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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Verschwendung … und alles nur für einen einzigen Mann.
    Nie hatte er den Mut aufbringen können, ihn einfach gehen zu lassen. Und nie hatte er den Mut aufbringen können, ihn kaltblütig zu töten.
    Langsam, ganz langsam kam die Kugel in Sicht, und ganz langsam blieb sie stehen. Es gab einen Schiebeverschluss, den man zurückziehen musste, um das Fenster freizulegen, aber Gavin merkte plötzlich, dass er nur mit leerem Blick diesen Verschluss anstarrte und sich fürchtete, ihn aufzuziehen.
    Lächerlich. Er war zum Sterben hergekommen. Er war gekommen, um seinen Bruder freizulassen. Das sollte einfach sein. Es war alles vorbei. Das Herz hämmerte ihm in der Brust, und er glaubte, es würde gleich zerspringen. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er schwitzte.
    Er zog den Schiebeverschluss auf.
    Ein Mann griff von der anderen Seite her an und schwang ihm einen Knüppel direkt vors Gesicht.
    Gavin warf sich zurück. Die Luxin-Fackel seines Bruders schlug gegen das Luxin-Fenster und zerbarst in einem Blitz aus freigesetztem Leuchtwasser. Aber der Gefangene war noch nicht am Ende. Er lachte nicht in kalter Entschlossenheit darüber, Gavin einen Schrecken eingejagt zu haben. Stattdessen griff er mit der Raserei eines tollwütigen Wolfes an, schmetterte die Luxin-Fackel mit wuchtigen Schlägen gegen das Fenster, bis ihr hölzerner Schaft in seinen Händen barst und zersplitterte.
    »Du mieses Schwein!«, schrie der Gefangene. »Ich werde dich töten sowie jeden, den du jemals geliebt hast. Ich werde dir deinen beschissenen Kopf von den Schultern reißen und ihn dir in den Arsch schieben.«
    Gavin stand wieder auf, bürstete sich mit den Händen ab und steckte seine eigene Luxin-Fackel in eine Halterung.
    »Hörst du mich, Gavin ?«, rief der Gefangene. »Du glaubst, du seist so clever. Gut! Weißt du was? Du bist clever. Du wolltest immer, dass ich zugebe, dass du der Schlauere von uns beiden bist. Weißt du was? Du bist es. Und weißt du, was du sonst noch bist? Du bist der schwächere Bruder. Hast du dich je gefragt, warum ich Vaters Liebling bin? Schau dir doch nur das hier an. Dieses Gefängnis. Raffiniert. Und lächerlich . Ich habe geglaubt, du hättest dieses Gefängnis gebaut, um zu beweisen, dass du cleverer bist als ich, Bruder. Ich weiß es jetzt besser. Du hast es gebaut, weil du mich nicht töten kannst. Weil du Angst davor hast … Und genau deshalb liebt Vater mich. Oh, auch ich bin eine Enttäuschung. Er hat sich gewünscht, dass seine Söhne sowohl schlau als auch skrupel- und furchtlos wären, aber er musste einen auswählen, und da wählte er mich. Und er hat die richtige Wahl getroffen, du rückgratloser, verkommener Haufen Scheiße. Weil ich nachtragend sein kann. Ich kann meinen Hass hegen und pflegen, immer stärker wachsen lassen. Und das werde ich auch tun. Du wirst dort draußen sitzen und dich fürchten. Genauso wie damals, als du ein Kind warst, was? Du hast noch immer diese Alpträume, nicht wahr? Wachst immer noch auf und heulst, stimmt’s? Machst du immer noch ins Bett, Gavin ? Jetzt hast du auch einen Grund dazu. Ich komme!«
    Der Gefangene war so nah, dass seine Spucke am Fenster Flecken hinterließ.
    »Du könntest mich töten«, fuhr er fort, »aber du wirst es nicht tun. Ich wette, du denkst jeden Morgen darüber nach, wenn du mir mein Brot herunterschickst. Ich könnte es ja vergiften, denkst du dir. Ich könnte auch einfach damit aufhören, ihm zu essen zu geben, denkst du dir. Aber das kannst du nicht. Dir fehlt dieses Etwas dazu. Und weißt du, Gavin, du hast recht. Es fehlt dir. Aber mir nicht. Wenn unsere Plätze vertauscht gewesen wären, hätte ich dich getötet, als du bewusstlos bei den Getrennten Felsen lagst. Ich hätte dir den Kopf abgehackt, deinen Mund mit deinem eigenen Kot gefüllt und ihn auf einen Spieß gesteckt. Denn so gewinnt man, Gavin. Genau so. Frieden durch Terror, Gavin. Das leuchtet dir wahrscheinlich nicht mal richtig ein, oder? Nein, du warst immer wie Mutter, immer auf die sanfte betrügerische Art und der ganze Mist. Sie …«
    »Mutter ist tot«, warf Gavin ein. Er wollte nicht, dass sein Bruder sie in seiner Wut in den Schmutz zog.
    »Scheiß auf sie«, entgegnete der Gefangene. »Obwohl sie eine so gute Lügnerin war, hat sie sich nie auch nur die Mühe gemacht, so zu tun, als würde sie dich nicht mehr lieben als mich.«
    Was?
    »Du hast sie umgebracht?«, fragte der Gefangene, der an dem Schock in seinem Gesicht ablas, dass er einen wunden Punkt

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