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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Farbe.«
    »Warum darf Kip die Farbe sein?«, fragte Aram. Kleiner, mieser Drecksack.
    Ausbilder Fisk biss für einen Sekundenbruchteil die Zähne zusammen, dann antwortete er: »Weil Kip langsam ist. Auch wenn sich das bei unserem gegenwärtigen Prisma anders verhalten mag, so ist doch normalerweise der Mann oder die Frau, die ihr bewacht, älter, langsamer und ein schlechterer Kämpfer, als ihr es seid. Ein Teil unserer Aufgabe besteht darin, uns darauf einzustellen und sie trotz ihrer Schwäche zu beschützen. Reicht dir das, Aram, oder besteht bei dir weiterer Erklärungsbedarf?«
    Aram runzelte finster die Stirn und blickte zur Seite.
    Keine schlechte Gruppe, fand Kip. Von den einundzwanzig Frischlingen, die noch übrig waren, stand Kruxer an erster Stelle, Teia an siebter, Aram an elfter, verdiente aber, einer der ersten fünf zu sein, und Erato war auf Platz neun, auch wenn sie in Wirklichkeit ungefähr auf Platz fünfzehn gehörte. Kip war auf Platz fünfzehn – und verdiente ungefähr Platz dreiundzwanzig, aber das spielte im Moment keine Rolle. Kruxers Partnerin Lucia nahm Position einundzwanzig ein. Sie war schlau, hübsch und allgemein beliebt, mit kurzem krausem Haar und einem herzerweichenden Lächeln, aber keine große Kämpferin. Ohne Killerinstinkt. Egal wie viel Zusatztraining Kruxer mit ihr absolvierte, sie würde wahrscheinlich in der Folgewoche bei der Abschlussprüfung durchfallen.
    »Kip«, sagte Kruxer. »Weißt du einen Rat?«
    Kip starrte Kruxer an, für einen Moment wie vor den Kopf geschlagen. Kruxer war tausendmal mehr Mann als Kip, und er fragte Kip um Rat?
    »Natürlich weiß er keinen. Nur dass er Guiles Abkömmling ist, heißt noch nicht, dass er auch nur halb so viel Grips hat wie sein Vater«, sagte Aram.
    »Geht erst einmal drei Straßen nach Norden und von da aus fünf Blocks weiter, und versucht es dann von dort aus«, antwortete Kip schnell und errötete.
    »Das ist nicht gerade eine direkte Route, Kip«, wandte Kruxer ein.
    »Keine direkte Route? Das ist so ziemlich der größte Umweg, den man sich vorstellen kann«, warf Erato ein. »Ich will mich in diesen Slums nicht länger aufhalten als unbedingt nötig.«
    Ausbilder Fisk reichte Kip den Beutel mit den Münzen. »Geht, sobald ihr fertig seid«, sagte er.
    Alle Zugänge zu diesem kleinen, breiten Platz zwischen den Häusern und der Mauer waren dunkel und eng. In jedem Durchgang standen Männer, und es war unmöglich zu entscheiden, in welchen der neugierigen Augenpaare Feindseligkeit loderte. Kip konnte keine Kinder sehen, und es waren nur wenige Frauen darunter. Er nahm an, das bedeutete, dass die Menschen hier wussten, dass Ärger in der Luft lag.
    »Gehen wir los«, drängte Aram. »Direkt nach Süden, und wir können uns nach nur ein paar wenigen Straßenzügen auf die Hauptstraße durchschlagen. Kommt schon!«
    »Nicht die Entfernung ist das Problem«, wandte Kip ein.
    »Kip, du musst mir da schon eine bessere Begründung geben«, sagte Kruxer. »Wir müssen uns jetzt auf den Weg machen. Je länger wir warten, desto mehr Zeit geben wir den …«
    »Sie haben recht, Kip«, betonte Teia. »Wir müssen nur ein paar Straßenzüge weit rennen.«
    »Ich sehe es wie Aram«, sagte Kruxer. »Gehen wir! Nehmt Keilformation ein, und lasst niemanden auf Armeslänge an Kip herankommen!«
    Sie setzten sich mit Kip in ihrer Mitte in Trab, doch dann blieb er plötzlich stehen.
    »Ich bin die Farbe«, erklärte er.
    »Oh nein, Scheiße«, stöhnte Aram. »Dann hör auch bitte auf, dich zu einem leichten Ziel zu machen!«
    Abrupt kamen sie alle zum Stehen, und ihre Augen wanderten von den Männern in den Gassen vor ihnen zu Kip, der sich wie ein Irrer aufführte.
    »Ihr beschützt mich «, betonte Kip.
    »Das wurde so festgelegt. Nur zwei Häuserblocks, zwei!«, erwiderte Kruxer.
    »Wir könnten ihn tragen«, schlug Lucia vor.
    »Dann hätten wir zwei Kämpfer weniger – mindestens.«
    Kip war die Farbe. Sie waren seine Wächter. Sie hatten ihn zu beschützen. So einfach war das. Es ging nicht darum, wer der Beste war oder der Schlauste oder wer den höchsten Platz in der Rangfolge hatte, es ging darum, wer das Sagen hatte. Und das war Kip. Er hatte nicht nur das Sagen, sondern er hatte auch recht.
    Also wandte er sich um und rannte in die andere Richtung.
    Mehr als nur ein Fluch wurde ihm nachgeschickt – Worte, scharf genug, um ihm durch die Ohren zu schneiden, aber er achtete nicht darauf. Nach wenigen Augenblicken waren die

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