lang perfekt. Das ist viel länger, als die meisten von uns sich erhoffen könnten.«
»Entschuldige«, sagte Kip. Er merkte, dass der tote Hauptmann Teia irgendwie sehr viel bedeutete.
»Jetzt zieh keine Schnute. Wir haben viel Arbeit vor uns.«
»Warte, bevor wir das alles durchgehen, möchte ich, dass du deine Papiere an dich nimmst. Du gehst dem schon die ganze Zeit aus dem Weg. Schau, du musst sie einfach nur unterschreiben, und wir können das Ganze morgen eintragen lassen.«
»Sei kein Idiot, Kip.«
Kip war so müde, dass er hätte weinen können. Er breitete hilflos die Hände aus.
»Was passiert, nachdem du mich freigelassen hast, Kip?«
»Äh, dann bist du frei?«
»Und arm.«
»Haben wir das nicht schon besprochen?«, fragte Kip.
»Was passiert, wenn ein Sklave in die Schwarze Garde aufgenommen wird, Kip?«
»Er wird freigelassen, gewissermaßen.«
»Sie werden gekauft, für ein Vermögen. Und sobald ein Frischling die Prüfung besteht, geht sein Vertrag in treuhänderische Verwaltung, bis er schließlich seine Gelübde abgelegt hat. Wenn du mich jetzt freilässt, bekommst du gar nichts.«
»Ich will dich nicht besitzen, Teia. Es erscheint mir einfach nicht richtig. Willst du denn überhaupt ein Mitglied der Schwarzen Garde werden?«
»Natürlich!«
»Ich weiß nicht einmal, ob ich dir glauben soll. Kannst du mir nicht einfach sagen, dass du es nicht willst?«
»Wie bitte? Ich bin eine Sklavin, keine Lügnerin, Kip.«
Er machte ein finsteres Gesicht. »Die Dinge sind etwas komplizierter, und wir beide wissen das.«
Sie sah ihn längere Zeit an, als sei er verrückt, dann stürzte die von ihr bis dahin aufrechterhaltene Fassade in sich zusammen. Eben noch war sie voller heiterem Selbstvertrauen und Fröhlichkeit gewesen, und auf einmal wirkte sie schrecklich ängstlich und verletzlich. »Kip … ich habe viel darüber nachgedacht. Die ganze Zeit, seit du gesagt hast, dass du mich freilassen würdest. Weißt du, als Erstes habe ich mich einfach geärgert – über dich. Seit du mich nämlich gewonnen hast, habe ich keinen Unterricht mehr im Paryl-Wandeln bekommen. Ich werde ihn wiederaufnehmen können, aber ich werde Jahre warten müssen. Das war das Einzige, was sich in meinem Leben geändert hat, und ich war richtig wütend auf dich. Dumm, nicht? Kip, ein Teil von mir rät mir, diese Papiere zu nehmen und damit zum zuständigen Registrator zu laufen. Mir meine Freiheit zu nehmen, solange ich sie direkt vor Augen habe. Diese Sklavenhalter sind bekanntermaßen sehr wankelmütig. Entschuldige.«
»Schon gut, ich nehme es nicht persönlich«, murmelte Kip.
»Meine Familie ist hoch verschuldet, Kip. Meine Mutter hat ein paar schlimme Sachen gemacht, und mein Vater hat alles verloren, mich und meine Schwestern eingeschlossen. Er war ein Händler, wie ich es dir erzählt habe, aber seine Gläubiger erlauben ihm nicht mehr, auf Fahrt zu gehen, da sie fürchten, er könnte vor ihnen fliehen, und so sitzt er fest und arbeitet als Tagelöhner. Mit dem, was er dabei verdient, kann er seine Schulden unmöglich abbezahlen. Er kann sich auch nicht die Waren kaufen, die er bräuchte, um seinen Handel von zu Hause aus zu betreiben. Wenn ich diese Papiere jetzt an mich nehme, verurteile ich ihn zur Armut und meine Schwestern dazu, mit dem ersten armen Mann verheiratet zu werden, den mein Vater davon überzeugen kann, sie
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