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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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nicht wahr?«, meldete sich der tote Mann wieder. »Ich wette, die letzte war keine Falle. Er ist so viel cleverer als du, dass er wusste, dass du an der letzten vorbeigehen und dann verzweifeln würdest. Er weiß ganz genau, wie du …«
    »Halt die Klappe! Halt die Klappe. Halt die Klappe!«
    Der grüne Ball war mittlerweile kleiner als Dazens Faust. Er hatte vielleicht noch fünf Minuten.
    Trotzdem verfiel er nicht in wilde Hektik. Er untersuchte die Eisenhalterung der Fackel ganz genau.
    »Es ist bestimmt keine primitive Hebelfalle. Nein nein, dein Bruder erledigt das eleganter, meinst du nicht auch? Er …«
    Der Gefangene wandte sich nicht mal um. Der tote Mann hatte recht, es konnte keine primitive Hebelfalle sein. Die Halterung war massiv. Er machte einen Schritt zurück, streckte einen Finger aus und drückte auf die Halterung, bereit, sofort zurückzuspringen, wenn irgendetwas passierte.
    Nichts.
    Er kniff die Augen zusammen, bis sie nur noch schmale Schlitze waren, und versuchte ins Ultraviolett zu spähen, aber entweder gelang es ihm nicht, oder es gab einfach kein ultraviolettes Luxin zu sehen.
    Er stupste die Fackel an. Sie bewegte sich in ihrer Halterung, und er sprang zurück. Sein Bein versagte ihm abermals den Dienst, und er fiel zu Boden. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich an der Wand abzustützen.
    Aber vom vollständigen Würdeverlust einmal abgesehen passierte nichts.
    »Würdeverlust?« Der tote Mann gluckste. »Du bist blutverschmiert, verdreckt und nackt, du stinkst wie Scheiße und redest mit dir selbst. Welche Würde hättest du zu verlieren?«
    »Ich will, dass du eines weißt«, sagte der Gefangene. »Wenn ich hier rauskomme, bist du weg. Ich hab dich nicht mehr nötig.«
    »Nötig, Not – interessante Wörter, nicht wahr?«
    »Scher dich in die Immernacht.« Müde erhob er sich. »Schauen wir mal, was du da hast, Bruder«, murmelte er. Er griff nach der Luxin-Fackel.
    Und. Nichts. Passierte.
    Er stieß erleichtert den Atem aus. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. Orholam verfluche dich, Bruder, ich hätte wirklich gedacht, du seist so teuflisch schlau.
    Der Gefangene zog an einer Seite die Abdeckung aus Ton von der Luxin-Fackel, und als die Luft durch ihre vielen winzigen Löcher eindrang, begann die Fackel, ein leises Leuchten zu verströmen. Die Fackel war noch immer halb gefüllt mit gelbem Luxin. Angesichts der hohen Qualität von Gavins Wandlungskünsten war das reichlich.
    Als das rein gelbe Licht aufblühte, füllte sich das Herz des Gefangenen mit Hoffnung wie eine Sonne, die über den Hügeln erstrahlt. Er schüttelte die Luxin-Fackel, und das Licht erstrahlte vollends. Er schälte den Ton noch von einer zweiten Seite und badete im Licht. Es gab keine Falle.
    Er würde es wirklich schaffen. Er hatte diesem Dreckskerl ein Schnippchen geschlagen.
    Aus Luxin zu wandeln war eine fürchterlich ineffiziente Angelegenheit. Das Licht wurde nur deshalb ausgestrahlt, weil das Luxin ungenügend gewandelt war, und so war das einzige richtige Gelb, das sich verwenden ließ, dasjenige, das durch die spektrale Streuung entstand, und selbst hier hingen die Möglichkeiten von den jeweiligen Fähigkeiten und dem Wirkungsgrad des Wandlers ab. Aber Dazen versuchte gar nicht, etwas Nutzbringendes zu wandeln, er wollte einfach das Gelb kosten.
    In einem langsam fließenden Wirbel strömte es in ihn hinein, und nach sechzehn Jahren Entbehrung war es einfach herrlich. Er fühlte sich wacher, klarer, in der Lage, vorsichtig weiterzugehen.
    Die nackte Tatsache, dass sein Bruder diese Luxin-Fackel nicht mit einer Sprengfalle versehen hatte, bedeutete noch lange nicht, dass es im Tunnel keine Fallen gab. Selbst wenn er nie auf die Idee gekommen wäre, dass sein Bruder womöglich auf diesem Weg fliehen könnte, hatte er sich vielleicht gesorgt, dass jemand am anderen Ende den Eingang entdecken könnte. Ja, er musste wirklich vorsichtig sein.
    Danke, Gelb.
    Neu belebt ging er weiter.
    Keine drei Minuten später sah er im strahlenden Licht der Luxin-Fackel die Öffnung zu einer kleinen Kammer. Er hielt inne.
    »Hier wird er dich kriegen«, sagte der tote Mann.
    »Halt die Klappe«, fauchte er.
    Er untersuchte alles sorgfältig. Die Wände des Tunnels, bevor er in die Kammer mündete, den Boden, die Decke – alles, was er sehen konnte, im gesamten Farbspektrum. Sein Herz hämmerte, aber da war nichts, keine versteckten Stolperdrähte, keine Scharniere, keine unerklärlichen

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