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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Für gewöhnlich hatte seine Mutter, so wie er selbst auch, mindestens ein halbes Dutzend Sklaven in ihrem Haushalt beschäftigt. In den letzten Jahren hatte sie die Zahl ihrer Sklaven mehr und mehr reduziert und meist diejenigen freigelassen, die ihr über lange Jahre hinweg gute Dienste geleistet hatten. Jetzt wusste Gavin auch, warum.
    »Sie hat mir gesagt …« Das Mädchen wurde blass, dann fasste sie sich ein Herz. »Sie hat mir gesagt, dass sie Grinwoody Anweisungen für meine Freilassung geben würde, weil eine Sklavin ihre Freilassung ja nicht selbst eintragen lassen kann. Ich … habe seither nichts mehr davon gehört.«
    »Du alter Bastard«, murmelte Gavin vor sich hin. Sein Vater leugnete noch immer den Tod seiner Frau, und so schenkte er dem Mädchen einfach keine Beachtung. Sie saß hier wohl schon seit Monaten fest, mit nichts zu tun, als den Raum abzustauben, frische Blumen auf den Tisch zu stellen und für sich selbst ein wenig frische Hoffnung zu schöpfen. »Hat sie dir einen Brief hinterlassen?«, fragte er.
    »Ja, Herr«, antwortete das Mädchen sehr leise – offensichtlich war ihr Gavins Gereiztheit nicht entgangen. »Ich glaube, Grinwoody hat ihn im Zimmer des Lords verstaut.«
    »Natürlich hat er das.« Und sie würden es nicht zu schätzen wissen, wenn Gavin in sein Zimmer einbrach.
    Aber weißt du was? In die Immernacht mit ihnen. Gavin war sich ziemlich sicher, dass sein Vater hinter den Schlägen steckte, die Karris erhalten hatte. Ein Mordversuch an Kip schien ihm allzu plump, aber er war nun nicht mehr bereit, seinen Vater von vornherein für irgendetwas zu entschuldigen.
    Gib acht auf das, was du liebst, fürwahr.
    Gavin ging hinaus und über den Flur, wandelte rotes Luxin in das Türschloss, drückte dagegen, bis er spürte, dass sich die Zuhaltung löste, gab dann gelbes Luxin ins Schloss, stählte seinen Willen und drehte den Griff. Die Tür öffnete sich.
    Er mochte halbtot sein, aber deshalb war er noch lange nicht erledigt. Er ließ ein Licht aufstrahlen, das einen bleichen gelben Schein durch die Räume des Roten warf. Gavin ging zum Schreibtisch und durchwühlte die dort befindlichen Papiere. Sein Vater war oben in einem anderen Stockwerk, und so ein Kriegsrat würde sicherlich Stunden dauern, selbst bei einem Mann, der so wenig Ahnung vom Kriegführen hatte wie sein Vater. Andross Guile schien zu glauben, dass besonders intelligent zu sein bedeutete, dass man in absolut allen Dingen gut war, und seine Generäle würden die Lücken seines Wissens ganz langsam und behutsam ausfüllen müssen, um ihn nicht in Rage zu versetzen. Wenn man dazu noch bedachte, wie wenig Ahnung auch sie selbst hatten, würde das alles sicherlich eine ganze Weile dauern.
    Es war fast komisch zu sehen, wie viel Material von höchster Wichtigkeit sein Vater offen herumliegen ließ. Gavin wünschte, er wäre einfach nur zum Herumschnüffeln hier hereingekommen. Andross war einfach so oft hier, dass er offensichtlich nie an die Gefahr gedacht hatte, jemand könnte hereinkommen, während er weg war. Er war ja nie weg.
    Gavin fand rasch das Papier, welches das Sklavenmädchen betraf. Auf der Außenseite war die Handschrift seiner Mutter zu erkennen, eine schöne Schrift mit schwungvollen Bögen, die sie auch im fortgeschrittenen Alter beibehalten hatte.
    Uns Wandlern wird das Leben genommen, bevor das Alter uns unsere Fähigkeiten nehmen kann. Gavin wusste nicht zu sagen, ob das die größte Grausamkeit von allen war oder nicht vielleicht doch eine kleine Gefälligkeit. Er warf einen kurzen Blick auf den Brief. Er war, ganz wie es das Mädchen gesagt hatte, ein schlichtes Freilassungspapier ohne Umschweife, außerdem die urkundliche Übertragung von vierhundert Danaren. Caleen würde die Sklaverei mit mehr Geld in der Hand verlassen, als sie als bezahlte Dienerin in zwei Jahren bekommen hätte. Für ein noch so junges Mädchen ein Vermögen. Genug für eine Mitgift in jenen ländlichen Gebieten der wenigen Satrapien, wo solche Bräuche noch herrschten. Das einzig Ungewöhnliche dabei war die Anweisung, dass dem Mädchen ein bewaffneter Wächter von der Söldnertruppe »Der gespaltene Schild« zur Seite gestellt werden sollte, um sie nach Hause zu geleiten – Felia Guile hatte den Gedanken, dass es eine junge, attraktive Frau in große Gefahr stürzen würde, sie mit einem Vermögen in der Hand nach Hause zu schicken, zweifellos sorgfältig zu Ende gedacht. Natürlich würde es mehr als zweihundert

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