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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Danare kosten, einen Wächter vom gespaltenen Schild mitzuschicken, aber sie hatten eben auch einen erstklassigen Ruf.
    Wie viele Frauen mit einem ausgeprägten sozialen Gewissen hatte Felia Guile stets tiefste Vorbehalte gegenüber der Sklaverei gehabt. »Sind wir nicht alle Brüder und Schwestern unter dem Licht?«, pflegte sie zu fragen. Er konnte fast ihre Stimme hören, wie sie die Thematik vortrug: Welchen Unterschied macht für Orholam dort oben die Kleidung eines Menschen? Trotzdem hatte sie, wie so viele andere auch, weiterhin ihre Sklavinnen. Unmöglich, sich eine Welt ohne sie vorzustellen. Niemand würde ja wohl freiwillig Dienst als Galeerenruderer oder Arbeiter in den Silberminen oder den Abwasserkloaken verrichten, nicht wahr? Und was macht man mit den Witwen und Waisenkindern eines eroberten Landes? Lässt man sie einfach im ersten Winter erfrieren und verhungern? Oder überlässt man sie Sklavenhändlern zur Beute, die weniger Skrupel haben als die zivilisierten Satrapien?
    Dennoch, so ihre Worte, war es entmenschlichend. Die Prügel, die Zeugung von Bastarden, die Eifersüchteleien und Unsicherheiten der Sklavenhalter selbst. Felia hatte es nie gemocht. Diese Freilassung war großzügig, und das war eher noch untertrieben. Aber dergleichen war nicht ungewöhnlich für jene Sklavenbesitzer, die fürchteten, dass ihre geliebten Sklaven an grausame Herrinnen oder verkommene Herren weitergegeben wurden. Oder an feindliche Familien, die sie zwingen könnten, peinliche Geheimnisse über ihre vorherigen Besitzer zu verraten. Oder auch nur an gute Familien, die in Not geraten und dann gezwungen sein könnten, ihre Sklaven zu vermieten, so dass sie in den Minen oder den Bordellen arbeiten mussten.
    Gavin verstaute den Brief. Er sah sich im Raum um und fragte sich, ob er noch irgendetwas anderes stehlen sollte. Geld? Juwelen? Sollte er versuchen, die Korrespondenzen seines Vaters zu lesen? Er öffnete eine Schreibtischschublade und fand die Kiste mit den Briefen. Er untersuchte sie kurz und gab es dann auf, sie zu öffnen. Andross Guile war auf Leben und Tod auf seine Korrespondenzen angewiesen. Die Kiste würde höchstens einem Stemmeisen und einem Schmiedehammer nachgeben. Wenn überhaupt.
    Mit einem Seufzen setzte Gavin sie an ihren Platz zurück. Sie hatte sich auch schwer angefühlt. Tatsächlich war ein Teil ihres vormaligen Inhalts herausgenommen worden, um mehr Platz zu schaffen. Mehrere Edelsteine von der Größe von Singvogeleiern lagen achtlos zwischen den gefiederten Schreibwerkzeugen und der raffinierten ilytanischen Feder mit dem integrierten Tintenbehältnis, die sein Vater so sehr mochte, in der Schublade verstreut.
    Gavin empfand einen perversen Drang, etwas zu stehlen. Er würde sowieso verstoßen werden, also sollte er wohl auch etwas dafür tun, es sich zu verdienen.
    Seine Augen fielen auf das Seitentischchen, auf dem sich ganze Stapel von Neun-Könige-Karten auftürmten. Offenbar hatte sein Vater erst kürzlich gespielt. Es war eines der wenigen Dinge, die dem Alten Freude machten. Gavin hatte früher selbst zahllose Male gegen ihn gespielt. Der Alte hatte fast immer gewonnen. Er war ein besserer Kartenspieler als Gavin, und er war sich auch nicht zu schade zu schummeln, wenn er glaubte, damit durchkommen zu können.
    Statt jedoch eines der Kartendecks auf dem Tischchen einzustecken, nahm sich Gavin das Schränkchen vor. Sein Vater hatte einmal ein ganz wunderbares Deck aus dem Schränkchen hervorgeholt, als Gavin dreimal hintereinander gewonnen hatte. Das Schränkchen war mit einem Schloss versehen, aber das war leicht zu knacken. Gavin stöberte durch alte Papiere und die Lieblingsbücher seines Vaters und fand eine alte juwelenbesetzte Kartenschachtel. Er zog sie hervor und öffnete sie. Die Karten waren ausnehmend schön, aber sie waren nicht mit den Blindenmarkierungen versehen. Sie mussten die Lieblingskarten seines Vaters gewesen sein, bevor er sich in seine Abgeschlossenheit zurückgezogen hatte.
    Gavin steckte das Kartendeck in eine Tasche und ging in das Zimmer seiner Mutter zurück. Das Sklavenmädchen stand händeringend vor ihm. Er drückte ihr das Schreiben in die Hand und begab sich zum Tresor seiner Mutter: Ein grobes parianisches Muster, das schwer zu deuten war, formte sich irgendwie zu Zahlen, aus denen er den richtigen Code herausfinden musste. Er versuchte es mit seinem Geburtsdatum. Nichts öffnete sich.
    Ah. Er versuchte es mit Gavins Geburtstag. Gut: Er fiel

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