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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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zu breit und offen, dann verlieren die Riffe ihre abschreckende Wirkung. Insofern sind mir deine Anregungen mehr als willkommen. Darüber hinaus brauche ich deine Hilfe, um Prioritäten zu setzen und zu entscheiden, was ich alles bauen muss, um meinen Leuten hier einen guten Start zu ermöglichen. Roden wir den Urwald – und wenn ja, wie? Müssen wir eine Mauer gegen die hier heimischen Tiere bauen, gegen die einheimischen Menschen? Sollen wir versuchen, schon irgendwelche Häuser zu bauen, oder wäre das zu viel Arbeit?«
    Karris sah ihn einfach nur an. »Weißt du, immer wenn ich denke, ich würde dich jetzt kennen … Du machst das wirklich, nicht wahr? Du gründest eine Stadt. Nicht nur ein Dorf. Du planst, dass sie ein bedeutendes Zentrum werden soll.«
    »Nicht zu meinen Lebzeiten.« Gavin lächelte.
    »Du weißt, wenn du weiterhin alles veränderst, was du in die Finger bekommst, wird in fünf Jahren nichts mehr so sein wie jetzt.«
    Fünf Jahre. Das sollte eigentlich die restliche Zeitspanne seiner Amtszeit als Prisma sein. Aber er starb bereits, und ziemlich bald würde auch Karris es bemerken. »Nein«, sagte er. »Ich hoffe, dass dem nicht so ist.«
    Fünf Jahre, und noch fünf große Ziele übrig. Nur dass ihm jetzt bloß noch ein Jahr blieb.

14
    Das Einzige, was diesem Ort fehlte, um ihn noch unheimlicher zu machen, waren im Wind wehende Spinnweben. Kip starrte in die pechschwarze Dunkelheit von Lord Andross Guiles Zimmer, und das Gefühl, das er dabei empfand, konnte man nicht gerade als Entzücken beschreiben.
    »Ihr lasst Licht herein«, herrschte ihn Grinwoody an. »Wollt Ihr versuchen, meinen Herrn umzubringen?«
    »Nein, nein, ich bin nur …« Ich bin nur immer gleich dabei, mich zu entschuldigen. »Ich komme herein.« Er machte einen Schritt nach vorn, durch mehrere Schichten schwerer Wandteppiche hindurch, die das Licht aus dem Raum fernhielten.
    Die Luft im Raum war verbraucht, stickig und heiß. Es stank nach altem Mann. Und es war unglaublich dunkel. Kip begann sofort zu schwitzen.
    »Komm hierher«, erklang eine Reibeisenstimme. Sie war leise und brüchig, als hätte Lord Guile den ganzen Tag über noch kein Wort gesprochen.
    Kip bewegte sich mit kleinen Schritten vorwärts, davon überzeugt, dass er stolpern und sich blamieren würde. Er kam sich vor wie in einer Drachenhöhle.
    Etwas berührte sein Gesicht. Er zuckte zusammen. Keine Spinnweben, aber eine federleichte Berührung. Kip blieb stehen. Er hatte irgendwie erwartet, dass Andross Guile ein Krüppel sein würde, der vielleicht in einem Rollstuhl saß, wie ein dunkler Spiegel der Weißen. Aber dieser Mann stand aufrecht im Raum.
    Die Hand war fest, wenn auch ein wenig schwielig. Sie fuhr die Züge von Kips pummeligem Gesicht nach, prüfte die Beschaffenheit seines Haars, die Wölbung seiner Nase, drückte seine Lippen und fuhr gegen den Strich über Kips ersten zarten Wangenflaum. Kip zuckte zusammen und war sich der Pickel schrecklich bewusst, die sich dort wölbten, wo sein Bart zu sprießen begann.
    »Du bist also der Bastard«, bemerkte Andross Guile.
    »Ja, Herr.«
    Aus dem Nichts kam es über Kip und riss ihm beinahe den Kopf ab. Er krachte so hart gegen die Wand, dass er sich bestimmt etwas gebrochen hätte, wäre nicht auch diese Wand mit einer dicken Schicht von Teppichen behängt gewesen. Er fiel auf den teppichbedeckten Boden, seine Wange brannte, und seine Ohren klingelten.
    »Das war fürs Existieren. Bringe niemals wieder Schande über diese Familie.«
    Kip erhob sich auf wackeligen Beinen, zu überrascht, um auch nur wütend zu sein. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber ein Schlag aus der Dunkelheit gehörte nicht dazu. »Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich geboren wurde, Herr.«
    »Du hast ja keine Ahnung.«
    Stille umhüllte ihn. Die Dunkelheit war bedrückend. Was immer du tust, hatte Gavin gesagt, mach ihn dir nicht zum Feind. Konnte es hier drin überhaupt noch heißer werden?
    »Verschwinde«, sagte Andross Guile schließlich. »Raus jetzt.«
    Kip ging, und er hatte das deutliche Gefühl, versagt zu haben.

15
    Der Farbprinz rieb sich die Schläfen. Liv Danavis konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Niemand konnte das. Der Mann war praktisch aus purem Luxin gemeißelt. Blaue Platten bedeckten seine Unterarme und formten sich zu mit spitzen Stacheln besetzten Panzerhandschuhen für seine Fäuste. Gewebtes blaues Luxin bildete einen großen Teil seiner Haut, unter deren Oberfläche Flüsse

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