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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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gehabt. Und irgendwie, obwohl er zu sterben begonnen hatte, seine Macht gebrochen war und sich sein Untergang bereits abzeichnete, fühlte er sich stärker und gesünder denn je.
    Das Joch der Verantwortung hatte er an den Bettpfosten gehängt. Gavin küsste seine schlafende Frau auf die Stirn, wiegte seinen Kopf im Nacken, rollte die Schultern, und dann schlüpfte er wieder unter sein verdammtes Joch. Es fühlte sich gut an. So, als sei es genau für ihn gemacht worden.
    Marissia wartete an der Tür. Ihr Gesicht sorgsam gefasst, ihre Hände gefaltet, zu dienen bereit. Gavin reichte ihr das Blatt für das Turmregister, das verzeichnete, dass seine Mutter ihre Sklavin freigelassen hatte. Marissia nahm es schweigend entgegen, aber ihre Haltung hatte etwas Zögerndes.
    »Marissia«, sagte Gavin ruhig. »Ich … falls du weg bist, wenn ich zurückkomme, kann ich das verstehen, aber es wird hier immer einen Platz für dich geben.«
    Sie verneigte sich ruckartig, und er wusste, dass sie es tat, um ihre plötzlichen Tränen zu verbergen. Sie floh mehr oder weniger aus dem Raum. Gavin rieb sich seinen Nasenrücken und schritt auf den Gang hinaus, angestrengt bemüht, ihr nicht hinterherzublicken. Draußen stand Hauptmann Eisenfaust und wartete schweigend.
    »Hauptmann«, sagte Gavin. »Wie wäre es mit ein bisschen Gleiten? Ein kleiner gefährlicher Flirt mit dem Tod.«
    Eisenfaust schwieg, aber sein Mund verzog sich zu einem leisen Lächeln.

97
    »Viel schwand dahin, doch viel verblieb«, hatte Gevison einst gedichtet.
    Gavin hasste Dichter. Er und Eisenfaust hatten Proviant und Waffen zusammengesucht und waren mit einem Ruderboot aufs offene Meer hinausgefahren.
    »Habt Ihr nicht vor, Euch einzukleiden?«, fragte Gavin und legte seine Rüstung an.
    »Ich bin nicht das erste Mal mit Euch im Gleiter unterwegs«, erklärte Eisenfaust.
    »Und?«
    »Ich ziehe es vor, mir besser keine Gewichte aufzuschultern, wenn ich womöglich schwimmen muss.«
    Ja richtig, nicht jeder kann in voller Rüstung schwimmen. Einer der Vorteile, die es bedeutet, ich zu sein.
    »Raues Wetter heute«, bemerkte Eisenfaust.
    Mehr sagte er nicht, aber Gavin wusste, dass er sich nicht gerade darauf freute, mit einer extrem hohen Geschwindigkeit über hohe Wellen zu sausen. Kein Wunder, dass er seine Rüstung nicht anlegen wollte.
    Aber eine Minute später rasten sie über die Wellen davon. Wie schon zuvor gab Eisenfaust auf dem Gleiter einen hervorragenden Beifahrer ab, und ihre vereinten Anstrengungen sorgten dafür, dass sie sich schnell genug vorwärtsbewegten, dass Gavin die Tragflächen benutzen konnte, um den Gleiter fast gänzlich über dem Wasser dahinjagen zu lassen. Das war gut, da die See heute rau und die Wellen hoch wie ein Mann waren. Wenn die Tragflächen des Gleiters genau richtig eingestellt waren, konnte Gavin das Boot fast waagrecht halten. Wären sie direkt auf der Wasseroberfläche gefahren, wäre es eine fürchterliche Fahrt gewesen, praktisch unmöglich.
    Nach ein paar Stunden ließen sie jedoch das schlechte Wetter hinter sich.
    Sie erreichten die atashische Küste, und Gavin glitt weiter gen Westen, bis er eine vertraute Bucht erkannte. Angesichts der unglaublichen Geschwindigkeit, mit der sie ihre Reise zurückgelegt hatten, und der Unmöglichkeit, unterwegs ihre Position genau zu bestimmen, waren sie um dreißig Meilen vom Kurs abgewichen. Eine so große Abweichung würde für ein normales Schiff einen weiteren Tag auf See bedeuten. Nicht für sie.
    Sie waren über ihr Ziel, die Armee des Farbprinzen, hinausgeschossen und zu weit nach Osten geraten. Eisenfaust wandelte ein Binokel, durch das sie einige ilytanische Schiffe erkennen konnten. Handelsschiffe, Versorgungsschiffe der Armee. Zivilisten – aber Zivilisten, die wahrscheinlich Kanonen und Schießpulver transportierten, die Chaos und Verwüstung über die friedlichen und unschuldigen Einwohner von Ru bringen würden.
    Gavin warf Eisenfaust einen fragenden Blick zu. Eisenfaust schüttelte den Kopf.
    Er hatte recht. Erst einmal die Lage auskundschaften. Dann kämpfen.
    Sie glitten durch die smaragdgrüne See vor Idoss, um das sie einen großen Bogen machten. Menschen auf Türmen, die Fernrohre mit scharfen Linsen hatten, könnten sie entdecken, lange bevor sie etwas in Erfahrung bringen würden. Sie passierten weitere Schiffe, die beinahe alle Kurs gen Westen nahmen, zweifellos weitere Versorgungsschiffe für die Armee.
    Das war nicht gut. Ein paar ilytanische Schiffe

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