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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Höllenstein!
    Dann öffnete sich der Boden erneut, und er purzelte weiter, immer tiefer und tiefer. Er knallte auf eine Falltür, die aufschwang und sich dann hinter ihm wieder schloss.
    Dem Gefangenen war schwindlig, er war orientierungslos, und sein Rücken wie auch seine Arme bluteten von den kleinen Stichwunden, die der Höllenstein ihm zugefügt hatte. Das Licht, das durch seine Augenlider drang, sagte ihm trotzdem sofort, wo er war.
    Er warf sich herum, öffnete die Augen. Der Raum hatte die Form einer gestauchten Kugel. Über ihm eine Öffnung für Essen und Wasser, unter ihm ein Loch für seine Ausscheidungen. Und in der runden, gebogenen Wand seiner neuen gelben Zelle saß der tote Mann.
    In einem verrückten Falsett erklärte er: »Ich hab’s dir ja gleich gesagt.«

84
    Der Schimmermantel machte Gavin den Rückweg in sein Zimmer leicht. Tatsächlich passierte er nur eine einzige Schwarzgardistin, die einen Blick zur Tür hinauf warf, als etwas Wind hereinwehte, aber Gavin schloss rasch die Tür hinter sich.
    Die junge Frau sah zwar die Treppe empor, schien aber nicht weiter darauf zu achten. Gavin gelang es, sich an ihr vorbeizuschlängeln, und als sie sich schließlich doch entschloss, die Sache zu überprüfen, nutzte er die Gelegenheit, in sein Zimmer zu schlüpfen.
    Offensichtlich hatten sie den Raum nach ihm durchsucht, aber es war nur eine oberflächliche Suche gewesen. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, als er eine Untersuchung seines Zimmers förmlich herausforderte? Sie hätten die Tür an der Rückseite seines Schranks entdecken können.
    Nicht, dass das jetzt eine Rolle spielte. Gavin ging zu dem Gemälde des blauen Kolosses und zog es auf. Fast musste er lachen. Das Alarmplättchen leuchtete gelb.
    Sein Bruder war letzte Nacht aus dem grünen Gefängnis ausgebrochen. Verrückterweise war Gavin stolz auf ihn. Er war ein Kämpfer. Womöglich Kämpfer genug.
    Nun gut, immerhin hatte der zweite Alarm funktioniert. Gavin ließ das Gemälde wieder in die Angeln fallen und begann, die Kleider in seinem Schrank umzuschichten.
    »Herr, kann ich helfen?«
    Gavin wirbelte herum und fand sich Marissia gegenüber. Sie kniete neben dem Bett, den Kopf gesenkt. Offenbar wartete sie auf ihn, leistete eine Art Buße, indem sie hier Wache hielt. Ihr Gesicht war müde, abgehärmt.
    Ein warmes Gefühl der Sympathie durchströmte ihn. Sie war ihm mehr gewesen als nur seine Kammersklavin. Sie hatte ihm mit ganzem Herzen und unter schwierigen Umständen gedient.
    »Marissia, da liegt ein Brief in meiner Schreibtischschublade. Du hast ihn sicher schon gesehen. Bring ihn mir bitte.«
    Sie holte ihn, während er im Schrank weiterhin damit zugange war, seine Kleider aus dem Weg zu räumen. Mit ausdruckslosem Gesicht reichte sie ihm das Papier. Es war ein Freibrief, der sie aus der Sklaverei entließ. Statt die Standardformulierungen aufschreiben zu lassen und dann bloß seine Unterschrift darunterzusetzen, hatte Gavin den gesamten Text selbst geschrieben. Er hatte davon gehört, dass Kammersklaven vorgeworfen worden war, ihre eigenen Entlassungspapiere gefälscht zu haben, so dass ihnen die Entlassung verweigert wurde. Marissia war schön und aus Dutzenden Gründen wertvoll. Sie sollten sie nicht haben.
    Er überflog das Schreiben, obwohl er dessen Inhalt auswendig kannte. Es diente nicht nur ihrer Freilassung, sondern überschrieb ihr auch die Summe von zehntausend Danaren. Ein Vermögen, genug für sie, um damit ein Geschäft zu begründen und zu heiraten oder um einfach für den Rest ihres Lebens davon zu leben. Er unterschrieb. Dann nahm er sich einen anderen Zettel und notierte eine Reihe von Buchstaben und Zahlen. »Mein Vater könnte dieses Geld mit dem einen oder anderen Vorwand an sich reißen. Sie wissen, dass du mir viel bedeutest, und so werden sie argwöhnen, dass ich dir etwas überlasse. Über diesen Code kommst du an ein anderes Konto heran. Besprich das alles mit dem ilytanischen Bankier Prestor Onesto bei Varig und Grün.«
    »Herr, warum sprecht Ihr so mit mir?« Sie klang, als wäre sie den Tränen nahe.
    »Bitte gib fünftausend von diesem Konto Karris und weitere fünftausend Kip. Der Rest ist für dich.« Er drückte ihr das Schreiben in die Hand. »Präge dir die Reihenfolge ein, und dann verbrenne den Zettel; Onesto wird das Geld jedem auszahlen, der ihm diese Nummer vorlegt.«
    »Lord Prisma …« Sie ließ die Papiere schlaff herunterhängen. Sie sah aus, als hätte man ihr etwas

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