Die Blendende Klinge

Herausforderer und gewann dann zwei Kämpfe gegen Jungen, die erstaunt darüber wirkten, wie schnell sie war. Sie kam bis auf Platz sieben. Kip war stolz auf sie. Er konnte an ihrem stillen Lächeln ablesen, dass sie selbst stolz auf sich war.
    Sie verfolgten das Ganze bis zum Ende. Kruxers Kämpfe waren die reinsten Kunstwerke, und es war ein Genuss, ihm zuzusehen. Nach jener Außenprüfung unter Realbedingungen war auch er aufgrund ihrer »Niederlage« um drei Plätze zurückgestuft worden: auf Platz vier. Er forderte nacheinander die Plätze drei, zwei und eins heraus – und gewann. Kip sah seinen Vater beeindruckt zu Hauptmann Eisenfaust hinüberblicken. »Gehört er zu einer der alten Schwarzgardistenfamilien?«, fragte Gavin.
    »Dritte Generation. Sohn von Inana und Greifhart.«
    »Hätte ich mir denken können. Sind sie noch am Leben?«
    »Inana, ja. Sie hat durchgehalten und genau auf diesen Moment gewartet.«
    »Er ist unglaublich«, sagte Gavin. »Er könnte sogar noch besser werden als Ihr.«
    Eisenfaust runzelte die Stirn.
    Gavin grinste.
    Eisenfaust brummte. Möglicherweise zustimmend. »Wenn er lange genug lebt.«
    »Ich sollte Inana mal besuchen«, sagte Gavin. »Sie war eine wahre Perle.«
    Die Frischlinge begannen sich für die kleine Zeremonie aufzureihen, in der sie offiziell zu Auszubildenden ernannt würden. Kips Magen drehte sich um. »Können wir jetzt gehen?«, fragte er.
    Gavin erklärte: »Dies ist für deine Freunde der Moment des Triumphs. Denk nicht nur an dich selbst. Wenn du ihnen jetzt den Rücken kehrst, werden sie es dir nie vergessen.«
    Kip blinzelte schuldbewusst. »Ja, Herr«, murmelte er.
    Hauptmann Eisenfaust stand auf und ging nach vorn. Alle Frischlinge waren nach Maßgabe ihrer Platzierung unter den ersten vierzehn aufgereiht. Alle außer Kruxer, der auf beiden Knien im Kampfkreis zurückgeblieben war, den Kopf gesenkt, eine Hand an Augen und Stirn gelegt, und betete.
    »Kruxer!«, bellte Ausbilder Fisk. Er stand vor Aram am Ende der Reihe, bereit, jedem die Schwarzgardistennadel an den Kragenaufschlag zu heften. »Du hast später noch Zeit zu beten.«
    Die Frischlinge grinsten triumphierend, amüsiert über Kruxers Schrullen, an die sie gewöhnt waren. Alle standen stolz und breitbeinig da, die Hände hinterm Rücken gefaltet, die Brust herausgedrückt. Überall auf dem Trainingsgelände erhoben sich die älteren Auszubildenden sowie die fertig ausgebildeten Schwarzgardisten und nahmen selbst Haltung an.
    »Ja, Herr.« Kruxer sprang auf und trat auf ihre Reihe zu. Er lächelte, aber Kip schien es ein angespanntes Lächeln.
    Als sie alle so stolz dort standen, fühlte Kip schmerzhaft die Kluft zwischen sich und ihnen. Außenseiter, Einzelgänger, Fremdling. Sie waren all das, was er nie würde sein können.
    »Herr?«, fragte Kruxer und stellte sich vor den Ausbilder. Er warf einen kühlen Blick zu Aram hinüber, der seinem Blick auswich.
    »Ja, Nummer eins?«, antwortete Ausbilder Fisk.
    »Die Ausbildung eines Schwarzgardisten hört niemals auf, aber sind die Prüfungen für heute abgeschlossen?«, fragte Kruxer.
    Ausbilder Fisk erwiderte: »Ja, natürlich, nun nimm deinen Platz ein …«
    Kruxer sagte kein Wort, aber er schlug zu wie eine Schlange. Er schrie sein kijah , und mit der abrupten Gegendrehung, die seine Tritte so unfassbar schnell und kraftvoll machte, handelte er so plötzlich, dass selbst Kip, der ihn direkt ansah, den Schlag kaum wahrnahm. Kruxers Schienbein, von jahrelangen Tritten gegen Pfosten schwielig, die Knochen verhärtet, krachte gegen Arams Knie. Schmetterte es nach hinten.
    Das knirschende Bersten eines zerstörten Gelenks zerriss die plötzliche Stille.
    Aram brach keuchend zusammen, mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen.
    Kruxer ließ sofort die Hände sinken und blieb in einer gekauerten Haltung stehen, die keinerlei Bedrohung ausstrahlte. Angesichts der Tatsache, dass er von Hunderten Männern und Frauen umgeben war, für die Gewalt zur Tagesordnung gehörte und die es gewohnt waren, sie wenn nötig mit den jeweils wirkungsvollsten Mitteln zu stoppen, war das nur zu vernünftig. »Ein Trainingsunfall«, sagte Kruxer mit lauter, gelassener Stimme.
    Einen Moment lang schien selbst Ausbilder Fisk so verblüfft wie Kip. Schließlich gewann er seine Fassung zurück. »Was hast du getan?!«, schrie er Kruxer an.
    Kruxers Stimme blieb ruhig, fast mechanisch: »Das Zufügen bleibender Verletzungen während der Prüfung hat den Ausschluss