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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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über ihm, stellte den einen Fuß auf den Fuß des Mannes, so dass er ihn nicht mehr bewegen konnte, und rammte ihm den anderen ins Knie. Er hätte ihm durch eine bloße Verlagerung seines Gewichts auf der Stelle die Knochen brechen können.
    Stattdessen blickte Kruxer zum Rest der Gruppe hinüber. Kip hatte nicht sehen können, wie Aram mit seinem Gegner zurechtgekommen war, aber der Mann lag am Boden. Keiner der Übrigen sah danach aus, als wollten sie ihnen noch einen Kampf liefern.
    Kruxer grinste, wild, übermütig, bezaubernd. Der freudige Blick eines Jungen, der nicht glauben kann, dass alles, was er im Training gelernt hat, tatsächlich funktioniert – dass er dabei ist, das zu werden, worauf er immer gehofft hat. Es war, wie Kip erkannte, ein unschuldiger Blick. Er spürte, wie sich zwischen ihm und dem älteren Jungen eine Kluft auftat. Kruxer war ein Krieger in Ausbildung, aber noch war er kein fertiger Krieger. Kruxer würde ein hervorragender Krieger werden, aber er war auch ein guter Mensch. Und er würde weiterhin hervorragend sein, doch diese Freude würde er verlieren, wenn er Köpfe bersten sah, wenn er Freunden zusah, wie sie den Saft ihres Lebens im Körper halten wollten, während ihnen das Blut aus den Eingeweiden pumpte; wenn er seinen Feinden beim Wimmern und Stöhnen zuhörte, während sie allzu langsam starben.
    »Gehen wir!«, rief Kruxer. »Lucia, du übernimmst das nächste Mal den Schutz nach hinten.«
    »Seht zu, dass ihr mir beim nächsten Mal eine Schusslinie offen lasst«, sagte Kip. »Ich habe Luxin.«
    Sie rannten weiter. Kip wurden allmählich die Beine schwer, aber ihm war zugleich klar, dass er noch vor wenigen Monaten nicht einmal so weit wie bisher hätte rennen können. Und jetzt hielt er mit den anderen Schritt. Er wäre noch immer der Erste, der erschöpft aufgeben würde, aber noch gab er nicht auf.
    Im nächsten Block fiel ihnen eine Gruppe von vielleicht zwölf Männern ins Auge, die ihnen den Weg abschneiden wollten und dann fluchend innehielten, als ihre Truppe die Grenze zum ilytanischen Viertel überquerte.
    Erstaunlicherweise durchquerten sie die ilytanischen Areale ohne Schwierigkeiten. Kip konnte nur vermuten, dass die hiesigen Banden noch nichts von ihnen mitbekommen hatten.
    Doch sie nahmen nicht den Weg über den Markt. Die dortigen Wächter, die es nicht gerne sahen, wenn eine bewaffnete Bande an ihnen vorbeizog, würden auch über mehrere Jugendliche, die nach Ärger aussahen, nicht gerade erfreut sein. Also lenkte Kruxer sie wieder Richtung Süden.
    »Uns folgen Männer«, meldete Lucia. »Es sind fünf oder sechs. Siebzig Schritt hinter uns.«
    Kip wandte den Kopf und merkte sofort, wie idiotisch das gewesen war. Nun wussten die Schläger, dass er von ihnen wusste. Wie dumm kann man sein!
    »Kip? Du kennst diese Gegend?«, erkundigte sich Kruxer.
    »Leider nein.«
    »Sonst wer?«, fragte Kruxer weiter. »Wenn ja, dann macht schnell den Mund auf. Mir gefällt die Sache nicht so recht.«
    »Ich war schon mal hier«, meldete sich Aram. »Ich glaube, ich kann uns – folgt mir.«
    Er führte sie durch einige Straßenzüge hindurch. Die Sache verlief angenehm ereignislos, und Kip begann schon zu hoffen, dass sie es vielleicht ohne weitere Kämpfe zurück schaffen würden.
    Dann bogen sie um eine Ecke. Was ausgesehen hatte, als würde es auf eine breite, offene Straße führen, war plötzlich mit Toren und Ketten verschlossen. Es gab nur das schmale Sträßchen, durch das sie hergekommen waren, und eine Gasse, die zwischen den Häusern von dem offenen Platz wegführte. In der Gasse stauten sich etwa zwanzig Männer. Aram fluchte.
    »Hat jemand Lust, drei Plätze zurückgestuft zu werden?«, fragte Kip.
    Niemand antwortete. Das bedeutete Nein. Nicht so kurz vor der Abschlussprüfung. Sie würden sich zusammenschlagen lassen, wenn es sein musste, aber keiner von ihnen hatte vor, einfach aufzugeben.
    »Halbkreis«, kommandierte Kruxer. »Ich weiß, wie wir es machen. Kip, wenn wir so weit sind, stellst du dich auf den Stein da; von dort solltest du in der Lage sein zu wandeln, während wir kämpfen. Wir Übrigen dürfen niemanden in die Mitte unseres Halbkreises lassen.«
    Sie bezogen Stellung, während Kip seinen Willen zusammennahm. Die Männer vor ihnen kamen ihnen nun entgegengelaufen, so schnell es das enge Gässchen zuließ. Kip wusste nicht, was er tun sollte, bis er längst schon dabei war, eine große grüne Kugel in seine Faust zu wandeln. Das war dumm.

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