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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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wieder in seine Rolle, seine Verkleidung, zurück.
    Gavins Geburtstag funktionierte. Danke, Mutter. Er nahm sich ein paar goldgefüllte Beutel, ihren Ehering und ein paar Geldstöcke. Er gab der jungen Sklavin erst einen von ihnen, dann noch einen. Ihre Augen weiteten sich.
    »Nimm dieses Papier und geh damit zu den Westdocks an der Bäckerstraße. Weißt du, wo das ist? Ein blaues Kuppelgebäude, wo das Söldnerunternehmen Der gespaltene Schild seinen Sitz hat. Frag nach Einauge oder Taya Vin. Ich empfehle dir Einauge, er ist freundlicher zu jungen Frauen. Du sagst ihm, dass dich Lady Felia Guile geschickt hat. Du kannst ihnen bis zu dreihundert Danare zahlen, damit sie dich nach Hause bringen und alle ihnen dabei entstehenden Unkosten tragen – wenn du einen niedrigeren Preis aushandeln kannst, behältst du den Rest. Dann buche die Schifffahrt nach Hause – wo kommst du her?«
    »Aus Wiwurgh, Herr.«
    »Du bist Parianerin? Du siehst nicht parianisch aus.«
    »Parianerin der ersten Generation, Herr. Meine Eltern sind während des Blutkriegs geflohen. Es ist ganz gut dort. Viele von uns leben in Wiwurgh.«
    »Nun gut. Es ist eine lange Fahrt, du solltest vierzig Danare für eine Kabine bezahlen. Sich im Unterdeck einzuquartieren ist billiger, aber ich würde dir das nicht raten. Sieh zu, dass dein Wächter mit dir zusammen Quartier bezieht. Ob Mann oder Frau, das ist egal. Der gespaltene Schild ist sicher. Wenn du eine Frau vorziehst, kannst du jedoch nach einer Frau fragen. Geh mit diesem Papier auch zu einem Schneider. Wenn es heute Abend dunkel wird, solltest du keine Sklavenkleidung mehr tragen. Alles verstanden?« Gavin kritzelte schnell ein paar Worte auf ein Blatt Papier. »Aber du musst dich noch heute Abend einschiffen. Deine Freilassung ist der Wunsch meiner Mutter, aber mein Vater handelt im Moment nicht sehr vernunftgesteuert. Du solltest nicht hier sein, wenn er zornig wird, und ich gebe ihm gerade gute Gründe, um zornig zu werden. Er wird dich binnen einer Woche vergessen haben, aber vorläufig …«
    Er beschrieb noch ein zweites Blatt und setzte seinen Namen darunter. Er ließ rotes Luxin auf das Papier tropfen, das er mit seiner Willenskraft so presste, dass es die Gestalt seines Siegels annahm, und versiegelte es dann mit Luxin, wobei er kaum einen Blick darauf warf. »Dies sagt jedem, der dich möglicherweise belästigt, dass das Prisma seine Hand über dich hält, und wenn dir irgendetwas Schlimmes zustößt, werde ich mich an ihnen rächen. Kann sein, dass es gar nicht stimmt. Ich weiß nicht, ob ich jemals nach Wiwurgh komme, aber wenn ich lange genug lebe, werde ich es versuchen. Hast du mich verstanden?«
    Die großen, geweiteten Augen des Mädchens waren nicht das winzigste bisschen kleiner geworden, aber nun wirkte sie zusätzlich auch noch den Tränen nahe. »Herr … ich weiß nicht, wie ich Euch danken …« Sie schluckte.
    »Geh jetzt«, sagte er. »Es ist hier sehr gefährlich für dich.« Und für mich.
    Sie ging, und er folgte ihr. Dann fuhr er den Turm hinunter und versteckte das Kartendeck an einem Ort, wo er sich sicher sein konnte, dass sein Vater nie danach suchen würde. Anschließend begab er sich wieder auf sein Zimmer.
    Karris schlief noch immer. Gavin schob ihr den großen Rubinring seiner Mutter über den Finger. Sie wachte noch immer nicht auf. Seltsamerweise passte der Ring perfekt. Gavin hätte schwören können, dass die Finger seiner Mutter breiter gewesen waren als die zartgliedrigen Finger von Karris. Er sah sich den Ring genauer an.
    Seine Mutter hatte ihn an Karris’ Größe anpassen lassen. Gavin lächelte. Danke, Mutter. Er sah förmlich ihr verschmitztes Lächeln vor sich, wenn sie daran gedacht hatte, dass er es sicher herausfinden würde. Nicht all seine Intelligenz hat er von seinem Vater, pflegte sie zu sagen. Noch immer lächelnd, küsste er Karris’ Stirn, während ihm Tränen in die Augen traten. Er hielt die Hand seiner Frau und setzte sich neben sie. Die Hand seiner Frau. Seine Frau.
    Nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten. All den Kämpfen, gegeneinander, gegen Farbwichte. Nach all der Dunkelheit und Verzweiflung. Er schob ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Berührte sanft ihr Gesicht. Prägte sich ihre Züge ein. Er holte tief Luft. Reine Luft. Er konnte jetzt befreit durchatmen.
    In einer Welt, in der alle Gefahren immer größer wurden und seine eigene Kraft abnahm, würde Karris seine volle Unterstützung haben. Hatte sie immer

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